Startseite › Foren › Wetterturnierforum › Wetterbesprechung 20. Juli 2018
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- Dieses Thema hat 11 Antworten und 5 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 6 Jahren, 5 Monaten von nik.
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Juli 20, 2018 um 11:33 am Uhr #12603HeikoModerator
Hallo Freunde des Wetters,
„endless summer“ könnte man sagen, um mit einem Begriff die diesjährige warme Jahreszeit zumindest gefühlt zusammenzufassen.
Die mittlere Abweichung des Temperaturmittels des bisherigen Juli (bis einschließlich gestern, 19.7.) beträgt, wie bei Bernd Hussing (bernd-hussing.de) zu sehen ist, deutschlandweit fast 1,8 K – nach oben. Zur Erinnerung: Im April 2018 war es 4,9 K zu warm, im Mai lag die positive Abweichung nahe 4 K und der Juni war 2,4 K über dem langjährigen Mittel von 1961 bis 1990.
Am gestrigen Donnerstag gab es kein einziges deutsches Bundesland, in dem nicht irgendwo mindestens ein Sommertag erreicht wurde. Im Süden und Südwesten des Landes wurde gebietsweise ein Heißer Tag verzeichnet. Auch in Österreich und in der Schweiz war es abseits der höheren Berge kein Zuckerschlecken für Fans kühler oder kalter Luft.
Die Bodendruckanalyse des DWD plus Berliner Wetterkarte von heute 00z zeigt – in Anlehnung an Radio Eriwan – dass im Prinzip das Hochdruckgebiet GOTTFRIED über weiten Teilen des westlichen und zentralen Europas liegt. Ausgehend vom (nicht ganz an der richtigen Stelle liegenden) Azorenhoch mit über 1030 hPa Kerndruck zieht sich nördlich bis nordöstlich des Hochs GOTTFRIED mit über 1015 hPa eine Hochdruckbrücke, die über Nordskandinavien Anschluss an ein nordrussisches Hochdruckgebiet an der Küste der europäisch-asiatischen Grenzregion hat. Jetzt kommt das „Aber“: Einerseits befindet sich über Osteuropa das Tiefdruckgebiet HALINA und auch über weiten Teilen des Ostseeraumes sowie dem südlichen Skandinavien herrscht eher tiefer Luftdruck samt einer bis nach Südschweden reichenden Konvergenzlinie (über dem Berliner und Brandenburger Raum sorgte der tiefere Luftdruck nordwestlich Mitteleuropas vorübergehend für starke Bewölkung bei gedämpfter Temperatur), andererseits sind auch mehrere Tiefdruckgebiete im südwestlichen Mitteleuropa (etwa Nordwestschweiz und Ostfrankreich) analysiert worden.
Beim Blick auf die 500-hPa-Karte des Geopotentials von heute 12z laut GFS ist zu erkennen, dass Mitteleuropa auf der Vorderseite eines Troges liegt, dessen Achse, ausgehend vom Europäischen Nordmeer, über die Britischen Inseln und die Biskaya bis nach Portugal und weiter in südwestlicher Richtung auf den Atlantik hinaus reicht.
In etwa 1,5 km Höhe liegt die Temperatur in Norddeutschland bei oder etwas unter 10°C, die 15°C-Isotherme in 850 hPa verläuft ungefähr von Ostbayern bis zum westlichen Rheinland-Pfalz und über Südtirol sowie Teilen der westlichen Alpen ist es mit mehr als 20°C brühwarm. An dieser Stelle die herzliche Bitte an die Tipper außerhalb Berlins um Ergänzungen. 🙂
Zum Nowcast: Im Südwesten Deutschlands lag um 10z die Temperatur örtlich schon wieder bei 30°C und abseits der Berge im Süden und in der Mitte oft bei 25°C und mehr, während es mit rund 20°C an den Küsten mäßig warm war. Dort war der Himmel gebietsweise wolkenlos, während im Osten und Süden Deutschlands einige Quellwolken zu finden waren (und sind), dazu einige hohe Wolken und in Bayern und Baden-Württemberg an manchen Orten sogar mittelhohe 8er (also Ac cas oder flo). Dementsprechend hat es da gebietsweise schon angefangen, zu „scheppern“ – siehe Screenshot von blitzortung.org.
Laut Bodendruckvorhersage des Duos DWD / BWK für morgen Mittag soll sich aus dem Isobarensumpf über Mitteleuropa ein kleines Tief mit unter 1010 hPa von Nordwestdeutschland bis nach Ostösterreich bilden, während das Hoch GOTTFRIED mit kaum höherem Luftdruck vor der dänischen Nordseeküste erwartet wird. Das Tief GALINA soll über der Ukraine und dem – nun WM-fußballfreien – südwestlichen Russland liegen.
