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- Dieses Thema hat 1 Antwort und 2 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren, 11 Monaten von Heiko.
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Januar 21, 2022 um 11:06 am Uhr #17262BibertalerModerator
Servus zusammen,
Heiko hat bereits privat die Nachricht bekommen, aber auch für euch: Nichts ist vergebens. Und vor allem – das Internet vergisst nichts, auch keine Wetterbesprechung 😉 daher gibt es hier jetzt noch den Nachtrag zu Heikos letzter WB aus 2021, die leider dem Serverproblem zum Opfer gefallen ist. Viel Spaß beim Lesen des Wetters von vor vier Wochen und für die kommenden Tage in der aktuellen WB.
Ab jetzt stammt der Text allein aus Heikos Federführung vom 17.12.2021 – los geht’s 🙂
Hallo liebe Freunde des Wetters,
innehalten – etwas, das oft zu kurz kommt, und genau deshalb möchte ich damit beginnen.
An erster Stelle möchte ich an unseren Kaltlufttropfen Michael auch zum Ende dieses (Turnier-) Jahres erinnern. Er hätte sich bestimmt ganz besonders über die Initiative (siehe Georgs Beitrag, vielen Dank!) zu den jeweiligen Teilnehmerzahlen gefreut!
Der Turnierkalender zeigt es: Wir sind heute tatsächlich das letzte Mal im Jahr 2021 gefordert, einen Tipp in unserem Turnier abzugeben. Am 7. Januar 2022 ist die nächste Tippabgabe mit der ersten Wetterbesprechung 2022. Dann besteht sicher auch die Gelegenheit für einen meteorologisch-klimatologischen Jahresrückblick auf das Jahr 2021. Ich halte nichts von Wetterrückblicken vor Monats-, Jahreszeiten- oder Jahresende, jedenfalls dann nicht, wenn man mit vorläufigen Zahlen und Daten den Eindruck eines vollständigen Bildes vermitteln will.
In den letzten Tagen herrschte (nicht nur) hier in Berlin (und darauf konzentriere ich mich wie üblich, nicht ohne – wie üblich – die Wetterfrösche der anderen Turnierstädte zu ermuntern, Ergänzungen beizutragen) recht mildes Wetter. Der Schnee ist weg und die Vögel zwitschern – nein, richtig (vor-)frühlingshaft ist es nicht, dazu ist es alleine schon viel zu lange dunkel. Und dennoch ist der Winter hier im Nordosten Deutschlands aktuell wenig präsent. A propos Präsent, natürlich bezieht sich das nur auf unsere Leidenschaft, die Meteorologie, nicht auf Weihnachten.
Das Satellitenbild von heute Mittag zeigt, dass große Teile Mitteleuropas unter Wolken, teils auch Nebel oder Hochnebel liegen. Letzterer ist momentan vor allem in Teilen von Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein ein Thema. Sonne tanken geht derzeit im Alpenvorland, in (anderen) Teilen von Baden-Württemberg und Rehinland-Pfalz sowie im Saarland, rund um den östlichen Harz und auf der Ostsee vor Rügen und Usedom ganz gut. Außer etwas Sprühregen oder Regen im Nordwesten ist „niederschlagstechnisch“ nichts los in Deutschland.
Die Bodenkarte von DWD und BWK aus der Nacht zu heute zeigt den Grund für dieses ruhige, manche sagen wohl: langweiliges, Wetter: Hoher Luftdruck in Form der Antizyklonen YASCHA am Nordrand der Alpen und ZAFIRA über England hat sich breit gemacht. Er sorgt auch dafür, dass die Kaltfront des Tiefs MATTEO (Kern über Nordwestrussland) nicht mit der Warmfront des Tiefdrucksystems NEO I (vor der südostgrönländischen* Küste) und II (vor Ostgrönland) verbunden ist.
* Immer wieder schön, ä, ö und ü in einem Wort unterzubringen. 🙂
Im 500-hPa-Niveau lässt sich beim Blick auf die GFS-Karte von heute, 12z, ein Omega erkennen, das zwar nicht perfekt ist (aber wer oder was ist das schon?), aber doch deutlich nachzuvollziehen: Ein umfangreiches Höhenhoch über Irland (und damit korrespondierend zum Bodentief ZAFIRA) wird umrahmt von einem Trog, der von Grönland bis in subtropische Gefilde des Nordatlantiks westlich der Azoren reicht, und von einem Trog, der sich von Nordrussland (europäischer Teil) bis über das östliche Mittelmeer hinaus nach Nord(ost)afrika erstreckt. Südwestlich von Portugal macht relativ tiefes Geopotential einen der – eher kleinen – „Schönheitsfehler“ des Omegas aus.
Morgen Mittag wird das Hoch ZAFIRA über Großbritannien erwartet, während das andere Hoch, YASCHA, nicht mehr benannt sein soll (wie immer handelt es sich um eine Prognose), wenngleich ein zweites „H“ vom DWD irgendwo übers mittlere bis südliche Deutschland gesetzt wurde (ich habe jetzt nicht exakt ausgemessen, ob das eher Franken oder Thüringen oder Hessen ist). Eine Warmfront, die vom mittlerweile zwischen dem norwegischen Festland und Spitzbergen verorteten Tief NEO ausgehen soll, kann man im Hinterkopf behalten, denn immerhin wurde sie bis ins nordwestliche Polen gezeichnet, was von Berlin aus nicht so weit weg ist.
