Startseite › Foren › Wetterturnierforum › Wetterbesprechung für das erste Wochenende im Februar 2022 (5./6.2.2022)
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- Dieses Thema hat 4 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren, 10 Monaten von Heiko.
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Februar 3, 2022 um 7:46 pm Uhr #17318HeikoModerator
Hallo liebe Freunde des Wetters,
erst heute bin ich dazu gekommen, mich in die Doodle-Tabelle (https://doodle.com/poll/khtvccvs2rwr5tc3) für die Wetterbesprechungs-Termine im Februar einzutragen, und es sieht „heuer“ ziemlich „mau“ aus, so dass ich in Absprache mit Georg schon heute ein paar Impulse geben möchte.
Nachdem es bei meiner ersten Wetterbesprechung dieses Jahres, die ja wegen der technischen Probleme nicht die zum ersten (Tipp-) Wochenende des Jahres war, keinen (noch Ende des letzten Jahres angekündigten) Jahresrückblick (und auch keinen Rückblick auf den Dezember 2021) gab (*), möchte ich doch wenigstens kurz ein paar Notizen zum Januar 2022 schreiben (hier die Grafiken von Bernd Hussing: https://www.bernd-hussing.de/Archivdateien/Klima012022.htm).
(* = wofür ich Euch die Seiten bei Bernd Hussing (zum Jahr 2021 hier https://www.bernd-hussing.de/Archivdateien/KlimaJahr2021.htm und zum Dezember 2021 hier https://www.bernd-hussing.de/Archivdateien/Klima122021.htm) empfehle)
Das Temperaturmittel war – wie alles weitere, was ich in diesem Abschnitt schreibe, auf die Periode 1991 bis 2020 bezogen – fast überall mehr (+2,9 K in Kyritz in Nordwestbrandenburg) oder weniger deutlich zu mild. Überall? Nein, ein kleines gallisches Dorf… halt, gehörte Freiburg, um das es angesichts einer minimalen Temperaturabweichung nach unten (-0,1 K) hier geht, jemals zu „Gallien“? Die Historiker(innen) unter uns mögen das aufklären. 🙂 Beim Niederschlag gab es in weiten Teilen Norddeutschlands und im Süden von Baden-Württemberg und Bayern ein gebietsweise deutliches Defizit (in der mecklenburg-vorpommerschen Landeshauptstadt Schwerin fiel ein Drittel des Monatssolls; Augsburg in Bayerisch-Schwaben kam auf 56%), während in der Mitte des Landes, besser gesagt in einem Streifen von der Pfalz und dem Saarland bis nach Sachsen, oft mehr als das zusammenkam, was gewöhnlich zu erwarten gewesen wäre (nicht etwa eine Bergstation, sondern Erfurt im Thüringer Becken war mit 188% besonders nass). Beim Sonnenschein war die Gegend zwischen dem Breisgau, dem Allgäu und dem Stuttgarter Raum sowie dem Bodensee (Konstanz 156%) begünstigt, während im großen Rest des Landes die Sonne recht sparsam schien (Bad Lippspringe in Ostwestfalen nur ein Viertel des langjährigen Vergleichswertes). Erst hoch im Norden (Helgoland 103% und Schleswig 104%) sah es wieder anders, sprich normal mit einer Prise Überdurchschnittlichkeit, aus.
Wie der spätnachmittägliche Screenshot der Webcam auf der Zugspitze (https://zugspitze.panomax.com/) exemplarisch zeigt, konnte die Sonne heute besonders im Süden Deutschlands (sowie Teilen der Schweiz und Österreichs, wie immer sind Ergänzungen von allen Turnierstandorten, besonders denen außerhalb Berlins, willkommen!) gelegentlich beobachtet werden.
Wo wir gerade bei Screenshots sind, möchte ich Euch als nächstes das Satellitenbild von heute, 14 Uhr MEZ, für Europa und Umgebung zeigen. Meist dichte Wolken sind vom westlichen über das nördliche Frankreich, große Teile von Benelux, Deutschland (wie erwähnt, mit den Lücken bzw. dünnen Stellen im Süden) bis nach Skandinavien zu sehen. Von Polen bis zum (westlichen) Balkan und über weiten Teilen des zentralen und westlichen Mittelmeeres sind die Wolken Mangelware. Ein Wirbel über der Biskaya deutet sich an, und natürlich lässt der nordwestliche Teil des Bildes das synoptische Wasser im Mund zusammenlaufen, denn dort ist offensichtlich höhenkalte Luft als Nachtisch (dieser kleinen Kartenbeschreibung, nicht der Wetterbesprechung!) in Form des vielzitierten Streuselkuchens aktiv.