In der Mitteleuropa-Vorhersage von GFS für morgen Mittag erkennt man in der Mitteleuropa-Vergrößerung eine Art Trogachse…
…, die sich von der südwestnorwegischen Küste über Benelux bis ins nördliche Frankreich ziehen soll. Berlin sollte ziemlich sicher außen vor sein, was signifikantes Wetter angeht, aber schon für das nicht so weit entfernte Leipzig sieht es unter dem erwähnten zunehmenden bzw. sich nach Norden verlagernden Tiefdruckeinfluss – bei übrigens auch zunehmendem CAPE – …
…weniger sicher aus. Die Wolken (besonders im hohen Stockwerk) stellen in Berlin aber wohl morgen wieder Potential für Spekulationen dar: Wieviel davon ist mittags da / kommt bis abends sonnenscheindämpfend (verbunden mit der Shakespeare’schen Frage: Heißer Tag oder nicht?) an?
Dazu hier noch als Ergänzung die 850-hPa-Karte der Temperatur für morgen Mittag, verbunden mit dem Hinweis, dass diese von ca. 10°C morgen Mittag im Berliner Raum auf etwa 12°C um 18z ansteigen soll.
Nachts sollte es in Berlin trocken blieben, aber (nicht nur hohe) Wolken machen die Sache mit der Tiefsttemperatur zum Sonntag in so einfach, zumal (wie auch in der Nacht zum Sonnabend) in der Nacht zum Sonntag schwacher Ostwind erwartet wird, der (egal, ob mehr mit einer NO- oder SO-Komponente oder genau 90°) in Schönefeld zwar so oder so keine großartig warme Stadtluft heranwehen dürfte, während es für Tegel schon deutlich mehr ausmacht, ob die Luft aus OSO (Innenstadt) oder ONO (nördlicher Stadtrand) kommt.
Für Sonntag deutet sich zwar für weite Teile Deutschlands nach DWD-Prognose auf den ersten Blick Hochdruckwetter an, aber das „T“, das etwa über Tschechien zu finden ist, sollte nicht unterschätzt werden.
Denn immerhin bieten sich in feuchter und warmer bis heißer Luft in der Mitte und dem Süden Deutschlands sowie in Österreich und der Schweiz gute Bedingungen für Schauer und Gewitter, wie die Übersicht im Modellwetter von GFS für Sonntag 12z bestätigt – was aber wiederum für Berlin einen trockenen Tag bedeutet.
Hier (in Berlin) soll entsprechend (vgl. Mittagskarte) der Taupunkt im erträglichen Bereich liegen (wenn auch wieder am Heißen Tag gekratzt wird und somit die Frage einer als angenehm empfundenen Luftmasse wie so oft subjektiv sehr unterschiedlich beantwortet werden wird), während es drum herum vielerorts recht schwül sein soll.
Eine kleine „Falle“ deutet sich in Berlin für die Nacht zum Montag an, denn in der Höhe sinkt das Geopotential dank eines kleinen Troges über Südskandinavien und der Ostsee, so dass etwas Niederschlag bis zum Montagmorgen im Rahmen des Möglichen liegt.
Als letztes darf ich Euch noch auf die Foren im Arbeitskreis Meteore hinweisen: https://forum.meteoros.de/Es lohnt sich gerade aktuell wirklich, dort findet Ihr vielfältige aktuelle und spannende Themen wie optische Erscheinungen (Dämmerung / Waldbrände wäre so ein Thema), Leuchtende Nachtwolken und Astronomisches (in einer Woche findet eine totale Mondfinsternis statt, die von Mitteleuropa aus sichtbar ist, außerdem machen sich die Sternschnuppen der Perseiden in den nächsten Wochen wieder auf den Weg in Richtung Erde) – nutzt entsprechend gutes Wetter, wenn es mal „wetterturniermäßig“ nicht so spannend sein sollte. 🙂
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, danke Euch fürs Lesen und freue mich auf Ergänzungen!
Viele Grüße,
Heiko. -
Juli 20, 2018 um 1:18 pm Uhr #12604MammatuscloudModerator
Vielen Dank für Deine WB
In den südlichen Turnierstädten ist dieses Wochenende doch mal wieder mehr Spannung geboten,
von komplett trocken bis hinzu vier besetzten Wetterzuständen ist alles möglich.
In Berlin hingegen wider nur Wolkenraten … -
Juli 20, 2018 um 1:58 pm Uhr #12605HeikoModerator
Danke Morten,
mittlerweile zeigen ja zumindest einzelne Modelle durchaus für den Sonntagnachmittag was nasses in Berlin – DWD-EZ-MOS gibt für Wv (!) und Wn jeweils eine 6 an, und DWD-MOS-Mix gar nur für den Sonntagvormittag.
