Letzte WB zur Sommerzeit vom 29.10 bis 1.11.2021

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    • #16986
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      Die Schatten werden länger, die Wälder und Hänge gelber und die Bergspitzen bald weiß: Der Oktober neigt sich unübersehbar seinem Ende entgegen und macht klar, dass die warme Zeit vorbei ist. Am deutlichsten wird dies, wenn uns in der Nacht auf Sonntag eine Stunde geschenkt wird, auch wenn die Umstellerei ja schon seit Längerem auf der EU-ToDo-Liste steht … mal schauen, ob das länger dauert als die Fertigstellung des Berliner Flughafens. An dieser Stelle einen netten Gruß nach Berlin und Gratulation zum ersten Geburtstag 😉Ansonsten hatte der Oktober manch interessantes zu bieten. Wir erinnern uns an Orkan Ignatz oder Sturm Hendrik, je nachdem, welches Medium man hernahm, das vielleicht nasseste wetterlose Wochenende in Berlin vor zwei Wochen, wobei es Ende Jänner 2020 noch einen Tick punkteärmer war, und zumindest im Süden einige schöne goldene Altweibersommertage.

      Statistisch gesehen nach dem Klimamittel 1991-2020 war der Oktober Deutschland leicht zu warm mit 0.2 Grad, wobei dies hauptsächlich auf den Norden zurückgeht, der teils über einem Grad zu warm ist. Andererseits war es hier auch überdurchschnittlich nass mit 162% des zu erwartenden Niederschlages in Rostock. Südlich des Mittellandkanals wird es dann rasch trockener. Im Allgäu kam nicht mal ein Drittel des sonstigen Niederschlages dazu und so pendelt es sich flächig auf einen eher zu trockenen Monat mit 70% ein. Daran werden auch die nächsten Tage nichts mehr ändern. Die Südhälfte Deutschlands fällt auch durch unterdurchschnittliche Temperaturwerte auf. Verbreitet lag die Abweichung bei um -0.5 Grad. Österreich hat vergleichbare Werte (Referenz Mittel 1981-2010) mit -0.4 Grad zu kalt und nur 64 % des Niederschlages. Für die Schweiz kommt die Zusammenfassung erst noch raus, aber vermutlich wird es da zumindest für die Nordschweiz wenig Abweichendes geben. Genug abgewichen, verlieren wir keine Zeit (auch wenn wir ja etwas am Sonntag „geschenkt“ bekommen) es gibt ja noch viel anderes zu bemerken, wofür ich eigentlich keine Zeit habe, daher herzlich willkommen zur letzten WB in der Sommerzeit 2021.


      Fronten- und Bodendruckvorhersage für Freitag 12 UTC [Quelle: wetterpate.de, FUBerlin, DWD]


      Satbild von heute morgen kurz nach 9 UTC. Weitreichende Nebelfelder vom Schweizer Mittelland über BaWü bis Tschechien und Oberösterreich, sowie in den Becken in Kärnten und in der Steiermark bis nach Slovenien. Des Weiteren wolkenarme Südalpen trotz Südföhn imm Norden, mit Hydraulischem Sprung über der Schweiz. [Quelle: sat24.com]

