Startseite › Foren › Wetterturnierforum › Wetterbesprechung 8. Juni 2018
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- Dieses Thema hat 7 Antworten und 5 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 6 Jahren, 5 Monaten von Georg.
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Juni 8, 2018 um 9:54 am Uhr #12447HeikoModerator
Hallo zusammen,
die erste Woche des meteorologischen Sommers ist vorbei, in knapp zwei Wochen ist auch der astronomische / kalendarische Sommeranfang, und passenderweise haben wir es am morgen beginnenden Wochenende, dem zweiten unserer Sommerwertung also, auch mit wahrlich sommerlichem Wetter zu tun.
Auf der Bodendruckkarte für morgen Mittag sieht man das Tief XISCA, das über dem mittleren bis südlichen Deutschland liegen soll, und das sich weniger durch einen großen Luftdruckunterschied zur Umgebung bemerkbar macht, als vielmehr als nordwestliches Ende einer Konvergenzlinie, die sich vom Zentrum von XISCA bis zum nördlichen Balkan erstrecken soll. Weiter südöstlich ist eine Art Tiefdruckrinne zu sehen, die über die Ägäis bis in den nahen Osten reicht und in der der Luftdruck unter 1010 hPa liegen soll. Drei Hochdruckgebiete sind in der DWD-Prognosekarte für morgen von der Berliner Wetterkarte benannt, nämlich YOUENN über dem Schwarzen Meer, ZORRO (ja, man kann offensichtlich sein Kind tatsächlich offiziell so nennen) über dem Baltikum und WILFRIED über dem südlichen Teil des Europäischen Nordmeeres. Allgemein kann man für morgen Mittag von Isobarensumpf über Mitteleuropa sprechen.
Hier noch der Blick auf das (recht hohe) Geopotential in 500 hPa für 12z in Mitteleuropa; alles recht unspektakulär.
Im 850-hPa-Niveau liegt morgen Mittag sehr warme Luft; ich habe keinen Ort in Deutschland unter 10°C gefunden; im Süden des Landes sowie in Österreich und in der Schweiz sind es häufig über 15°C und etwas südlich von Vorarlberg (auf italienischer Seite) werden sogar mehr als 20°C angeboten. Laut GFS-Gitterpunkt soll die Temperatur morgen in Berlin auf etwa 30°C steigen. Das soll sie heute auch tun, wobei zu beachten ist, dass wir z.B. in Dahlem gestern 28,8°C hatten und es in den Morgen- und Vormittagsstunden heute teils 5 K wärmer war als gestern um die jeweils gleiche Uhrzeit. Ich gehe davon aus, dass es heute doch recht deutlich heißer als 30°C ist, vielleicht 32 oder 33°C, schau’n mer mal. Inwieweit morgen Wolken (s.u.) eine dämpfende Rolle spielen, wird sich zeigen. Der Wind (auch s.u.) ändert sich morgen Vormittag jedenfalls kaum im Vergleich zum aktuellen Wind (Stärke, Richtung).
Auffällig beim Blick auf die relative Feuchte in 700 hPa ist für Berlin (an dieser Stelle die obligatorische Bitte an die Mitspieler aus den anderen Turnierstädten für Ergänzungen), dass sich dort eine Schliere sehr trockener Luft befinden soll, die sich von Südschweden bis etwa nach Thüringen zieht.
Am Boden könnte dies zum Mittagstermin – wenn man der GFS-Prognose glaubt – in Berlin Taupunkte von „nur“ knapp über 10°C zur Folge haben, während es in den anderen Turnierstädten wohl mehr oder weniger deutlich schwüler ist.
An tiefen und mittelhohen Wolken wird für morgen Nachmittag etwas von Süden (Tiefdruckgebiet, Konvergenzzone) gerechnet; schwierig scheint es aber vor allem mit den hohen Wolken zu sein, von denen z.B. GFS recht viel anbietet, und zwar nicht nur zum Mittagstermin.
