WB zum letzten Wochenende eines Rekordjunis für den 28.06. – 30.06.2019

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    • #13868
      Snab_LE
      Moderator

      Hallo zusammen,

      was liegt da schon wieder für ein Monat hinter uns. Der neue, deutschlandweite Temperaturrekord für den Juni, der mit 38,6°C vergangenen Mittwoch an den Stationen Bad Muskau (SN) und Coschen (BB) erreicht wurde, war nur die Krone eines außergewöhnlich warmen und regional erneut äußert trockenen Monats. Der Blick auf die aktuellen Temperaturabweichungen drei Tage vor Ende des Monats zeigt jedenfalls erschreckend hohe Abweichungen von teils über 6K! zum Normal im Osten der Republik und selbst im Südwesten, der anfangs noch sehr nah am Trog in eher gemäßigten Luftmassen lag, beträgt die Abweichung zum Ende hin +2-3K. Fast schon erschreckender als die hohen Temperaturabweichungen finde ich aber aktuell das völlige Ausbleiben von Niederschlägen, hat doch der Juni – abgesehen von lokalen Spitzen an Stationen, die mehrfach von Gewittern getroffen wurden – vielerorts nicht einmal die Hälfte des notwendigen Niederschlags gebracht. Dementsprechend traurig sieht es auch um die aktuelle Wasserbilanz und die Bodenfeuchten aus, welche inbesondere in Mitteldeutschland, aber auch im Westen der Republik weiterhin unter dem 5.Perzentil einer 38-jährigen Klimatologie liegen. In Österreich war es im Übrigen nicht anders, die ZAMG hat heute eine Pressemitteilung mit dem Titel: „Der wärmste, trockenste und sonnigste Juni der Messgeschichte“ herausgegeben: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/der-waermste-sonnigste-und-trockenste-juni-der-messgeschichte

      Quelle: http://www.mtwetter.de/monatskarte.php / DWD

      Während ich hier in Leipzig seit gestern die Möglichkeit habe, meine Wohnheimswohnung mal wieder auf Temperaturen unter 25 Grad zu bringen, werden in den Turnierstädten Innsbruck und Zürich aktuell wieder Temperaturen über 30 Grad gemessen. Ganz schlimm trifft es heute den Süden Frankreichs, wo zum Messtermin um 12UTC bis zu 44,3°C gemessen und der Allzeitrekord aus dem August 2003 von 44,1°C überboten wurde! Das ist in Anbetracht des noch jungen Sommers mehr als erschreckend. Aber kommen wir mal wieder zu uns und dem vor uns liegenden Wochenende zurück.
      Der Blick auf den aktuellen Satellitenfilm zeigt vor allem eins: ein fast wolkenfreies Europa. Die Frontalzone verläuft hoch im Norden übers Nordmeer und abgesehen von etwas Sc über der Nordsee und ein paar Quellwolken unter der Absinkinversion über Ostdeutschland und Polen wird anhand der Strömung der mächtige Hochdruckkeil, der für das heiße und trockene Wetter sorgt, gut sichtbar. Das zugehörige Bodenhoch befindet sich im Bereich der Keilachse über Nordsee und trägt den Namen VERA. Flankiert wird es von 2 Trögen, samt Bodentiefs namens OTTO und NASIR, die die Omegastruktur und damit die stabile Wetterlage komplettieren.

      Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/sat/europa/satellit-hd-5min/20190628-1435z.html

      Ganz so stabil, wie es in Anbetracht der Großwetterlage ausschaut, ist die ganze Sache dann aber doch nicht. Auf der Westseite des Keils wird nämlich eine Menge Warmluft gen Norden geführt, woraus allmählicher Druckverlust über der Nordsee folgt, sodass sich der Hochdruckschwerpunkt mehr Richtung Tschechien verlagert und D/A/CH wieder auf die Westseite des Bodenhochs kommt. Heißt für den Samstag im Großen und Ganzen, dass inbesondere die Turnierstadt Berlin von niedertroposphärischer Warmluftadvektion beherrscht wird. Allerdings sieht man das dem Wetter nicht unbedingt an, was sollte inmitten des Keils auch groß passieren. Ein paar hohe Wolkenfelder bringen immerhin etwas Unsicherheit in die Samstagstipps. Sonst dominiert aber strahlend blauer Himmel und nach einer noch recht erfrischenden Nacht (mit Tn’s zwischen 11°C in Leipzig und 15°C in Wien) geht in allen Turnierstädten (außer Wien) wieder über die 30°C-Marke.