Die Bodenkarte des DWD mit den Namen der BWK zeigt für morgen (Freitag) Mittag das Tief QUEENA über dem Nordmeer mit unter 955 hPa. Die Warmfront, die heute länger anhaltenden, leichten Regen gebracht hat (dieser weicht jetzt Sprühregen), wird dann über der Ostsee, dem Baltikum und Polen erwartet, während sich westlich des Warmsektors die Kaltfront über Skandinavien, etwa entlang der Küste von der Deutschen Bucht bis nach Nordwestfrankreich folgend und über die Biskaya bis nördlich der Azoren reichend erstreckt. Weiter nördlich des Kaltfrontendes wird das Hoch HOLM (nein, das ist kein schwedisches Möbelstück, oder doch, nein, da finde ich „Holmsund“, ohhh) mit über 1035 hPa erwartet, dem sich wiederum (grob) nördlich des Tief ROXANA anschließen soll – letzteres mit unter 990 hPa östlich der Südspitze Grönlands.
Die Bodenkarte für Sonnabendmittag zeige sich auch noch, bevor ich gleich in höhere atmosphärische Stockwerke wechseln werde: Das Tief QUEENA ist gealtert und wird möglicherweise in zwei Teilen (I und II) geführt, denn neben einem Kern unter 960 hPa vor der norwegischen Küste nördlich des Polarkreises wird ein weiteres Tief – dem Okklusionspunkt gleich – unter 995 hPa über dem Finnischen Meerbusen erwartet. Das vermutlich als HOLM bezeichnete, etwas nach Norden „verrückte“ Azorenhoch (über 1035 hPa) und das Tief ROXANA (unter 975 hPa, aber welches – das bei den Färöer-Inseln oder das zwischen Island und der Südspitze Grönlands?) zeigen es: Die Westwindautobahn / NAO ist deutlich ausgeprägt.
Wie versprochen, nun der Sprung nach oben, und zwar auf 500 hPa, wo GFS für Sonnabend, 12z, von der Ostsee vor Schweden bis nach Polen einen Kurzwellentrog zeigt, während sich weiter westlich, also auch über Deutschland, zumindest zarte antizyklonale Krümmungen – übrigens sowohl bei den Isohypsen oben als auch bei den Isobaren unten – erkennen lassen. Die Drängung beider Hilfslinien lässt Piloten, die von West nach Ost unterwegs sind, ebenso frohlocken, wie wir uns über die Windgeschwindigkeit Gedanken machen können. Signifikante Böen sollten außer Frage stehen, aber was genau trägt man in das entsprechende Kästchen bis Freitag, 16.00 Uhr (besser 15.59 Uhr), ein?
Auf dem zuvor gezeigten Bild zu erahnen, hier noch mal in Form der 850-er-Karte für die pseudopotentielle Temperatur bestätigt: Die Warmfront nähert sich (mit dem davor liegenden Warmfrontbereich) mittags den Niederlanden, wobei die eigentliche Luftmassengrenze am Boden erst über den Britischen Inseln liegen soll. Zusammenfassend: Die alte Kaltfront ist – aus der Perspektive von Berlin – abgezogen, die neue Warmfront noch weit weg, und zwischen den Stühlen stellt sich die Frage, inwieweit der erwähnte Kurzwellentrog weiter östlich oder leichter Zwischenhocheinfluss von Südwesten das Wettergeschehen beeinflussen.
Ein Parameter, den ich nicht so häufig zeige, der sich meiner Meinung nach aber hier mal anbietet, ist die Feuchte in 700 hPa. Kurzwellentrog, Warmfront(bereich) und sogar in dieser Darstellung ein recht deutlicher, trockener Keil sind recht anschaulich in der Illustration dessen, was möglich und schwierig vorherzusagen ist. Konkret: Wie sieht es mit Schauern aus? Was macht der Sonnenschein? Ist die Warmfront tagsüber wirklich so weit weg? Gibt es überhaupt Niederschlag? Wann? Wieviel? Konvektiv oder stratiform oder beides? Womit sich der Bogen zum Thema Wind (Stichwort „Runtermischen“), bei dem die Richtung noch das am einfachsten zu tippende sein dürfte, schlagen lässt.