In der 850-hPa-Karte der pseudpotentiellen Temperatur mag man die Grenze zwischen kalter Luftmasse im südöstlichen Kartenausschnitt und höherem Pseudopot über dem nördlichen Polen (und – nebenbei gesagt – dem großen Rest Mitteleuropas) gut sehen, wogegen sich die für die Berliner Tipper(innen) relevante Gegend doch in einem ziemlich einheitlichen Türkis zeigt. Gleichwohl kann natürlich auch bei Fehlen relevanter Luftmassengrenzen (und bei dem Luftdruck und der Strömung zu der Jahreszeit) etwas Getröpfel oder Geniesel nicht ausgeschlossen werden – was unsere Tipps nicht einfacher, dafür aber das scheinbar eher langweilige Wetter doch spannender macht.
Immerhin sorgt die milde Luft in der Höhe dafür, dass wir nicht über den Aggregatzustand diskutieren müssen; Schnee, Schneegriesel und ähnliches heben wir uns für andere Großwetterlagen und Temperaturgefilde auf.
Wesentliche Argumente für größere Wolkenlücken sehe ich nicht, so dass ich die Lücke in der Bewölkung von GFS für morgen Mittag von Schweden nach Polen und weiter nach Süden nicht so ganz nachvollziehen kann. Skandinavienföhn sehe ich maximal für einige Regionen in Dänemark.
Der Gradient zwischen NEO (oder ist es der Nachfolger, der sich aus der Sonnabendmittag über dem mittleren Skandinavien sichtbaren Welle entwickelt?) über Nordosteuropa und dem vermutlich noch als ZAFIRA bezeichneten Hoch von Westeuropa bis nach Ostgrönland nimmt nachts (auch) über dem Nordwesten Deutschlands zu.
Damit rückt meiner Ansicht nach der Parameter „Böen“ mehr ins Blickfeld, denn die 25 Knoten oder rund 46 km/h werden – als ein Beispiel – vom GFS für die zweite Hälfte der Nacht zu Sonntag recht flächendeckend im Nordosten Deutschlands gerissen. Ihr habt außerdem die bis nach Südschweden reichende Kaltfront in der Bodenkarte für Sonntag, 00z, gesehen, und da kommt das Thema „Auflockerungen“ in Folge postfrontaler Subsidenz mindestens ebenso auf wie Niederschlag. Letzteren erwarte ich, auch aus den Erfahrungen mit den letzten Kaltfronten, die weder besonders kalt noch besonders nass waren, höchstens in sparsamer Dosierung. Die Sache mit den Wolkenlücken wäre sicher für die Frage nach der Tiefsttemperatur interessant.
Es ist aber auch das Timing zu bedenken, sprich, dass die Kaltfront zwar an Berlin vorbeischrammen, aber dies erst nach 06z tun kann. Für den Vierten Adventssonntag wird sie mittags pi mal Daumen auf der geographischen Breite von Berlin erwartet.
Bis zum Abend soll die kältere Luftmasse zwar den Nordosten Deutschlands noch nicht richtig geflutet haben, aber ein Rückgang der pseudopotentiellen Temperatur in 850 hPa von etwa 25°C am Sonnabendmittag auf vielleicht 14°C am Sonntagabend ist durchaus markant. Vielleicht ist es wie bei den letzten Kaltfronten tagsüber zunächst bedeckt (mit einer 5 oder 6?), bevor in der zweiten Tageshälfte zum einen die Wolken auflockern (und überhaupt wieder mehr Struktur bekommen, also von St / Sc eher zu Cu und Sc wechseln) und zum anderen der eine oder andere Schauer durchzieht? Wie so oft, gibt es viel zu tüfteln, bis der hoffentlich perfekte Tipp abgegeben ist – wohl wissend, dass es auch mindestens ein oder zwei andere Szenarien (z.B. erst Schauer, dann wieder Wolkensuppe oder natürlich das aprognostische „Das-haben-wir-alle-ganz-anders-getippt“-Wetter) geben kann.
Die derzeit letzte verfügbare DWD-Bodenprognosekarte, für den kommenden Dienstag, zeigt, dass hoher Luftdruck von Großbritannien bis nach Italien und zum nördlichen Balkan bis in die neue Woche hinein berechnet wird, wobei es mit gut 1025 hPa gegenüber mehr als 1040 hPa (jetzt und am Wochenende) doch nicht mehr die Hausnummer ist, und ich bin sehr gespannt, ob (und, wenn ja, wie nachhaltig) es die kalte Luft aus Osten schafft, oder ob doch wieder milde Luft vom Atlantik herangeführt wird.
Ich wünsche Euch erst mal viel Erfolg beim Tippen, viel Spaß beim Wetter in den letzten astronomischen Herbsttagen (am Dienstag um 16.59 Uhr ist mit der Wintersonnenwende der astronomische Winteranfang), vor allem schöne und erholsame Weihnachten, einen Guten Rutsch ins Neue Jahr (das Rutschen bitte wie gewohnt nicht zu wörtlich nehmen) und ganz besonders: Bleibt oder werdet gesund!
Viele Grüße,
Heiko. -
Januar 21, 2022 um 11:24 am Uhr #17263HeikoModerator
Auch auf diesem Weg vielen, vielen Dank an unseren Bibertaler Alex für die tolle Arbeit und Mühe!
Viele Grüße,
Heiko.
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