Erste Sturm-WB 2022 vom 28. bis 30. Jänner 2022

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    • #17305
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      wir kennen es alle. Man schläft noch ganz gemütlich in seinem Bett, träumt noch von allerlei Schönen, einem Spaziergang durch einen blühenden Park, die Abfahrt auf einem unverspurten Pulverhang oder Dösen am Strand unter Palmen – und dann macht irgendein so ein besch… Trottel das Licht an. Den müden, aber renitenten Aufschrei brauch ich euch bei Weitem nicht erklären. Ihr kennt ihn ohnehin und daher könnt ihr euch selbstverständlich in Phil hineinversetzen. Wer Phil nicht kennen sollte, der sollte am Mittwoch nach Pennsylvenia schauen, genauer in den Ort Punxsutawney, wo am 2. Februar, dem sogenannten Groundhog Day, das Murmele Phil nach dem weiteren Verlauf des Winters gefragt wird. Herausgerissen aus seinem Winterschlaf, aus seinem Bau mit müden Kulleraugen ins grelle Licht gehalten und dann sind da noch so viele Menschen drum herum, was für eine schreckliche Vorstellung, nicht nur für ein Murmele. Und das alles nur, um nachzuschauen, ob er seinen Schatten sieht. Falls dem so ist, so geht der Winter noch mindestens vier Wochen weiter. Sieht er ihn aber nicht, so steht der Frühling ins Haus. So viel zur Theorie… Aber wer könnte schon schlafen bei den Aussichten, die sich uns in den kommenden Tagen zwischen Nordsee und Ostalpen ergeben werden? Wenn Murmelen einen PC hätten, Phil würde sicher genauso wie wir davor sitzen und mit Spannung in die Karten schauen und daher wollen wir keine Zeit verlieren, es gibt viel anzuschauen.


      Bodendruckvorhersage für Freitag 12Z und Samstag 12Z [wetterpate.de, FU Berlin, DWD]

      Großwetterlage
      Zum Start in das bisherige windigste Wochenende dieses Jahres haben wir am Freitagmittag das Hoch Friedrich über der Biskaya bis nach Frankreich hinein reichend. In der Höhe wird er von einem Höhentief im Süden flankiert, was für uns jedoch nicht weiter relevant ist. Ebenso kaum mehr relevant ist Tief Marie, die mit knapp unter 995 hPa derweil über Russland liegt. Ihre Warmfront verläuft über der leider heiß diskutierten Ostukraine, die Kaltfront schlängelt sich über das westliche Schwarze Meer einmal über den Balkan bis Norditalien, wo das bisschen aktiv ist, was es über die Alpen geschafft hat. Auf ihrer Rückseite ist es in der NNW-Strömung dank Skandiföhn zwischen Oslo und Berlin sehr sonnig und verhältnismäßig ruhig, die Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Für unsere Tipps interessanter wird es im Norden, wo Tief Nadia, gerade frisch über Island geflogen, mit einer bis nach Cornwall reichenden Warmfront und Enddestination Skanden auf dem Weg ist. Im Gepäck ist aber schon das nächste Tief Odette, das zunächst noch mitten auf dem Atlantik liegt und uns dann am Sonntag auf Trab hält.