Das Tief, zu dem die besprochene Warmfront gehört, soll bis zum Sonntagmittag über / bei Skandinavien (zwei Kerne, einer nördlich von Stockholm mit unter 975 hPa, einer vor der norwegischen Westküste mit unter 970 hPa) angelangt sein. Die Kaltfront soll dann von Ost nach Südwest über Deutschland liegen (und Berlin wohl knapp dahinter), und dann ist da eine zumindest nicht außer Acht zu lassende Okklusionsfront vom norwegischen Küstentief bis zur nordöstlichen Nordsee. Es deutet sich an, dass die Kaltfront zwar nicht ganz isobarenparallel verlaufen soll, aber dennoch etwas schleifen kann. Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum sich nach verschiedenen Berechnungen die Sonne am Sonntag in Berlin schwertun bzw. gar nicht zeigen soll (Nähe zum Kaltfrontbereich, der nicht so schnell vom Fleck kommt)? Dass es recht nass wird, leuchtet ein, jedoch stellt sich auch hier die Frage, ob das Ganze rein stratiform oder doch, wie es sich für eine Kaltfrontrückseite gehört (*), auch mal konvektiv ist.
(* = Nicht, dass sich das Wetter immer an die Theorie halten würde.)
Nach einem ebenso wie der Sonnabend recht windigen und (eher als der Sonnabend) regnerischen Sonntag scheint sich zu Beginn der neuen Woche (neben der Möglichkeit für gelegentlichen Sonnenschein in Berlin) ein weiteres Schmankerl über dem Nordatlantik zu formieren. Sage und schreibe 100 hPa oder etwas mehr werden dann nämlich gemäß der heutigen Prognosekarte des DWD für Montagmittag zwischen einem Tief (unter 935 hPa) westlich von Island und dem antizyklonalen Pendant (über 1035 hPa) irgendwo am westlichen Rand der Biskaya überbrückt – das gibt schöne Satellitenbilder!
A propos schön, ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und vorher viel Spaß beim Tippen, und danke fürs Lesen!
Viele Grüße,
Heiko. -
Februar 3, 2022 um 9:44 pm Uhr #17320PfingstochseTeilnehmer
Lieber Heiko,
vielen Dank für deine prächtige WB! Der Fahrplan für das WE scheint abgesteckt: Der Berliner Sonntag wird wohl total verregenet (um die 10 mm), und die Sonne werden wir (wohl) nicht zu sehen bekommen. Dazu wird es am Sonntag stürmisch mit um die 40-44 kn in Spitzenböen (aus aktueller Sicht, heute am Donnerstagabend). Am Berliner Samstag offenbaren sich als Wackelkandidaten die W’s, die Sonnenscheindauer und N. Zweimal die 8 oder nur Wv=8 oder gar 0-0 (wohl eher nicht) ? Für die RR-Summe ist der Regen in der zweiten Nachthälfte zum Sonntag mit einzubeziehen. Die Böen sollten sich zwischen 27 und 33 kn einordnen lassen. Die Sonnenscheindauer und das N zum Mittag lassen sich erst am Freitagnachmittag genauer „unter die Lupe“ nehmen 🙂 Kurzum, uns steht im Berliner Raum wieder ein wettertechnisch sehr interessantes WE bevor! Allen viel Erfolg beim Prognostizieren 🙂
Beste Grüße…Ralf aus Teltow
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Februar 4, 2022 um 7:52 pm Uhr #17323BibertalerModerator
Servus zusammen,
danke dir, Heiko, nicht nur für die dieses Wochenende einleitende Worte rund um das Berliner Anti-Winterwetter, sondern auch um die WB-Problematik. Es ist immer gut, wenn nicht immer dieselben schreiben, sondern Abwechslung bei der WB passiert. Egal ob Schreibstil, Bilder, Bezug zu einer Stadt oder Region, wer sich einmal ausprobieren möchte – damit meine ich besonders die Studierenden, hat nun die ideale Möglichkeit dazu. Tragt euch einfach in die WB-Liste ein, wenn ihr Zeit und Lust habt etwas zu schreiben.
