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- Dieses Thema hat 8 Antworten und 6 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren, 8 Monaten von Heiko.
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März 11, 2022 um 10:39 am Uhr #17419HeikoModerator
Hallo liebe Freunde des Wetters,
die erste Märzdekade ist vorbei, die Woche ist auch fast „rum“, und auch wenn es mit Sonnenschein schon recht mild, um nicht zu sagen warm, erscheint, befinden wir uns noch in der Winterzeit, was bedeutet, dass wir uns bis 16.00 Uhr (besser 15.59 Uhr) entschieden haben müssen, welche Zahlen wir in welche Kästchen eintragen.
Eingetragen haben wir auch fleißig unsere Vorschläge zur Wahl des Synoptikers des Jahres, wozu Georg einige Zeilen schreiben wird.
Ich kümmere mich im Sauseschritt, da ich kurzfristig für die heutige Wetterbesprechung eingeteilt wurde (da ist die Beteiligung „ausbaufähig“), um einen Überblick auf das Wettergeschehen an diesem zweiten Märzwochenende.
Blauer Himmel, Sonne pur, und der für diese und ähnliche Wetterlagen typische „Dunst“ (nein, die Sichtweite liegt in Berlin derzeit nicht unter 8 km, aber die Atmosphäre ist dennoch horizontnah getrübt). Es fliegen ja auch allerlei Pollen durch die Luft, und auch der übrige Staub hält sich ganz gut, denn geregnet hat es seit der Nacht vom 25. zum 26. Februar nicht mehr. Das Bild (mehr Webcam-Fotos und -Videos hier: https://wind.met.fu-berlin.de/wind/main.php?lId=500#) zeigt die Sicht der Webcam der DLRG in Pichelsdorf im Berliner Westen mit Blick über die Havel nach Süden.
In der Bodenkarte des DWD / der BWK (diese und mehr hier: https://wind.met.fu-berlin.de/wind/main.php?lId=400) aus der Nacht zu heute sind das Hoch NOE mit über 1040 hPa etwa über dem südlichen Baltikum und Weißrussland sowie der zyklonale Gegenpart in Form des Tiefs CLAUDIA, mit weniger als 965 hPa südwestlich von Island, zu sehen. Somit herrscht ein recht beachtlicher Luftdruckgradient in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas, und die Strömung kommt in etwa aus südlichen Richtungen.
Auch wenn es chronologisch nicht ganz passt, sei an dieser Stelle kurz erwähnt, dass daraus im Laufe des Wochenendes auch eine vermehrte Zufuhr von Staub aus Nordafrika nach Deutschland resultieren soll, wie die Quelle https://forecast.uoa.gr/en/forecast-maps/dust/europe zeigt.
Zurück zur Ausgangssituation, genauer zum heutigen Freitag, an dem die 500-hPa-Karte von GFS (Quelle: https://www.wetter3.de/animation_dt.html) für den Mittag ein Omega zeigt, das aus einem Höhenhoch grob über der Ostsee und zwei Trögen besteht, einer in Form des Langwellentroges über dem nördlichen Nordatlantik und einer als weit nach Süden greifendes Höhentief / Kaltlufttropfen mit Zentrum über dem westlichen Schwarzen Meer. Noch sind die Nächte (nicht nur) hier in Berlin länger als die Tage, und ich finde es schon beachtlich, dass es an der Wetterstation Dahlem seit der Nacht zum 27.2.2022 in jeder Nacht Frost gab. So kann man auch für den Parameter, der morgen früh als erstes für die Wertung unserer Wochenendtipps feststehen wird, wieder ein Minus vor die zu tippende Zahl setzen.
Denn morgen Mittag soll sich an der Verteilung der für uns relevanten Druckgebilde nicht so viel geändert haben. Hoch ZOE wird mit über 1030 hPa zwischen Südostschweden und dem nördlichen Balkan erwartet, während sich weiter westlich im Grunde genommen eine ausgedehnte Zone mit eher tiefem Luftdruck finden soll. Da wäre zum einen die nördliche Abteilung des mittlerweile in drei Teile aufgespaltenen Tiefs CLAUDIA mit dem Wirbel I (unter 965 hPa nordöstlich der Südspitze Grönlands) und der Zyklone II (unter 985 hPa nördlich von Island), zum anderen das Teiltief III (mit der Nummer II durch eine Okklusion verbunden; unter 1015 hPa über dem westlichen Mittelmeer).