      Geopotential mit Isotachen auf 300 hPa von Freitag bis Montag jeweils um 6UTC (oben) und ThetaE auf 850 hPa mit 3h-Niederschlag (schattiert, >1mm) für Samstag und Sonntag jeweils um 9 und 18 UTC [ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Grober Wochenendablauf
      Nach Maries abziehender Kaltfront am Alpenrand am Freitag mit Schneeschauern bis weit herunter, etwas Nordföhn in Innsbruck, und vorübergehender Windabschwächung im Nordosten, kümmert uns am Samstag zunächst Nadias Warmfront mit etwas Regen und einigem Gewölkt. Mit ihrer Front nimmt der Wind wieder unüberfühlbar zu. Über Schottland fängt Odette an herunterzuschalten, um mit Vollgas Nadia zu überholen und in Mitteleuropa hineinzurasen. In der Nacht auf Sonntag rauscht dann die Kaltfront samt Sturm bzw. Orkan von der Nordsee her kommend heran, überquert rasch die Norddeutsche Tiefebene und liegt am Sonntagmorgen bereits über dem Alpenvorland. Der westliche Teil der Front zerbröselt aber, denn mit der Konvergenz in der Höhe am rechten Jetausgang sorgt das eher für Frontolyse. Daher wenden wir uns wieder der anderen Richtung zu. Postfrontal legt der Wind im Nordosten, sowie an Nord- und Ostsee noch mehrere Zähne zu. Mit orkanartigem Nordwestwind wird das Wasser in die Deutsche Bucht gedrückt und auch an der Ostsee steht eine Sturmflut bevor. Im Süden prallt unterdessen die Front mit aller Wucht gegen die Alpen. Wenn man die Front nach Osten weiterverfolgt, geht es über die Slowakei und die Westukraine nach Norden, wo Odette zum Sonntagvormittag über dem finnischen Meerbusen liegt und sich in weiterer Folge über Russland aufhalten wird. Mit dem Tief verlagert sich auch das Sturmfeld weiter nach Osten und auch im Nordosten lässt der Wind nach. Das Wochenende endet darauf mit leichtem Keileinfluss in allen unseren Turnierstädten ruhiger und trocken.

       


      GFS Böen in m/s im Verlauf alle 9 STunden zwischen Samsatgmittag und Sonntagnachmittag [ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Wind
      Wie schon angedeutet, es wird mit Nadias Eintreffen stürmisch werden. Betroffen sind hiervon besonders Berlin, Leipzig und im Süden auch Wien.
      Turnierrelevante Böen sind bereits vor Samstagmittag zu bedenken. Im Laufe des Nachmittages nimmt die Isobarendrängung weiter zu: 999 hPa auf Rügen gegenüber 1032 hPa in Freiburg ist mal eine Ansage – und das Sturmfeld über der Nord- und Ostsee an Fahrt auf.


      Ausnahmsweise mal ein WRF zum Sonntagmorgen 6UTC  [meteociel.fr]

      An der Dänischen Westküste treten orkanartige Böen auf, bis zum Samstagabend ziehen die Friesischen Inseln, sowie Rügen und Hiddensee nach. In der gesamten Norddeutschen Tiefebene gilt ab jetzt für die weiteren Nachtstunden stürmische Böen als gesetzt, in Küstennähe schwerer Sturm. Im Laufe der Nacht verlagert sich der Schwerpunkt eher auf die Nordosthälfte unterhalb des Jets, der direkt über Berlin, Leipzig und Wien mit rund 140 kn dahin fegt, wie man im Stuve-Diagramm (Zeitpunkt ist hier jedoch Mittags, für Interessierte zum Bewölkung abschätzen) für Berlin unten bei „Städte im einzelnen“ entnehmen kann. Auf 850 hPa liegt das Windmaximum zum Sonntagmorgen immerhin noch mit über 80 kn laut EZ und lediglich 75 kn im GFS und zwar auf einer Linie zwischen Fehmarn und Oderbruch. Während im südwestlichen Niedersachsen der Wind daher langsam schwächer wird, bleibt es von Schleswig-Holstein bis zum Erzgebirge stürmisch, in Berlin reicht es je nach Modell für Sturmböen, an einigen Stationen werden auch schwere Sturmböen messbar sein. Noch heftiger wird es an den Küsten und in den Hochlagen von Harz und Erzgebirge, dort werden öfters mal orkanartige Böen erreicht. An exponierten Stellen wie auf dem Brocken und auf dem Fichtelberg, sowie vom Kap Arkona bis Hiddensee sowie an der Langen Anna und auf Sylt erreicht der Wind volle Orkanstärke. Nach überschreiten des Sturmmaximums bleibt die Lage durch den gesamten Sonntag hindurch auf Sturm bzw. schweren Sturm und schwächt sich erst am Abend deutlich ab. Auch wenn Winterstürme nichts Besonderes sind und der Norden eh besser damit umgehen kann, es wird einige Bäume erwischen, deswegen kann man froh sein, dass es einerseits über Nacht ist und außerdem der nächste Tag kein Werktag ist.