Zurück zum Wetter, wir hatten es heute in der leider wieder für alle online stattfindenden Berliner WB angesprochen. Nicht nur, dass es wieder einmal außerhalb der Alpen kaum Schnee gibt, auch dass die NAO seit Jahresbeginn nahezu kontinuierlich positiv ausfiel. Andererseits ist Zonalität mit entsprechend häufigen Tiefdurchgängen für die Nordalpen immer zu guten Schneemengen zu haben (sorry für die Südalpen). In dieser Woche kam in den Nordalpen einiges herunter. Am Arlberg gut 1m, die Seegrube, eines der letzten reinen Naturschneegebiete in Tirol gute 1,3m und auch in tieferen Lagen kamen im Stauregionen wie in Seefeld gute 60cm und in Hochfilzen etwa 50cm bis Donnerstag herunter, um nur mal Tiroler Regionen zu nennen. Parallel stieg auch die Lawinengefahr, wie man schön im seit wenigen Tagen auf der auf den gesamten Alpenraum ausgeweitetet Warnkarte erkennen kann: Ein knallroter Lawinenvierer von den Berner Alpen in der Schweiz bis zu den Mürzsteger Alpen in der Steiermark. Folge, alleine in Tirol einige, teils spektakuläre Lawinenabgänge, laut TT über 50 Lawinenunfälle, dabei für fünf Personen leider mit tödlichem Ausgang.
Avalanche.report – das ist die Adresse, mit der man direkt zu den Lawinenwarndiensten Trentino, Süd- und Nordtirol kommt. In weiterer Folge gelangt man dann auf die anderen AlpinenWarndiensteAndererseits kann man es auch verstehen, es ist einfach zu verlockend. Hier der Unterschied der Schneehöhe auf der Seegrube 1905 m über der Adria, festgehalten von der dortigen Webcam mit Blick nach Süden; zu sehen ist einmal der Montag, 31.1.22, morgens um 8:30 MENZ (Mittel-Europäische Normal-Zeit, damit man der Sommerzeitdiskussion mal etwas entgegensetzen kann, normal ist die nämlich nicht) und der Moment, als die Wolken die Berge wieder freigegeben haben, am Donnerstag, den 3,2.22.
Leider ist mit der zonalen Strömung auch immer wieder warme Luft im Gepäck und so taute es mittlerweile schon bis auf 2600 m hinauf. Hier zwei der Soundings der letzten Tage vom Flughafen IBK, einmal am 1.2.22, als es munter bis ins Tal hinunter flockte und gute 9cm Schnee summierte, das andere Mal vom 4.2.22, mit positiven Temperaturwerten bis auf 750 hPa und auch überwiegend trockenen Luftmassen, mit Ausnahme der unteren 400m, die in diesem Winter ungewöhnlich oft Nebel hatten… müsste man mal wieder ne Statistik darüber machen.
Links Sounding vom Dienstag mit Schneefall bis runter, rechts Sounding vom Freitag mit Taubedingungen bis hoch auf 750 hPa und Nebel in den unteren 400m der Talatmosphäre [ertel2.uibk.ac.at]Nebel ist in Innsbruck dieses Wochenende sicher kein Thema, sofern die Wolken nicht langsam dicht machen und Gegenstrahlung Nebelbildung verhindert. Spätestens aber zum Morgen mit der Kalltfront sollte es sich dann auch wieder etwas einweißeln und die Wv7 steht sehr stark zur Diskussion, wobei die Mengen nach 6 UTC wenn überhaupt eher homöopatisch ausfallen werden. Anschließend lockert es bis zum Abend wieder verbreitet auf, was für die Lawinensituation nicht gerade das Beste ist. Nach frostigkalter Nacht auf Sonntag wird es ein Tag der seinem Namen anfangs sehr gerecht wird, wobei die Bewölkung im Tagesverlauf dichter wird und im weiteren Verlauf kommt Niederschlag auf, der meist als Schnee niedergehen wird, aber je nach Zeitpunkt an der Talsohle vorübergehend auch aufgeschmolzen ankommen könnte. Präfrontal, vor den Niederschlägen könnte sich noch etwas seichter Südföhn im Wipptalraum etablieren, zumindest deutet das die ZAMG in ihrer Vorhersage an und kann auch bei der Temperature auf 850 hPa mit leichter Absinkerwärmung am Alpennordrand erahnt werden. Mal schauen, was da rauskommt, denn seichter Südföhn bringt teilweise durchaus beachtliche Böen hervor. Am Montag geht es in einen turbulenten Tag mit weiteren Schneefällen, die zum Nachmittag hin sonnigen Wolkenlücken weichen. Aber das ist dann nicht mehr turnierrelevant.