      Großwetterlage
      Unsere Großwetterlage verspricht Spannung pur. Auf 300 hPa wird der Jet großräumig um das Islandtief herumgelenkt, während im die Einreise nach Europa durch ein noch recht stabiles Hochdrucksystem über Zentralosteuropa verwehrt wird. Zwischen den beiden Kontrahenten verläuft der Jet über Großbritannien – ebenfalls herzlichen Glückwunsch zum ersten, mal mehr, mal weniger schlecht überstandenen ersten Jahr außerhalb der EU – auf die Nordsee und weiter nach Nordskandinavien. Weiters ist eine Austrogung über dem westlichen Mittelmeer zu erwähnen, an dessen östlichen Ende der Medicane Apollo heute noch beachtliche Regenmengen auf Sizilien bringt. Auf der Bodendruckkarte erkennen wir das Muster zusammen mit den Fronten, Hoch Rosamunde im über Westrussland und Osteuropa, Islandtief Kalli I mit Ablager III über dem Nordmeer, der ein weiteres Rizom über dem Weißmeer bildet und an dessen Fronten sich in Verlängerung Tief Leo über Schottland einhängt. Diese Luftmassengrenze vom Weißmeer über das mittlere Skandinavien, die Britischen Inseln, Westfrankreich und dann bis zur Algarve trennt die kalte Luftmasse von einer Wärmekuppel, unter der wir gerade feinstes Herbstwetter bei weit zweistelligen Höchstwerten genießen dürfen, sofern man nicht das Pech hat unter der Stratusobergrenze beispielsweise im Alpenvorland, zu wohnen.  Das Satbild von heute Morgen bedarf hier eigentlich keiner weiteren Bemerkung. Andererseits sieht man mal wieder, dass Schulbuchwissen manchmal nicht so ganz passt. Bei Föhn wird immer erklärt, dass es auf der Luvseite eines Gebirges zu Niederschlägen kommt, sodass dort die Luftmasse mit -0.6K/100m aufsteigt, andererseits im Lee jedoch mit +1K/100m absinkt und weiter auftrocknet und dort auch kaum Wolken sind. Nun ist der Föhn im Alpenraum bereits seit vergangener Nacht aktiv und es gibt kaum Wolken im Süden. Wir haben also mal wieder einen „Österreichischen Föhn“, der laut Innsbrucker Daten hier mindestens 50% der Fälle ausmacht (ein paar interessante Punkte zum Nachlesen http://refresh.wetteran.de/grundlagen/foehn#04). Man erkennt auch schön einen hydraulischen Sprung über der Schweiz etwas nördlich des Alpenhauptkammes, auch hier ohne Niederschlag im Süden.


      Bei der Gelegenheit, das SOunding vom LOWI vom Freitagmorgen mit einer deutlichen Inversion, die die warme Föhnluft (über 10 Grad bis fast auf 800 hPa) von der kalten Talsohle (Minimum an der Uni 1.8 Grad, am LOWI 0.0 Grad) [Quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN]


      Fronten- und Bodendruckvorhersage für Samstag 12 UTC mit Tiefs wie auf der Perlenschnur aufgereiht [Quelle: wetterpate.de, FUBerlin, DWD]



      GFS-Geopotential auf 300 hPa mit Isotachen, das Islandtief verlagert sich in Richtung Mitteleuropa, während das Hoch über Osteuropa abwandert. Zudem Tiefdruck über Südosteuropa. [Quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Wochenendablauf
      Ohne Niederschlag untertags wird sich dieses Wochenende in unseren Turnierstädten jedoch nicht ganz ausgehen. Der Trog des Islandtiefes nähert sich ebenso schnell wie die Winterzeit, auf der anderen Seite verliert Hoch Rosamunde an Einfluss bei uns und wandert nach Osten ab. Wer möchte es ihr verübeln, wenn sie ständig mit kleine Sticheleien am Rand von Kalli I genervt wird. Tief Leo ist der erste, für uns harmlose Versuch, das Hoch zu knacken. Weiter als bis zum äußersten Westen und Norden Deutschlands kommt er jedoch nicht. Also muss Stufe zwei geschalten werden, das nächste Tief Martin steht schon bereit und überquert am Samstag Frankreich. Während die Warmfrontbewölkung zum Mittag schon Berlin und weit über die Alpen vorgerückt ist, kommen die Niederschläge daraus wie von Warmfronten gewohnt erst später an und sind – wenn überhaupt – nur für Zürich (Regen bereits vor 18 UTC) interessant. Auch dieses Tief reicht nicht um Rosamunde endgültig zu vergrämen. Es zerbröselt beim Auflaufen auf das Hoch immer mehr auf und ist östlich einer Linie Fehmarn-Zugspitze kaum mehr niederschlagsaktiv. Sonst bleibt es abseits von etwaigen Nebelfeldern (selbe Regionen übrigens wie am Freitag) freundlich und angenehm mit um 15 Grad im Osten, in Wien könnte es ebenfalls wärmer werden, wenn es höher durchmischen würde. Mit niedriger Durchmischung gehen sich nicht mehr als 12-13 Grad aus. Zürich bleibt unter stärkerer Bewölkung ebenfalls etwas kälter mit maximal 12 Grad und Innsbruck kann mit Föhn rund 17 Grad erreichen. Im Falle eines höheren Durchmischens (mit 700 hPa) wären theoretisch sogar 20 Grad möglich.