       
      Wellengangprognose für Sonntag 0Z mit 7-10m auf der Nordsee [wetterzentrale.de] und Gezeitenprognose für St. Pauli mit zwei Sturmfluten am Sonntag dank NW-Wind und Rückstau des Elbwassers. [https://tableau.bsh.de/views/Wasserstand_Nordsee_Pegelseite/Wasserstand_Kurve?%3Aembed=y&%3AisGuestRedirectFromVizportal=y&Pegel=Hamburg]

      Wasserstände
      Dieser Punkt ist jetzt nicht direkt turnierrelevant, aber nicht relevant heißt nicht gleichzeitig nicht interessant. Mit der Nordwestströmung wird das Nordseewasser in die Deutsche Bucht gedrückt, was dazu führt, dass das Elbwasser deutlich höhere Gezeiten haben wird als normal. Für den Pegel bei St.Pauli wird am Sonntag der Hochwasserscheitel der ersten Sturmflut kurz nach Mitternacht stattfinden. Die zweite Sturmflut des Tages folgt dann mit wenigen Zentimetern darunter am frühen Nachmittag. Beide Sturmfluten werden den Fischmarkt in Hamburg betreffen, falls jemand sein Auto am dortigen Parkplatz stehen lassen sollte, Pech gehabt. Eine weitere Folge des Sturmfeldes ist der hohe Wellengang der Nordsee. Zwischen Norwegen und Schottland türmen sich die Wellen auf 7 bis 10 m auf, auch das für die Nordsee nichts Außergewöhnliches, ruppig ist es dabei aber trotzdem.


      GFS Mittelwind in m/s links für Samstag, rechts für Sonntag 12Z. Neben der WSW bzw. WNW Strömung für unsere Städte möchte ich auf den Mistral und Cers in Frankreich bis weit ins Mittelmeer hinweisen [ertel2.uibk.ac.at, ACINN]

      Die Windlage zum Mittag ist dieses Wochenende westlich. Am Samstag muss man in unseren drei Oststädten schon mit deutlich zweistelligen ffs rechnen, die aus WSW kommen. Dieselbe Richtung, jedoch mit schwachem bis mäßigen Wind ist für Zürich einzuplanen. Am Sonntag dreht der Wind nach Durchzug der Kaltfront auf WNW bis NW. Dabei sind vor allem in Berlin und Wien Mittelwinde zu tippen, die man sonst eher als Böen tippen würde. Zürich und auch Innsbruck sind zurückhaltender.

       


      GFS Temperatur auf 925 hPa mit Warmluftsektor am Samstag, anschließender Kaltluft aus NW und AM Sonntagnachmittag kommt schon das nächste Tief über den Britischen Inseln mit Warmluft. [ertel2.uibk.ac.at] 

      Temperaturniveau
      Mit Eintreffen des Warmluftsektors gehen die Höchstwerte nach oben. Dank mechanischer Durchmischung kann sich die Wärme nach den Warmfrontniederschlägen bis nach unten durchsetzen. Bei 4 Grad auf 925 hPa kommt man daher in Ostdeutschland gut auf 8 bis 10 Grad. Wie sich die WLA durchsetzt kann man wunderbar in den ICON-EU-Soundings erkennen, sehr empfehlenswert, vor allem für Berlin und Wien. Am Sonntag kommt dann postfrontal die die Polarluft nachgeflossen. Auf 925 hPa liegen wir dann nördlich der Donau verbreitet wieder unter 0 Grad. Trockenadiabat heruntergerechnet von den dann gültigen etwa 800m üNN sind dann 7 Grad drin. Für die südlichen Städte ist die Luft noch etwas wärmer, daher sind hier auch nochmal 8 bis 9 Grad möglich.