Mit den (Quell-) Wolken und der möglicherweise näherrückenden (bzw. einer sich neu bildenden) Konvergenzlinie steigt nachmittags auch die Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit, wobei die Frage ist, ob es bis 18z in Berlin an beiden, einer oder keiner Station reicht. Die MOSse und Modelle sowie das Bauchgefühl möge jeder selbst für eine Prognose befragen; ich möchte aber zumindest die abendliche Windkarte zeigen, die die mögliche Konvergenzlinie / -zone über dem östlichen Deutschland a.k.a. Berliner Raum meiner Meinung nach ganz gut zeigt. Damit wären wieder Niederschlagssummen von -3,0 bis in den mittleren zweistelligen Bereich möglich.
Auch beim CAPE sieht man, dass Berlin zwischen „fast nichts“ und „doch recht viel“ steht.
In der Bodendruckprognosekarte für Sonntagmittag sieht man nicht weit von Berlin weg das Ende einer Konvergenzlinie, die sich bis ungefähr nach Rumänien erstrecken soll, außerdem eine Konvergenzlinie von den östlichen Alpen bis zur Biskaya – und allgemein eine deutlicher sichtbare Tiefdruckrinne, die von Skandinavien bis nach Südosteuropa reicht (Luftdruck unter 1010 hPa).
Die folgende Karte des weiterhin recht hohen 500-hPa-Geopotentials zeigt als „Beifang“ ein kleines, abgeschlossenes Tiefdruckgebiet, dessen 1010-hPa-Isobare große Teile Sachsens, Teile von Thüringen und Sachsen-Anhalt, das südliche Brandenburg sowie Berlin und die nördlichen Bereiche Tschechiens sowie den südwestlichsten Zipfel Polens einschließt.
In etwa 1.500 m Höhe liegt weiterhin sehr warme Luft, die im Süden Mitteleuropas bis an die 20°C-Marke heranreicht und sie wiederum örtlich überschreitet; im Norden Mitteleuropas ist die Temperatur nicht ganz so hoch, aber in Berlin werden immerhin 13 bis 14°C in 850 hPa angeboten.
Auch am Sonntag werden recht hohe Bedeckungsgrade mit hoher Bewölkung von GFS gerechnet, dazu wiederum mit Tagesgang Bildung tiefer (= Quell-) Wolken. Wieviel „Dampf“ da im wahrsten Sinne des Wortes drinsteckt, erkennt man beim Blick auf CAPE von 18z – auch für Berlin, wo CAPE in vierstellige Gefilde steigen soll. Bleibt die Frage, ob sich schon vormittags eine 8 oder 9 nach Berlin verirrt, oder ob die Schauer und Gewitter erst später kommen. Sogar eine Null (z.B. Donner hörbar, kein Niederschlag an der Station) ist nicht völlig abwegig – CAPE ist ja nicht alles. Wenn es mal ohne Gewitter Niederschlag gibt, und dieser sozusagen als „Streifschuss“ an einer der (in dem Fall Berliner) Stationen ankommen sollte, kann auch eine 6 bekanntlich nicht ausgeschlossen werden.
Der Taupunkt soll übrigens am Sonntag in Berlin bei ungefähr 15°C liegen, was zwar höher ist als 24 Stunden zuvor, aber immer noch erträglicher als zum Beispiel die rund 20°C, die für Wien angeboten werden.
Für den (wohl schwachen) Wind am Sonntagmittag kann man „irgendetwas zwischen Ost und Süd“ tippen – mit der Option, völlig danebenzuliegen, wie vergangene schwachwindige Wochenenden ja gezeigt haben. Die 18z-Karte von GFS, die ich hier allerdings zur Vermeidung weiterer Verwirrung lieber nicht zeige, ist schon ziemlich nah an dem, was man als „Kraut und Rüben“ bezeichnen könnte. 🙂 Hier also „nur“ die 12z-Karte.
Von den Wolken und Niederschlägen hängt sicher auch viel im Hinblick auf Temperaturwerte ab, aber so weit sind wir wohl von einem erneuten Heißen Tag nicht weg, auch wenn es mit mehr als 30°C schon schwierig wird. Die 850er-Temperatur ist am Sonntag allerdings immerhin sogar etwas höher als am Sonnabend.