      Wenn das nichts hilft, müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden. Der Winter will es wissen – also dritte Stufe mit Tief Nael. Dieser Schritt Richtung Wetterwechsel in die kalte Jahreszeit wird am Samstag vor der Irischen See vorbereitet und ist dort in der ThetaE-Karte für Samstag 18 UTC schon erkennbar. Im Laufe der Nacht auf SOnntag überquert das Tief die Britischen Inseln, seine Kaltfront reicht über die Biskaya bis weit in den Atlantik hinaus und arbeitet sich konsequent nach Osten. Bis Sonntag 18 UTC liegt diese Front von der Nordsee, den BeNeLux-Staaten, einmal quer über Frankreich bis nach Nordportugal. Für alle unserer Turnierstädte zu weit westlich. Diese Lage ermöglicht es, noch einen Mü wärmere Luft nach Norden zu schaufeln, sodass die Höchstwerte im Osten noch ein Grad höher steigen können Relevante Niederschläge fallen erst in der Nacht auf Montag. Zürich bereits in der ersten Nachthälfte und in Berlin und Leipzig erst knapp vor 6 UTC, sollte die Front sich Zeit lassen, wäre der Regen eventuell einen Tick zu spät fürs RR. Innsbruck bleibt mit Föhn trocken, gleiches nur ohne Föhn gilt für Wien.


      GFS ThetaE auf 850 hPa mit Niederschlag (>1mm, grau schattiert) zum Verlauf der Fronten für Samstag 18 UTC, Sonntag 6 und 18 UTC sowie Montag 6 UTC [Quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Die Städte kurz im Einzelnen
      Berlin
      An sich ruhiges Herbstwetter mit viel Sonne, aber auch ausgedehnten hohen Wolkenfeldern und schwachem Südwind. Am Sonntag nochmal ein Grad mehr als die maximal 16 Grad am Samstag, dafür aber mehr Wolken und konsequenterweise weniger Sonnenschein. Regen auf Montag gegen 6 UTC. Sollte sich die Front an die Fahrpläne der Deutschen Bahn halten, ist auch RR -3.0 eine Option zum Durchdenken wert.

      Leipzig
      Ebenso wie in Berlin nochmal ruhiges Herbstwetter, vor allem am Samstag, mit maximal 16 Grad und 17 bis 18 Grad am Sonntag. Mehr Wolken am Sonntag und Eintreffen der Front mit Regen kurz vor Berlin, daher dank 6min-Regelung gerade noch pünktlich.

      Zürich
      Wiederholungsnebel am Samstag, schwacher südwestlicher Wind, am Abend etwas Regen denkbar und eher mehr Wolken als Sonnenanteile bei maximal 12 Grad. Für Nebel am Sonntag spräche Feuchteinput am Vorabend, dagegen jedoch, dass es an sich Wolken hat, die mit Gegenstrahlung der Nebelbildung endgegensetzen. Wer das weniger stark ausgeprägt sieht, sollte Nebel zumindest durchdacht haben. An sich aber etwas freundlicher, südlicher Wind aus den Alpen heraus und wärmer mit um 15 Grad, untertags trocken, Regen in der Nacht auf Montag

      Wien

      Ziemlich windig aus Südost dank Alpenumströmung mit starken bis stürmischen Böen, sonst recht freundlich bei Höchstwerten um 13 Grad, mit etwas höherer Durchmischung höhere Tmax denkbar. Hierzu empfehle ich gern die ICON-Soundings von Mammatus95 unter Wetterdaten. Am Samstag nahezu wolkenlos, vielleicht ein paar lockere Cirren, am Sonntag dagegen mehr Wolken aber trocken bis in den Montag hinein. Nebel bei der Windsituation kein Thema.