       

      Die Städte im Einzelnen
      Berlin: Sturm mit Maximalböen zwischen 80 und 90 km/h, vereinzelt schwere Sturmböen an beiden Tagen, da Maximum rund um die Morgenstunden. Tmin auf Samstag mit knao unter +1 Grad wird bereits im ersten Nachtdrittel erreicht, danach Erwärmung maximal 9 Grad und untertags Warmfrontregen – and Schnee braucht man da gar nicht erst denken, sorry liebe Berliner. Nachts dann Böenverschärfung und daher gute Durchmischung. Nach nächtlichen 4-5 Grad kaum Tagesgang und nur rund 6 bis 7 Grad trotz ein paar Stunden Sonne. Laut MOS zudem vereinzelt durchflitzende, postfrontale Schauer, mit Abzug der Höhenkaltluft und keilvorderseitigem Absinken vor allem zum Nachmittag hin sollten die Chancen für trockene WWs jedoch höher liegen. Wind zu Mittag am Samstag mäßiger bis frischer WSW, am Sonntag frischer bis starker WNW. Am Montagmorgen Eintreffen der neuen Front, eventuell relevant für RR.

      Berliner Modellvorschläge für Böen, obere Kandidaten sind GFS und UKMO, eher unten sind ECMWF (am Sonntagmittag jedoch höchstbietendes Modell) und SuperHD-MOS. Verlauf ist aber soweit klar, Maximum in der Nacht auf Sonntag bis in den Vormittag hinein [Kachelmannwetter.com]


      Stuve-Diagramm für Sonntagmittag. Bis 700 hPa etwas Feuchte, ebenso oberhalb 400 hPa dazwischen sehr trocken. keine durchgängige Bewölkung zu erwarten. Bemerkenswert ist hier der Jet auf 300 hPa mit 140 kn [Quelle hier im WT – Danke an Morten fürs Visualisieren]
      Anmerkung, auch der Warmfrontdurchgang am Samstag ist super in den Soundings enthalten. Ein Blick dahin lohnt sich daher enorm.

      Leipzig: Auch hier ruppig, wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie in Berlin, aber immerhin noch stürmische Böen. Der sonstige Wettercharakter ist wie in Berlin, frühe Tmin auf Samstag mit um 2 Grad, danach Warmfront bedingt Erwärmung auf 8 Grad inklusive Regen, am Nachmittag nachlassend. Auf Sonntag dann mechanische Durchmischung und daher höhere Tmin mit um 5 Grad. Am Sonntag dann zügiger Wechsel aus Sonne und Wolken, postfrontal einzelne Schauer denkbar, aber auch wie für Berlin eher trockener Charakter. Letzte Chance fürs RR am Montagmorgen mit neuer Front.

      Wien: Es geht windig weiter. Nach ruhigerem Samstagmorgen mit kurzen sonnigen Momenten Verdichtung der Wolken durch aufkommende Warmfront. Zum Mittagstermin hin bei mäßigem Westwind erster Regen, bis weit in den Nachmittag hinein. Schneefallgrenze weit über der Stadt, nicht von manchen MOSen irritieren lassen. Ab dann wird es spannend. Nach Höchstwerten am Samstag um 6 Grad, Tmin auf Sonntag vermutlich schon rund um den 18 UTC Termin. Ab da stürmisch mit Sturmböen, vereinzelt auch schwere Sturmböen denkbar, um 12 UTC im Mittel frischer WNW. Abgesehen vom Wind nicht unfreundlich mit einigen Sonnenstunden und trocken bei maximal 9 Grad.