Bleibt mir noch der Hinweis, bei entsprechend wolkenfreien Bereichen am Himmel ab der Dämmerung in v.a. nördlicher Richtung immer mal wieder Ausschau nach Leuchtenden Nachtwolken zu halten; hier im Forum des Arbeitskreises Meteore einige Hinweise und diverse Beobachtungen: https://forum.meteoros.de/viewforum.php?f=34&sid=2e7335df04ffbe7025cae213ac3b6ad8
Ich hoffe, Euch die eine oder andere Anregung für Eure Tipps gegeben zu haben und wünsche Euch ein schönes Wochenende! 🙂
Viele Grüße,
Heiko. -
Juni 8, 2018 um 2:26 pm Uhr #12450HeikoModerator
Hm, kurz zum Nachmittags-MOS:
Nur eine 9 bei Wn am Sonntag laut GFS-MOS, sonst alles (auch Wv) Nullen, aber laut GFS-MOS auch schon in der Nacht zum Sonntag etwas messbares.
Alle außer EZ-MOS zudem für die Nacht zum Montag mit etwa 2 bis 3 Litern Niederschlag.
Passend zu meiner Aussage von vorhin zum Wind am Sonntag möchte GFS Westsüdwestwind. *LOL*
GFS-MOS (mit dem wenigsten Sonnenschein) als einziges ohne Heißen Tag; EZ-MOS am Sonntag sogar höheres Tx als am Sonnabend.
ICON-MOS morgen mit dem niedrigsten Taupunkt.
Man merkt: Viel Spielraum. 🙂
Viele Grüße,
Heiko. -
Juni 8, 2018 um 3:25 pm Uhr #12453GeorgAdministrator
Hallo die Runde,
vielen Dank Heiko für die Spitzen-WB!
Leider habe ich in Berlin N=6 statt N=3 am Samstag eingegeben. Könnte man das noch bitte ausbessern oder hat jemand Einwände?
Herzliche Grüße,
Georg -
Juni 8, 2018 um 3:43 pm Uhr #12454Snab_LEModerator
Danke Heiko für die schöne WB! Nachdem heute an der Südostseite eines kleinen und nur auf den 850er-Karten erkennbaren Hochs nochmals sehr trockene Kontinentalluft bis ins zentrale Sachsen-Anhalt vorgedrungen ist, schafft es morgen dann wohl endlich wieder die feuchtere Luftmasse nach Norden an Raum zu gewinnen. Ob es darin schon für Gewitter über Leipzig reicht, sehen die Modelle/Mosse und Spieler ganz unterschiedlich. Glaubt man dem Cosmo-D2 12z oder Super-HD 06z könnte morgen bei niedrigen Auslösetemperaturen (um 28Grad) schon zum Mittagstermin die Prognose ganz schön „verhagelt“ werden. Nach ICON 06z bleibt die Kernzone dagegen ganztägig südlich von Leipzig.
Lassen wir uns überraschen, der Sonntag bringt dann möglichwerweise endlich wieder etwas mehr Dynamik und verbreitete Gewitter, wenn es nach heutigem Stand ginge
- Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 5 Monaten von Snab_LE.
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Juni 8, 2018 um 7:31 pm Uhr #12456KaltlufttropfenTeilnehmer
Vielen Dank für die Spitzenklasse-WB, Heiko!
Bin mal gespannt, wie es wird. Pfingstochse hat sich außer mir als einziger getraut, Sonntag in Leipzig 2 mal 9 zu tippen.
Schaun mer mal…
Gruß in die Runde
Michael
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Juni 10, 2018 um 11:08 am Uhr #12458meteo84Teilnehmer
Am sonntag gibt es in Leipzig bei Libetruth wohl einen Tippfehler bei der Windrichtung … das weicht etwas zu stark vom Rest ab 😉
LG
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Juni 10, 2018 um 2:16 pm Uhr #12459HeikoModerator
Unglaublich, dass es Modelle gibt, die heute Mittag / Nachmittag im Ausgangszustand immer noch komplett trocken für den Berliner Raum sind.
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Juni 14, 2018 um 9:29 pm Uhr #12465GeorgAdministrator
Liebe Wetterturnierfreunde,
gerade habe ich MSwr-EZ-MOS und MSwr-MOS-Mix vom letzten Wochenende in allen 5 Städten nachgetragen.
Herzliche Grüße,
Georg
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