      Innsbruck
      Die Föhnhauptstadt der Alpen macht ihrem Namen alle Ehre. Der Maisröster, wie er hier genannt wird nimmt bereits am Freitag Fahrt auf und wird bis Montag wetterbestimmend sein. Folgen sind Höchstwerte von 17 Grad (mit Sattelberg, also knapp über 800 hPa durchmischt, mit 700 hPa wären 20 Grad denkbar), nachts nur bedingte Auskühlung, falls der Föhn abhebt und auch Nordrotor von der Nordkette herab nicht greifen; wird vor allem am Sonntag spannend werden. Nördlich der Föhnmauer größere Wolkenlücken mit typischer Föhnbewölkung


      Druckgradient Bozen-Innsbruck, Südföhn bis Montag, dann mit Kaltfront Umschung auf Nordföhn in Südtirol [Quelle: profiwetter.ch]
      Live mitverfolgen am LIDAR von der Uni Innsbruck unter http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png


      Ausblick

      Wie geht’s denn jetzt weiter? Trrrrrrrrrrrrrrrommelwirbel……………. Es wird November 😉 Spaß beiseite. Wenn Simon und Judas sind vorbei, ist der Weg zum Winter frei – und das war am gestrigen 28. Oktober. Der Winter macht den ersten wichtigen Schritt am Montag. Mit der Kaltfront fluten kalte Luftmassen weite Teile Europas. Wer am Montag und Dienstag noch über den Tellerrand schauen möchte, Cers und Mistral geben richtig Gas. In den Alpen fällt bereits am Montagabend Schnee, über 1400 m über der Adria wird es sicher weiß werden, darunter bleibt nasser Schnee auf den noch warmen Böden schwerer liegen, aber in den Hochlagen wird das für die nächsten Monate so bleiben. Im GFS-Ensembles für Innsbruck sieht man den Temperaturknick recht eindrucksvoll. Anschließend verbleibt das mittlere Temperaturniveau (schwarz) unter dem klimatologischen Mittel (rot). Der Hauptlauf erholt sich nach einer Woche schon wieder, steht aber als wärmstes Szenario sehr einsam da mit einem Tief südöstlich DACHs und damit wieder Föhntendenzen. Auch Niederschläge sind im November wieder häufiger, wobei die Mengen im Alpenraum deutlich höher sind als über Ostdeutschland, und längere trockene Abschnitte wie zurzeit sind bis Mitte November nicht absehbar. Der nächste Schwung Niederschläge kommt bereits zum 4. November, hier könnte die Schneefallgrenze zeitweise unter 1000m reichen. Bis dahin vertieft sich der Trog über Westeuropa weiter und die Modelle deutet ein abtropfendes Tief über der Iberischen Halbinsel an, was uns dann am kommenden Wochenende erst interessieren wird. Und wenn man noch nach oben sieht Richtung Polarwirbel, dann stellt man fest, dass dieser sich gut weiterentwickelt. Aus der Ying-Yang-ähnlichen Konstellation wird in den nächsten zwei Wochen ein annähernd kreisrundes Gebilde mit erwartbar kalter Luft, wenn auch nicht ganz mittig.


      GFS Ensembles für Innsbruck, Temperatur auf 850 hPa ud Niederschlag, rot klimatologisches Mittel, schwarz Ensemblemittel, dickblau Kontrolllauf, dickgrün Hauptlauf. Zunächst noch über-, aber Montag deutlcih unterdurchschnittlich mit Frost auf 850 hPa – die Schneekanonen werden laufen, auch wenn von oben natürliches Weiß nachkommt [Quelle: wetterzentrale.de]


      Temperaturen auf 50 hPa am vergangenen Mittwoch, hat so ein bisschen was von Ying und Yang [Quelle: wetterzentrale.de]

      Der Winter naht, nicht nur die Winterzeit, und es wird mit Sicherheit interessant werden, nicht nur weil die Ampel immer mehr Farbe annimmt (hier stellt sich nur die Frage ob diese mehr auf Grün steht oder eher auf Rot bleibt… und wie lang wird die Gelbphase), sich die Weihnachtsmärkte und Skigebiete schon auf Hochtouren auf eine wenig sicher planbare Saison vorbereiten, sondern auch, weil wir ins zweite LaNina-Jahr in Folge gehen und abgesehen davon dieses Jahr schon komplett anders verlief als die vergangenen drei Jahre. Lassen wir uns überraschen. Mit etwas gutem Willen geht sich zum Nikolaustreffen in Innsbruck am 11.Dezember sogar die traditionelle Rodeltour aus. Dazu dann aber mehr in meiner nächsten WB.