In der mittleren Troposphäre soll sich das Zentrum des Höhenhochs leicht nach Norden bis Nordosten verlagert haben, so dass Berlin an seinem südlichen Rand und somit fast mitten im / unter dem Omega liegen soll. Der derzeit recht böige Wind soll bis dahin zwar nachlassen, jedoch stellt sich die Frage, ob es für signifikante Böen reicht.
Beim Sonnenschein dürfte auch morgen die Statistik wieder mit etlichen Stunden gefüllt werden, wobei ich beim Blick auf die Berechnung der hohen Wolken die Tatsache erwähnenswert finde, dass außer den (auch tieferen) Wolken im Westen Deutschlands nachmittags und abends auch im äußersten Nordosten einige Cirren auftauchen sollen. Warum erzähle ich das? Weil sich darauf wunderbar das Wort „irren“ reimt, und man ja nie weiß, ob nicht auch schon früher (relevant für N am Mittag, wohl weniger für die Sonnenscheindauer und Temperatur) das eine oder andere Achtel ins Blickfeld von Schönefeld oder Dahlem gerät. Wenn man sich über solche Feinheiten auslässt, lässt sich erkennen, dass „eigentlich“ beim Wetter (was ja auch Nebel, Regen, Schnee, Schauer oder Gewitter bereithalten könnte – aber die Atmosphäre hat da an diesem Wochenende etwas dagegen) nicht viel los ist. Mit dem (nicht mehr so kräftigen) Südostwind und der tagsüber recht ergiebigen Sonneneinstrahlung können wir uns auf rund 10°C Höchsttemperatur einstellen. Der Taupunkt liegt gerade bei fast -10°C (anders ausgedrückt: die relative Feuchte beträgt knapp 40%). An letzterem Parameter wird sich morgen nicht viel ändern, allerdings zieht eine um 2 bis 3 K höhere Temperatur eben auch einen weniger niedrigen Taupunkt nach sich.
Werfen wir noch einen Blick auf die Bodenkarte für Sonntag Mittag, die das Hoch mit über 1030 hPa über dem südlichen Baltikum, Nordostpolen, Weißrussland, der nördlichen Ukraine und Westrussland zeigt. Um einen Tiefdruckkern mit weniger als 985 hPa über Nordwestirland wirbelt eine Okklusion, die einen Bogen entlang der Ostküste Großbritanniens beschreibt und weiter bis ins zentrale Frankreich reichen soll, wo sie in eine verwellte Luftmassengrenze über Südwesteuropa übergehen soll.
Am zuvor gezeigten Omega soll sich kaum etwas verändert haben; Ausnahme, innerhalb der Achse des Omega: Ein Keil von Tunesien über Italien bis in die Nähe unserer österreichischen Wetterfrösche. Inwiefern der Auswirkungen auf die Alpenrepublik und auch die eidgenössischen Nachbarn haben kann, sei den Ergänzungen ebenjener Kolleginnen und Kollegen vorbehalten. Wolken aller drei Stockwerke sollen am Sonntag weit vom Berliner Raum fernbleiben. Der Vollständigkeit halber: Ich halte Nebel für kein wahrscheinliches Szenario. Signifikante Böen sehe ich auch noch einen Tick unwahrscheinlicher als am Vortag (Sonnabend). Abgesehen von möglichen Cirren am Sonnabend (und natürlich auch am Sonntag) kann man als von einer ziemlich guten Kopie des Wetters des Vortages am Sonntag ausgehen. Den Staub aus der Sahara aber bitte im Hinterkopf behalten. 🙂
Damit schließt sich mein etwa 45-minütiges Zeitfenster, das ich für die heutige Wetterbesprechung habe, schon wieder.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Tippen und ein schönes Wochenende!