      Zürich: Spannung sieht leider anders aus, aber einfach ist es auch hier nicht. Wegen stärkerem Hochdruckeinfluss haben die Fronten weniger Auswirkungen. Je nach Modell reicht es zumindest für Wv am Sonntag. Sonst bleibt es bei nächtlichem Regen; die Kaltfront zerbröselt förmlich. Sonst ist es bei schnell ziehender Bewölkung freundlich bei Höchstwerten von 6 Grad am Samstag und 8 bis 9 am Sonntag. Tmin am Samstag frostig mit -1 bis -2 Grad, Die Nacht auf Sonntag mit WLA frostfrei bei +4 Grad. Keine turnierrelevante Böen zu erwarten.

      Innsbruck: Am Samstag normaler Wintertag mit leichtem Frost bis -3 Grad zum Morgen und maximal 6 Grad am Nachmittag. Zudem trocken mit Sonne-Wolkenmix. Mir Annäherung der Warmfront zunehmende Bewölkung und gestoppte Abkühlung auf Sonntag, Tmin nur mehr knapp um 0 Grad, am Flughafen vielleicht noch minimal negativ. Am Vormittag Regenschauer aus der Kaltfront, anschließend Wetterberuhigung mit etwas Sonne. Wind laut MOSen eher aus West, am Sonntag stärker als Samstag, mit Kaltfrontdurchgang würde mich aber auch ein bisschen Nordföhn oder eine andere Überraschung nicht wundern.

       

      Ausblick
      Wie geht es nun weiter. Wenn man am Montag das ganze Ausmaß der Schäden langsam in den Blick nimmt und werden auf der anderen Seite des Teichs schon die Festgedecke aufgebaut. Lohnt sich das Ganze heuer überhaupt? Schauen wir mal in die Glaskugel, EZ sieht Kaltfront mit Regen, GFS aufgelockert und freundlich, aber die Front ist auch hier absehbar. Klare Antwort ist das keine. Aber es gibt ja noch nicht Phil. In vielen Regionen der USA und auch in Kanada befragen die Menschen Murmeltiere, mit teils magerem Erfolg, sofern die Quellen im digitalen Brockhaus stimmen. Stellt sich schon die Frage, warum man das Ganze macht. Nun ja, es ist Tradition, kommt aus dem deutschsprachigen Raum und es hat mit Maria Lichtmess am 2. Februar zu tun: Sonnen sich Fuchs und Dachs in der Lichtmesswoche, gehen sie vier Wochen wieder ins Loche. Nun hätte man in Amerika einen Silberdachs nehmen können, aber vielleicht waren die Murmelen einfach handzahmer. Schauen wir mal in die Karten was die dazu meinen. Weite Teile der USA werden nach kurzem Warmlufteinschub wieder dank eines kräftigen Troges mit polarer Kaltluft geflutet. Demnach würde das GFS eigentlich passen, in dem der Temperatursturz nach Lichtmess flogendermaßen in den Members gesehen wird:

      GFS-Ensembles für Phils Wohnort 😉 was für eine Warmluftblase und was für Temperatursturz hernach zurück zum Winter. Das wär doch auch mal was bei uns …also ohne die Warmluft zuvor [wetterzentrale.de]

      Wie sieht es bei unserem europäischen Dachs aus? Tendenz eher schwierig, da die Wetterküche auf höchster Flamme weiterheizt und es turbulent brodelt. Sonne ist zeitweise nicht ausgeschlossen, aber es ist an sich zu turbulent. Nach kurzer keilbedingter, leider nächtliche Verschnaufspause kommen bereits am Montag die nächsten Tiefausläufer zu uns, bedingt durch den direkt über uns, von Nordwest nach Südost verlaufenden Jet, der mit über Maximalgeschwindigkeiten über 150 kn sicher das ein oder andere interessante Sounding liefert.