      Viele Grüße aus den letzten Atemzügen des Sommers
      Bibertaler

      • Dieses Thema wurde geändert vor 2 Jahren, 5 Monaten von Bibertaler. Grund: Bebilderung
    • #16987
      Heiko
      Moderator

      Servus lieber Bibertaler,

      tolle, inhaltsreiche und amüsant zu lesende Wetterbesprechung – vielen Dank!

      Das gilt auch schon für den Ante-illustrationem-St(r)atus. 🙂

      In Dahlem bisher im Oktober übrigens 21,8 l/m² und damit ein deutliches Defizit.

      Zum Wechselsprung musste ich übrigens ebenso googeln wie zum Cers, und dass neben dem Dachl und dem „Piano“ auch gerodelt wird, ist zwar naheliegend, war mir aber auch neu. 🙂

      Bin auch gespannt auf den Niederschlag bis Montag früh, und inwiefern die Wolken zusammen mit der Luftmasse an beiden Tagen sich mit der Temperatur behakeln.

      Schönes Wochenende und viele Grüße,
      Heiko.

      P.S.: Mit Bildern umso hübscher, vielen Dank! Ich habe mir beim Eintragen der Namen in die BWK-Karte auch ganz viel Mühe gegeben. 🙂

      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 5 Monaten von Heiko.
    • #16990
      Pfingstochse
      Teilnehmer

      Lieber Bibertaler,

      vielen Dank für diese vorzügliche WB mit interessanten „Ausflügen“, unterlegt mit tollen Karten 🙂 Bleibt es in Berlin bis Montagfrüh trocken oder nicht, das ist die zu beantwortende Frage. Ebenso klären wird sich das Ausmaß der Sonnenscheindauer am Sonntag (nur Cirrus-Bewölkung oder ist doch schon mittelhohe Bewölkung mit von der Partie?). Und die Innsbrucker Turniertipper haben mit der Föhnsituation „zu kämpfen“, hebt der Föhn des Nachts auch mal ab mit entsprechend niedrigeren Tmins oder nicht. Der Sonntag ist vorerst der letzte Tag mit mildem Herbstwetter, nutzen wir ihn, zumal er 25 Stunden lang ist 🙂

      Allen ein schönes WE! Viele Grüße aus Teltow…Ralf

    • #16991
      Heiko
      Moderator

      Hallo zusammen,

      der Vollstädnigkeit halber: Ich bin heute mal wieder an der 10381 für die Obse zuständig, und zwar nach (nicht inklusive) 13z bis (einschließlich) 21z.

      Der Cirrus hat hier in den letzten Stunden ordentlich zugenommen. Um 14z konnte ich nicht mehr als 2/8 blauen (=wolkenfreien) Himmel erkennen, so dass ich (von 3/8 um 13z) auf 6/8 Gesamtbedeckung (alles Cirrus, teils fibratus, teils spissatus, einige Kondensstreifenreste, also Sonergruppe 2503) gegangen bin. Nicht vollständig, aber doch exemplarisch soll der nachmittägliche Anblick durch die folgenden Screenshots der Wetterturm-Webcams illustriert werden.

      Blick nach Osten

      Blick nach Nordwesten

      Blick nach Nordosten

      Übrigens liegt die geschätzte Sichtweite derzeit hier bei 25 km.

      Mal gucken, ob es in der kommenden Nacht für Polarlicht(sichtungen) reicht.

      Viele Grüße,
      Heiko.