Viele Grüße,
Heiko.- Dieses Thema wurde geändert vor 2 Jahren, 8 Monaten von Heiko. Grund: ein paar kleinere Korrekturen
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März 11, 2022 um 2:34 pm Uhr #17421MammatuscloudModerator
Da bereits heute das Haarhygrometer in Dahlem Probleme mit der geringen relative Feuchtigkeit (die Haare können sich bei niedrigen Werten nicht so gut ausdehnen) hat, bin ich dafür nur die Taupunktswerte aus Schönefeld dieses WE zu nehmen.
Unterumständen kann es sein das morgen die Haare regeneriert bzw. neue kalibriert werden, dann könnten wir zumindest am Sonntag den Taupunktwert nehmen. -
März 11, 2022 um 2:45 pm Uhr #17423schmidt_meteoTeilnehmer
Hallo Heiko und an die restlichen Mittipper,
ich finde mit „Blauer Himmel , Sonne pur“ hast du ungefähr alles gesagt zu der aktuellen Wetterlage, was erwähnenswert ist. In meiner zweiten Woche wieder zurück im Dienst war es Anfang der Woche noch spannend mit dem Nebel, der aus Norden/Nordosten Richtung Celle hereinzog, aber seitdem die Windrichtung auf Ost bis Südost gedreht hat, war das auch alles kein Thema mehr. So konnte aus flugmeteorologischer Sicht immer gesagt werden, dass keine Einschränkungen vorliegen. Mit Ausnahme des heutigen Tages, an dem die Böen dann doch mal an den 30 kt kratzen.
Am Wochenende geht der Gradient aber wieder zurück und somit auch die Böen, aber dafür sehen die Modelle aktuell Anfang nächster Woche keinen Nachtfrost mehr im Bereich der Heide und sogar am Dienstag einige Tropfen.
Es bleibt für das Wochenende zu sagen: P/M: 10 NSW SKC oder 10 NSW FEW300 😀Viel Erfolg beim Tippen und schönes sonniges Wochenende aus dem Ort vom ETHS
Felix -
März 11, 2022 um 5:31 pm Uhr #17426PfingstochseTeilnehmer
Lieber Heiko,
vielen Dank für deine prima WB! Ja, wieder mal ein total sonniges WE, keine W’s, aber spannend wird die Taupunktfrage 🙂 Mein N=1 (Cirrus) am Sonntag steht auf sehr wackeligen Füßen, es wird wohl doch eher ein „wolos“ geben, oder?! Ich wundere mich, dass Ihr in Dahlem mittels Haarhygrometer die Luftfeuchte und den Taupunkt bestimmt (Mitteilung von Morten weiter oben). Das entspricht doch nicht mehr dem heutigen Stand der Messtechnik?! Heute regieren doch die Taupunktfühler….Morgen, am Samstag, soll ja wohl Euer Messgerät neu geeicht/kalibriert werden. Schauen wir mal, ob morgen Euer Taupunkt im WT verixt werden muss, weil zu hoch?!
Gestern erfuhr ich, dass die Flugwetterwarten BER und Leipzig/Halle im Hochsommer als letzte FWW’n voll automatisiert werden sollen. Der Zieltermin soll der 23. August 2022 sein!!! Es wird also bald dringlich, ein neues Regelwerk an den Start gehen zu lassen, im günstigen Falle schon ab Beginn der Sommerwertung (oder am Ende der Sommerwertung bei N und W ein X, dann hätten wir Zeit bis zum 02.September)! Habe eine entsprechende Info auch im Thread „Regelreform“ hinterlassen.
Ich wünsche allen ein sonniges und erholsames WE!
Beste Grüße aus Teltow….Ralf
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März 12, 2022 um 12:26 pm Uhr #17428HeikoModerator
Hallo zusammen und danke für Eure Ergänzungen, auch aus dem Raum Celle!
Der Taupunkt von gerade eben aus Dahlem sieht doch, auch im Vergleich zu dem aus Schönefeld, „vernünftig“ aus. Ralfs Frage, warum wir diese und keine andere Technik anwenden, kann ich nicht beantworten – vielleicht jemand anderes?