Viele Grüße,
Heiko. -
Juli 20, 2018 um 2:07 pm Uhr #12606HeikoModerator
P.S.: Die Windrichtung am Sonntag um 12z ist in Berlin auch alles andere als klar. :-/
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Juli 20, 2018 um 4:06 pm Uhr #12607KaltlufttropfenTeilnehmer
Vielen Dank für die (welt)klasse WB, Heiko!
Für morgen konnte ich mir in Leipzig Wn=9 nicht verkneifen (auch deshalb, weil Janeks Super-HD gestern mit dem
Westwärtsausgreifen des Niederschlages so gut lag, aber auch, weil ich die Nullen langsam sat hab ;-)).
Sonntag, obwohl es ja der 22.07. ist („Maria Magdalena weint um ihren Herrn, drum regnets an diesem Tage gern!“), setze ich doch
eher auf rasche Antizyklonalisierung und daß der kleine Trog sich doch vor Berlin in seinem Südteil auffüllt…
Spannender Gruß in die Runde (sofern man denn diese Wetterlage als spannend bezeichnen kann…)
Michael
P.S.: Neuerdings kommt bei mir im Forum IMMER eine Leerzeile, die nicht entfernt werden kann. Weiß da jemand Abhilfe?
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Juli 20, 2018 um 4:37 pm Uhr #12608HeikoModerator
Hallo Michael,
vielen Dank für Deine Rückmeldung! Interessant finde ich für Berlin – neben vielen Nullen – die 6en und 9en am Sonntag, aber keine einzige 8. Ach ja, im Detail ist es (punktemäßig) ja durchaus spannend – wenn auch ohne Hagelunwetter, 38°C oder schwere Sturmböen. 🙂
Wenn Du einfach nur Enter…
…drückst, gibt es einen großen Abstand zwischen den Zeilen.
Wenn Du aber die Hochstell (=Großschreibungs-) Taste UND Enter…
…drückst, kommst Du direkt (ohne großen Abstand) in die nächste Zeile.Meinstest Du das? Keine Ahnung, ob man das sonst irgendwie im Forum einstellen kann.
Viele Grüße,
Heiko.- Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 5 Monaten von Heiko.
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Juli 20, 2018 um 5:19 pm Uhr #12610KaltlufttropfenTeilnehmer
Danke!
Nee, klappt auch nicht, in der WZ gibt`s das Problem nicht und auch an meinem Dienst-PC nicht.
Aber es gibt schlimmeres…
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Juli 20, 2018 um 10:40 pm Uhr #12612GeorgAdministrator
Bester Heiko,
vielen Dank für die klasse WB! Der Regen, der in vielen Regionen Europas so dringend benötigt wird, fällt mal wieder in Tirol.
Bester Michael: Falls wieder zu große Zeilenabstände auftauchen: Drück mal bitte rechts oben im Menü auf „TEXT“: Dort lassen sich überflüssige Zeilen löschen (frag mich nicht wieso nur dort). Durch Anwählen von „VISUELL“ kommst du zurück auf die gewohnte Darstellung.
Herzliche Grüße,
Georg- Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 5 Monaten von Georg.
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Juli 21, 2018 um 4:30 pm Uhr #12614MammatuscloudModerator
nicht schlecht was Wien Schwechat zum letzten Termin gemeldet hat.
201807211600 AAXX 21161
11036 21322 72006 10213 20161 39877 40086 55010 797//
333 60105 81808 85815 87856 84950 91021 90710 91122==- Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 5 Monaten von Mammatuscloud.
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Juli 21, 2018 um 4:33 pm Uhr #12615
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Juli 22, 2018 um 6:54 am Uhr #12617nikTeilnehmer
Hi,
das waren gestern durchaus gesunde Gewitter im Osten Österreichs, allerdings zweifle ich die Niederschlagsdaten der Flughäfen in Österreich weiterhin an. Vermutlich wird dort eine andere Messtechnik verwendet, weil im Schnitt wird deutlich mehr Niederschlag als in der Umgebung gemessen (fällt besonders auf, wenn man sich beispielsweise den Jahresgesamtniederschlag anschaut: Da hat Schwechat bereits 561 mm, während in der Umgebung alle Stationen in der Spanne von 275 bis 345 mm liegen).
Anbei noch ein Webcambild von gestern:
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Juli 22, 2018 um 9:28 am Uhr #12618nikTeilnehmer
Noch eine Ergänzung, auf zamg.ac.at sind die Tawes-Daten von Schwechat sichtbar:
Aufsummiert sind das wohl etwa 40 bis 45 mm. Leider gibt es diese Daten nirgendwo sonst zur Verfügung, sie wären fürs Turnier aber hilfreich.
Die nasseste Station südlich von Wien waren übrigens Moosbrunn mit 64 mm (http://www.noel.gv.at/wasserstand/static/stations/108464/station.html).
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