    • #16992
      Heiko
      Moderator

      Kleiner Nachtrag: Nach meinem letzten Beitrag hat sich wettertechnisch nicht so viel getan; seit dem 16z-Obs haben wir 7/8 Cirrus, zwischenzeitlich mal zwei Schichten (bei der tiefstehenden Sonne war das ganz gut zu erkennen), jetzt eine in geschätzt 7.500 m Höhe, weiterhin an manchen Stellen dünn (fib) und an anderen ziemlich dicht (spi). Niederschlag gab’s nicht; auf dem Radar zieht eine der angesprochenen Fronten(-reste) in die Prignitz im Nordwesten Brandenburgs, aber laut der neuesten Vorhersage einer „Wetterfirma“, die nur noch (wenn überhaupt) auf dem Papier existiert (M…o G…p), liegt die Niederschlagswahrscheinlichkeit in Berlin bei 10% bis Mitternacht. Vielleicht hilft der Mini-Frontendurchgang ja in Sachen Auflockerungen (wegen Ausschau nach Polarlicht halten).

      Viele Grüße,
      Heiko.

    • #16993
      Heiko
      Moderator

      Abends zog noch ein schönes Ac-Paket durch, und es war ungefähr genau so schnell wieder weg, wie es aufgetaucht war. Nun wieder Cirrus, weder Polarlicht zu sehen noch Regen zu beobachten. Temperatur wieder etwas über der 10(,0)°C-Marke und relative Feuchte abends stagnierend bzw. leicht rückläufig.

      Viele Grüße,
      Heiko.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 5 Monaten von Heiko.
    • #16995
      Georg
      Administrator

      Weltbester Alex, vielen Dank für die Weltklasse-WB.

      Der Föhn sollte heute in Innsbruck nochmals ganz schön ruppig werden. In Südtirol staut der Südwind gerade tiefe Wolken, unter denen es relativ kühl ist, bis zum Alpenhauptkamm an. Durch den Temperaturunterschied zwischen dem trüben Südtirol und dem sonnigen Nordtirol liegt heute der stärkste Druckgradient zwischen Brenner und Innsbruck. Das ist Doping für den seichten Föhn durch das Wipptal, der nicht so extrem trocken sein sollte, wie der gestrige hochreichende Südföhnsturm.

      Vielleicht klappt das ja heute Abend mit dem Polarlicht bei T-Shirt-Temperatur, das wäre schön.

      Ganz herzliche Grüße,
      Georg

    • #16996
      schmidt_meteo
      Teilnehmer

      An diesem Wochenende sieht man auch mal wieder gut, dass die Modelle vor allem lokale Ereignisse wie Föhn noch nicht sehr gut wiedergeben können und vor allem auch die maximalen Böen unterschätzt wurden.

      Auffallend war auch, dass die Sonnenscheindauer am Sonntag bei vielen Vorhersagen anders gesehen wurde als es dann tatsächlich war.

      Der Regen in Zürich kam auch deutlich später und Berlin wurde bis zum Morgen nicht erreicht.

      Insgesamt ein spannendes Wochenende und damit sind wir im November, dem letzten Drittel des Herbstes, angelangt und bisher waren es noch keine sehr schwierigen Wetterlagen bis auf einige lokale Nebelprobleme oder Föhn.

      Viele Grüße aus der Heide

      Felix

      • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 5 Monaten von schmidt_meteo.
    • #16998
      Bibertaler
      Moderator

      Servus nochmal,
      nachdem es jetzt endlich die ersten Schneebilder gibt, mache ich gleich noch ein kurzes Föhnupdate mit den entsprechenden Grafiken. Es gab ja die Problematik, die Georg schon angesprochen hat, ob es hochreichend oder eher seichter Föhn ist. Rückblickend kann man sagen, dass wir hier seit Freitag immer mit dem Sattelberg, also zumindest mit 2107 m über der Adria durchmischt waren. Als Tmax waren damit 18.6 und 19.5 Grad an der Uni auf der Liste zu verbuchen.
      Hier kommen jetzt Abläufe der Uni-Messdaten und die LIDAR-Grafiken, bei denen man gut sehen kann, wie der Föhn nachts abhob und etwas kühlere Luft aus Westen einsickern ließ. Relativ zu Orten im Inntal ohne Föhnluft war es aber immernoch gut 4-5 Grad wärmer. Meine 9 Grad mit Rotorföhn in der Nacht zum Sonntag waren dann aber doch etwas zu viel des Guten, sodass mir da gute 10 Punkte verloren gingen…ich würds aber nochmal tippen, wenn die Lage es zulässt 😉 So jetzt aber die Grafiken für alle, die es etwas genauer wissen wollen.