Schön, dass beide für das Berliner Turnier maßgeblichen Wetterstationen die heute Mittag vom Berliner Raum aus sichtbaren Cirren auch verschlüsselt haben. 1/8 sind hierbei eben oft keine 12,5%, sondern gelegentlich nur 1%. Der Wind ist noch deutlich spürbar, aber für signifikante Böen hat es zumindest bis jetzt seit 06z nicht gereicht.
Viele Grüße,
Heiko. -
März 12, 2022 um 1:17 pm Uhr #17429nikTeilnehmer
Hi,
ich habe N an der Hohen Warte von 0 auf 1 geändert, da 8% Bewölkung gemeldet wurden (da scheint’s einen Bug in der Auswertung zu geben).
LG,
Nik -
März 12, 2022 um 2:55 pm Uhr #17435BibertalerModerator
Servus zusammen,
Heiko, vielen herzlichen Dank für deinen unermüdlichen Einsatz an diesem und an den vergangenen Wochenenden. Ich schließe mich da voll und ganz an, dass die WB-Schreibung sehr ausbaufähig ist, sonst müssten wir uns beide alle zwei Wochen abwechseln – und das kanns bzw. solls ja nicht sein.
Dieses Wochenende war ja recht überschaubar, wie du eh angedeutet hast. Viiiiiiieeeeeeeeeeeel Sonne, im Westen Cirren, wie man im Satbild gegen Mittag erkennen kann im Osten fast nichts als Antiwolken, um unseren Idlefix zu zitieren. Ein bisschen Gecirre scheint laut Wertung doch zu sehen gewesen zu sein. Das einzige wirklich Spannende waren jedoch die Taupunkte, Föhn im Alpenraum und das damit verbundene böige Südostumströmen in Wien.
Satbild gegen Mittag 12 UTC [Sat24.com]Bereits gestern hat sich der Föhn ins Inntal heruntergemischt, dabei aber leider nicht so effektiv wie gewohnt. So dunstig/smokig (gibts dieses Adjektiv überhaupt) wars im Inntal schon lange nicht mehr. Bereits letzte Woche hab ich die Sichtbedinungen nach Osten anhand zweier Webcambilder festgehalten:
Webcambild von der Uni nach Osten, links an einem guten Tag (13.2.) rechts vom 8.3., beides gegen 10 Uhr, somit ähnlicher Sonnenwinkel, aber deutlich schlechtere Sicht im März, aber andererseits guter Backscatter beim Lidar 😉 [foto-webcam.eu]Nach Vorföhnig West am Morgen drehte der Wind gegen 10:30 auf Süd. Weiterhin passender Druckgradient über den Alpen, nachts keine wirkliche Möglichkeit zur Kaltluftansammlung und dann untertags wieder Sonneneinstrahlung sind alles gute Bedingungen für einen auf Durchbruch vor 12 UTC, sowohl am heutigen Samstag (check), als auch am morgigen Sonntag. Wollen wir hoffen, dass die Unidaten dann nicht so lückenhaft sind wie heute.
Unidaten mit Föhn am Freitag, vorföhnig-West gemischt mit etwas Föhnluft in der Nacht auf Samstag und Datenlücken am selbigen Tag [http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lightningmaps/entrance.png]Sollten sich die Lücken lediglich in der Grafik abspielen, aber in der Datenbank vollständig sein, sehe ich keine Problem. Anderfalls müssen wir gegebenenfalls einzelne Werte ausixxen.
Viele Grüße
Bibertaler -
März 13, 2022 um 12:51 pm Uhr #17439HeikoModerator
Servus lieber Bibertaler,
danke für Deine Ergänzungen aus dem Süden!
Im Berliner Raum waren zwar heute Mittag einige Kondensstreifen zu sehen, die aber an keiner der beiden Stationen als Cirren verschlüsselt wurden.
Der Taupunkt aus Dahlem sieht auch heute wieder gut aus im Vergleich zu Schönefeld.
Viele Grüße,
Heiko. -
März 13, 2022 um 1:33 pm Uhr #17441HeikoModerator
…übrigens tiefblauer Himmel und keine wesentliche Trübung durch Staub für mich wahrnehmbar – Ausnahme: Der wie so oft „unterhalb“ der Sonne in Horizontnähe zu findende Effekt von einer Art Dunst / weniger Kontrast.
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