      Die Luftmasse kann dabei allerdings noch lange nicht ihr volles Potential (850er-Temperaturen von 16-20°C) ausschöpfen, da in der unteren Troposphäre durch WLA und Absinken doch recht stabile Verhältnisse herrschen. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass über den trockenen Böden die Temperaturen noch etwas höher steigen werden, als von MOSsen und Modellen momentan berechnet wird. Schaun mer mal.

       

      In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die Keilachse allmählich nach Osten über die Turnierstädte hinweg und wir geraten mehr und mehr auf die Vorderseite des westeuropäischen Troges. Im Zusammenspiel von schwacher PVA, etwas WLA und den hohen Temperaturen über Frankreich und Spanien hat sich zum 00UTC-Termin eine deutlich sichtbare Tiefdruckrinne formiert, hinter der recht kräftige KLA einen spürbaren Luftmassenwechsel einleitet. Mit Annäherung der Kaltfront kommen in der zweiten Tageshälfte auch einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder auf, die allerdings erst nach 12UTC auch Leipzig, Zürich und Berlin erreichen werden und daher eher für die SD-Prognosen von Relevanz sind. Die Luftmasse innerhalb der Tiefdruckrinne ist auch potentiell instabil geschichtet (SB-CAPE >2000 J/kg) und unterliegt einer stattlichen, hochreichenden Scherung von 30-50kn. Aufgrund fehlender Hebungsunterstützung (im Bereich der Rinne KLA unter nur schwacher PVA) und zu trockener Grundschichten vor der Front wird entgegen erster Vermutungen bei solchen Gewitterindizes aber wahrscheinlich nichts, aber auch wirklich NICHTs passieren. Erst in der zweiten Nachthälfte zum Montag sollen dann nach Meinung von EZ und ICON über der südlichen Mitte Deutschlands einige Gewitter entstehen. Ob diese aber noch für die RR in Innsbruck und Leipzig relevant werden, überlasse ich jedem Spieler selbst. Die MOSse sind jedenfalls nicht sonderlich überzeugt davon.

      Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/deu-hd/deutschland/gewitter-komposit/20190630-1800z.html

      Kommen wir zum spannendsten Teil des Sonntags, den Temperaturen. Bei 850hPa-Werten von 20-23°C, allerdings etwa 100gpm niedrigerem Potential als am Mittwoch, stehen erneut schweißtreibende 35-37°C an, in Berlin könnte es sogar gen 38°C gehen, die Bodenfeuchte gibt das jedenfalls her. Auch im Oberrheingraben werden ähnliche Temperaturen erwartet, also vielleicht noch ein neuer Junirekord von mehr als 38,6°C? Ausschließen kann man das jedenfalls nicht. In Punkto Niederschlag kann man nur auf Petrus Gnade bei den Gewittern am Montag hoffen, sonderlich optimistisch bin ich da aber nicht.

      Viele Grüße und viel Erfolg an diesem heißen Juniwochenende,

      Oscar

       

    • #13870
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Moin Oscar,
      das nenne ich doch mal eine klasse und herausragende WB zum Ende des Extrem-Juni 2019
      (in ziemlich jeder Hinsicht!).
      Mal sehen, was daraus so wird…
      Aber: Wer das Arschloch war, der uns gestern unter dem Mantel des „behinderten netten Snowthoms“
      fertig machen wollte, sollte unbedingt aufgeklärt werden! Das war extem niederträchtig und unter
      aller Kanone… ;-(((

      Viele Grüße an die wunderschhöne Wetterfront, die keinem Saboteur wiedersteht!!!

      Michael

    • #13877
      Georg
      Administrator

      Hallo Oscar,

      vielen Dank für die klasse Hitze-WB am Ende eines denkwürdigen Rekord-Junis.

      http://www.bernd-hussing.de/klima.htm
      …man stelle sich die gleiche Temperaturabweichung mit negativem Vorzeichen vor.

      Hier ist noch ein interessanter Dürre-Link, den ich gerade in unsere Linksammlung gepackt habe:
      https://www.ufz.de/index.php?de=37937

      Herzliche Grüße,
      Georg

    • #13878
      Gatzen
      Teilnehmer

      Der heutige Sonntag bringt an beiden Turnierstationen neue Rekordwerte. Tegel pulverisiert gerade sein Allzeitmax vom 8.8.2018 und ist fast 1K drueber aktuell. Der bisherige Junirekord von 37,1 Grad wurde gerade 4 Tage alt und ist nun mindestens um satte 1,5 K ueberboten. In Schoenefeld sieht es nicht anders aus. Nebenbei ist der Taupunkt an den Turnierstationen auf 2 Grad gefallen, so dass die relative Feuchte nur bei 11% liegt. Auch Tempelhof hat sein Allzeitmax, das noch auf den legendaeren 11. Juli 1959 zurueckgeht, uebertroffen. Schoenes neues Klima…

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