      Uni-Messwerte Freitag bis Samstag  [quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN]


      Uni-Messwerte Samstag bis Sonntag, knapp nach dem dritten Föhndruchbruch [quelle: ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Uniwerte Sonntag bis Montag beim Eintreffen der Front mit starkem Regen bzw. Schnee oberhalb von rund 1500 m Höhe




      LIDAR-Grafiken von Freitag bis Montag, in der letzten Grafik sieht man am Ende den Frontdurchgang mit den wechselnden Windrichtungen. Nachts sieht  man jeweils den Föhn rund 200-400 m oberhalb der Stadt (also geradeaus aus dem Wipptal).

      Der Start ins Wochenende war umso spektakulärer mit einem fast schon außerirdischen Sonnenuntergang, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
      Blick nach Osten Blick nach Westen
      Diese beiden Webcambilder stammen von der Uni, einmal mit Blick nach Osten, einmal nach Westen von den entsprechenden Webcams auf Foto-webcam.eu


      Etwa zur selben Zeit stammt die Temperaturmessung mit einem Meteotracker. Schön zu sehen ist hier die warme Strecke im Stadtkern ( knapp unter 20 Grad mit Föhn), der erste Knick beim Inn und dann eine spürbarer Temperatursturz auf etwa 12 Grad entlang der Kranebitteralle beim Erreichen des Flughafenareals und nur 10 Grad auf Höhe der Martinswand. Die Feuchte (die schwarze Linie im Plot) spiegelt sich wie bei trockener Föhnluft zu erwarten.

      Und abschließend – Winter is coming!!! Schneefall auf der Seegrube seit heute gegen 15 Uhr: Bilder sagen mehr als tausend Worte.

      In diesem Sinne eine gute Woche euch noch und viele Grüße von unter dem Schnee
      Bibertaler

    • #16999
      snowthom
      Teilnehmer

      Jetzt möchte ich mir einen Föhn kaufen!🤔

      Gruß
      snowthom

    • #17001
      Heiko
      Moderator

      Hallo,

      schöne Ergänzungen, danke!

      Was Felix schrieb, …

      „Auffallend war auch, dass die Sonnenscheindauer am Sonntag bei vielen Vorhersagen anders gesehen wurde als es dann tatsächlich war.“

      …ist für Berlin noch ziemlich diplomatisch ausgedrückt, wenn man sich überlegt, dass der tatsächlich gemessenen Sonnenscheindauer (83% in Dahlem und 79% in Schönefeld) eine recht deutliche Fehlprognose (Petrus 46%, Ausreißer – abgesehen vom Donnerstag und Freitag – Michi23 mit 70%) gegenübersteht.

      Viele Grüße,
      Heiko.

    • #17002
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      da isse, die weiße Pracht. Von West nach Ost – die Höhenlagen der Alpen haben ihr erstes Wintergewand erhalten. Im Raum Innsbruck hatte es bis eta 1100m herunter geschneit, sodass das Seefelder Plateau angezuckert wurde. Hätte es vergangene Nacht noch 3-4h weiter so kräftig geregnet, hätte man vielleicht sogar die ersten Flocken in der Stadt gesehen. Aber am Donnerstag gäbe es ja schon die nächste Möglichkeit, ehe sich die Sonne wieder durchsetzt. Andererseits darf es eigentlich bis St. Martin nicht bis IBK schneien, denn eine Bauernregel mit guter Trefferquote besagt: „Schneits vor Martini übern Inn, ist der halbe Winter dahin“ – in dem Sinne, wollen wir hoffen, dass es bei Regen bleibt, wie es die Modelle grad noch berechnen. Weswegen ich eigentlich schreibe, ich habe noch ein vorher und ein nachher Bild. Das eine ist von heute, das andere ist vom vergangenen Mittwoch … mehr sag ich mal nicht dazu und lasse wieder nur die Bilder sprechen 😉 [Quelle: https://worldview.earthdata.nasa.gov/%5D


      Viele Grüße … auch vom Winter
      Bibertaler

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