      GFS Ensembles für Berlin und Innsbruck mit 850 hPa Temperatur und Niederschlag, insgesamt wenig hochwinterlich [wetterzentrale.de]

      Stabiler Hochdruck ist auf absehbare Zeit passé. Das GFS Ensemble für Berlin deutet eher unterdurchschnittliche Werte auf 850 hPa an, die kombiniert werden mit immer neuen Niederschlägen. Im Süden ist das Bild noch extremer und schwankt zwischen Warmluft und Kaltluftvorstößen. Auch hier sind immer wieder starke Niederschläge mit dabei. In den Hochlagen werden diese durchgehen als Schnee herunterkommen. Die mittleren Lagen, haben dagegen das Nachsehen, wenn sich wie für den 3./4. Februar berechnet trogvorderseitig die Warmluft durchsetzt (Föhn wäre dem Temperaturbild zu Folge am Donnerstag aktiv).

      Was die Ensemblesmembers jedoch alle gemeinsam haben ist das Hoch über Südwesteuropa und tiefer Druck über Skandinavien und der Nordsee. Dazwischen müssen wir wohl in der ersten Februardekade mit stetig wiederkehrenden Tiefdurchläufen rechnen, die unten eher schmudelliges, nasskaltes Wetter bringen, während der Winter nur in den Hochlagen eine Chance hat. Andererseits heißt es doch, heftige Nordwinde im Februar, vermelden ein gar fruchtbar Jahr; wenn der Nordwind im Hornung aber nicht will, dann kommt er eben im April. Da liese sich doch ein nettes Frühjahr hinein interpretieren. Andererseits, wenn’s im Februar nicht schneit, dann schneit es halt zur Osterzeit. Wie man es dreht und wendet, man findet immer etwas, das man für sich auslegen kann. Und egal ob Phil oder EZ, in wenigen Tagen sind wir schlauer 😉 bis dahin, ein schönes Wochenende euch allen, lasst eure Meinung zum Beispiel zu den Böen in den Kommentaren aus und an alle im Nordosten, passt auf euch auf.

      Viele Grüße aus den Nordkettenschneeschauern
      Bibertaler

      • Dieses Thema wurde geändert vor 2 Jahren, 10 Monaten von Bibertaler. Grund: Bilder
    • #17307
      Schneegewitter
      Teilnehmer

      Hallo Bibertaler,

      vielen Dank für die spitzenmäßige WB mit tollen Bebilderungen!!! Deine WB liest sich wie ein spannender Roman 🙂 Was meine Böen in Berlin anbelangt (51 kn), so bin ich mir nicht sicher, ob das langt….

      Spitzenböen von 100 km/h sind durchaus möglich, was ja 27,5 m/s  (knapp 54 kn) entspräche. Für den Synoptik-/Wetterfan zwar ein interessantes Sturmgeschehen, für die Natur und die Umwelt jedoch nicht ungefährlich! Wir müssen es nehmen, wie es kommt und hoffen, dass größere Schäden ausbleiben….Sonntagnachmittag wissen wir mehr über die erreichten Winddaten und mögliche Schäden….

      Beste Grüße und allen ein schönes WE!

      Ralf aus Teltow

    • #17308
      Pfingstochse
      Teilnehmer

      Hallo nochmal,

       

      Schneegewitter und ich bastelten heute gemeinsam an den Prognosen, deshalb waren wir abwechselnd eingeloggt an meinem PC. Dies zur Erklärung „Schneegewitter“ und Ralf aus Teltow 🙂 Thomas und ich grübelten ob der 54 kn, beließen es dann aber bei 51 kn 🙂

      Nochmals Grüße aus Teltow

    • #17312
      Bibertaler
      Moderator

      Servus,

      da windet es ganz schön im Norden. Berlin mit 51kn in Dahlem und 49 in Schönefeld und damit ward ihr mit euren 51 ja sehr gut dabei. Aber auch in IBK hat es jetzt zu den ersten schweren Sturmböen gereicht. Grund dafür ist Nordföhn, den ich schon in meiner WB angedeutet hatte. Folge davon ist, stürmischer Westwind, über 12 Grad, Taupunkt bei -5 Grad. Hier dazu die Grafiken zu den Unidaten und auch vom LIDAR, das aufgrund der klaren Luft kaum Signal hat, aber wenn es ein Signal hat, dann ist es interessant, auch der Ostwind, der sich unter dem West gestern und in der Nacht ins Oberland.