Viele Grüße aus den Schneeresten
BibertalerPS: die nachgetragenen Werte für die Innsbrucker Uni sind teils von 12UTC und werden am Montagvormittag mit den eigentlichen Werten um 11:50 abgeglichen und gegebenenfalls aktualisiert. Daher ist die Wertung bis Montag 12 UTC ohen Gewähr 😉
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Februar 7, 2022 um 2:44 pm Uhr #17342BibertalerModerator
Servus nochmal,
ich kanns einfach nicht bei mir lassen. Wenn es so interessant ist, dann muss das irgendwo schriftlich festgehalten werden. In der vergangenen Nacht gab es in der Innsbrucker Innenstadt für einen kurzen Moment um 3 UTC orkanartige Böen von 62 kn, wodurch sich Georg seinen dritten Wochenendsieg dieses Jahres verdient hat – und dabei hatten wir nur 4 Wochenenden bisher. Hintergrund war der Frontdurchgang in die Alpen hinein.
Zuvor am Nachmittag war es schon schön anzusehen, wie es am Talboden Ostwind hatte, sich auf Wipptalhöhe seichter Föhn einschub und sich in der freien Talatmosphäre der normale und durchaus kräftige Westwind durchsetzte. Gegen 17 Uhr arbeitete sich der Niederschlag langsam aber kontinuierlich nach unten und mit Gegenstrahlung erwärmte es sich noch auf über 7 Grad, was sogar über der gewerteten Tmax lag Gegen Mitternacht ging der Regen auf der Hungerburg auf rund 1000m über der Adria langsam in Schnee über und auch am Talboden sank die Temperatur weiter gen 0 Grad. Doch dann kam die Front; im Lidar fast übersehbar mit drei Pixeln aus Nord zwischen schwächerem West zuvor und stärkerem West hernach, aber dafür sieht man in den Unidaten mehr. Wie der Burj Khalifa in Dubai scheint eine Luftlawine von der Nordkette herab durch die Stadt gerauscht zu sein, was wegen der Sperrstunde zu Mitternacht wohl nicht mal Feiernde mitbekommen haben werden. Trotz kurzer Erwärmung auf 3 Grad fiel mit diesem Zeitpunkt Schnee bis zum Inn herunter, ebenso noch in den Stunden danach, wobei die Mengen keinen nennenswerten Schneehöhenzuwachs brachten. Interessant ist auch der Druckverlauf. In Kufstein war die Front etwa 30min eher eingetroffen, die Kaltluft hätte dann mit 150 Sachen Innaufwärts stürmen müssen, um die 75km in der Zeit zu schaffen. Auch in Seefeld rauschten die Böen durch, allerdings zeitlich nur knapp vor der Stadt. Das verhärtet die Idee, dass die Böen durch einen Downflow von der Nordkette herab gekommen ist, als die potentiell kältere Luft mit der Front als Schauerlinie (die man im Alpenvorland schon gut mit einzelnen Blitzen verfolgen konnte) über den Kamm kam und dann in den Talboden stürzte. Zwischen 3 und 5 UTC herrschte dann volle Orkanstärke auf der Seegrube – beste Bedingungen für ein lawinengefährliche Situation. Die Sprengungen heute morgen bestätigen das. So, jetzt ist’s raus 😉 Unten kommen noch drei Grafiken dazu, die das ganze auch bildlich festhalten sollen.
Guten Woche euch allen und viele Grüße
Bibertaler
LIDAR Uni Innsbruck mit abskindener Schneefallgrenze und Böe gegen 3 UTC, anschließend Schnee bis Talboden und ziemlich windig [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png%5D
Datenblatt der Uni Station mit orkanartiger Böe um 3UTC und sehr variabler Nachttemperatur [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png%5D
Messungen auf der Seegrube und am Hafelekar, Frontdurchgang hier in den Daten kurz nach 4 MEZ mit Orkan und Temperaturstürzchen … ganz abgesehen von den 295 cm Schneehöhe laut Lasermessung [Quelle: lawis.at, Lawinenwarndienst] -
Februar 8, 2022 um 10:10 am Uhr #17345HeikoModerator
Hallo zusammen,
danke an Ralf für Deine gute und treffende Zusammenfassung, und an Alex für Deine interessanten Schilderungen aus Tirol und umzu. 🙂
Viele Grüße,
Heiko.
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