      Daten und LIDAR der Uni Innsbruck [ACINN: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png  und  http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lightningmaps/entrance.png%5D

      Des Weiteren reiche ich hiermit die Sturmflut in Hamburg mit Webcam zum Hamburger Fischmarkt nach und meine LastMinute Entscheidung zu trockenem Berlin dank Skandiföhn hat sich leider nicht als Punkte bringend herausgestellt, aber zumindest sieht man im Lee der Skanden ein deutliches Loch.


      Sturmflut am Hamburger Fischmarkt um 1:24 MEZ, einige Autobesitzer waren leider nicht darauf eingestellt und haben jetzt ein Wasserfahrzeug auf dem anliegenden Parkplatz stehen  [https://www.webcamgalore.de/webcam/Deutschland/Hamburg/27364.html]


      Satbild Sonntag zwischen 9 und 10Z [sat24.com]

      Viele Grüße und weiterhin stürmischen Sonntag euch allen
      Bibertaler

    • #17313
      Georg
      Administrator

      Lieber Alex,

      vielen Dank für die in allen Belangen überragende Sturm-WB. Die gemessenen Windböen passen gut zu den Prognosen, außer in Innsbruck, wo der Nordföhn heute mit hoher Temperatur voll durchgebrochen ist. Im Tessin werden übrigens gerade frühlingshafte 20 Grad im Januar gemessen.

      Viele Grüße,

      Georg

       

    • #17314
      maturz95
      Teilnehmer

      Hey Alex,

      Auch wenn ich dieses WE nicht zum Tippen gekommen bin, muss ich kurz einen Kommentar zu deiner super WB lassen. Schreibst die einfach immer wirklich klasse, fast als ob man ne kleine Geschichte zum Thema Wetter lesen würde. Also echt nochmal Respekt dafür!

      Noch einen schönen Start in die neue Woche und viele Grüße,

      Matteo

    • #17317
      Heiko
      Moderator

      Huch, da ist der Januar scho‘ wieder um.

      Vielen Dank, lieber Alex, für Deine umfassende, lesenswerte und wie üblich anschaulich bebilderte Wetterbesprechung!

      Selbstverständlich auch danke an die, die sich mit Ergänzungen beteiligt haben!

      Vom alpenländischen Murmler bis zum Hamburger Fischmarkt war alles dabei, und ich fand die Symbiose aus dem Blick über den Tellerrand und dem auf den Teller spannend.

      Ja, selbst auf dem Wannsee war es fast wie (an einem freilich ruhigeren Tag) an der Ostsee. In Berlin allgemein habe ich bisher eher kleinere Äste und Zweige auf dem Boden gesehen, wenngleich es des Nachts so geweht hat, wie es hier selten ist.

      Glückwunsch an TobSt4r als besten menschlichen Spieler, der den sonnenscheinarmen (*) Braten am Sonntag als einziger so richtig gerochen hat!

      * = Sonnenscheinarm war es nebenbei schon am Freitag zeitweise, denn da war neben tiefem Blau auch recht viel Grau.

      Nun ist Neujahr hiesiger Zeitrechnung schon einen Monat her, da wird auch etwas weiter östlich (nicht in Wien oder Berlin, sondern noch ein paar Kilometer weiter) das Mond-Neujahr gefeiert, nach dem chinesischen Kalender fängt heute das Jahr des Wasser-Tigers an. Somit wäre der Bogen zu unserem Hobby Wetter sowohl in chemischer als auch kalendarischer Hinsicht geschlagen, und dank Georgs E-Mail können wir alle schon mal um die Termine der Februar-Wetterbesprechung tigern.

      Mit PHILINE ist ja gleich zu Beginn des Monats ein weiteres interessantes Tiefdruckgebiet aktiv, so dass auch im weiteren Verlauf des Winters für Bewegung in der Atmosphäre gesorgt ist.

      Viele Grüße,
      Heiko.

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