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- Dieses Thema hat 6 Antworten und 6 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 3 Jahren, 11 Monaten von Georg.
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Januar 21, 2021 um 11:36 pm Uhr #15960MammatuscloudModerator
Herzlich willkommen zur Wetterbesprechung,
Beginnen möchte ich diese WB mit der aktuellen Meereisbedeckung über dem Nordpol.
Quelle: https://www.meereisportal.de/
Quelle: https://www.meereisportal.de/Nachdem wir im Sommer 2020 die zweitniedrigste Eisbedeckung übern Nordpol (nach 2012) erreicht hatten,
konnte sich mittlerweile das Meereis im Vergleich zu den anderen Jahren etwas stärker erholen.
Trotzdem ist gerade im Bereich zwischen Grönland und Russland noch erhebliche Defizite zu erkennen.
Quelle: @IdlefixDeutlich wird die klimatologische Entwicklung bei der Betrachtung des 5-Tagesmittel der Meereisaudehnung
gemittelt über die Tage 14. bis 18. Januar über die Jahre 1979 bis 2021.
An der Y-Achse ist dabei die Ausdehnung in Millionen km² (Achtung! Y-Achse start nicht bei 0) aufgetragen.
Die leider deutliche Abnahme ist nicht zuverkennen.Stratosphäre
Machen wir weiter mit einem Blick fast ganz nach oben in der Atmosphäre, nämlich genau auf 10hPa.Hier in der Stratosphäre hatte sich in der ersten Januarhälfte ein Major Warming ereignet.
Die im klimatologischen mittel vorherrschenden kräftigen Westwind um den Polarwirbel wurden
im Zuge dieser Stratosphärenerwärmung sukzessive abgeschwächt bis sich im Zonalenmittel sogar leichter Ostwind eingestellte hatte.
Auch die Temperaturverteilung blieb davon nicht unbeeindruckt, sodass es zeitweise am Pol wärmer war als weiter südlich auf 60°N.
Quelle: FU BerlinIn dem beigefügten Bild ist die aktuelle Situation in den 10 hPa zu sehen. Nach wie vor ist der Polarwirbel stark abgeschwächt,
in die Länge gezogen und über Eurasien zu finden. Normalerweise müsste er fast Kreis-symmetrisch übern Pol liegen.Bis Ende Januar könnte es nochmal zu einem zweiten (Major) Warming kommen. Inwieweit sich dies auf die Troposphäre auswirkt, bleibt natürlich abzuwarten.
Aber gerade, wenn wir noch etwas tiefer auf 150hPa schauen, sehen wir recht hohes Geopotential über Grönland was zumindest
für einen nicht ganz so aktiven Westwinddrift über dem Atlantik spricht. Wenn wir die 150hPa als Temperaturkarte der Troposphäre interpretieren,
liegt der Kaltluftschwerpunkt definitiv über Sibirien.
Quelle: FU BerlinRichten wir nur unseren Blick in die Troposphäre:
Quelle:wetter3.deUnser Wochenendwetter wird dieses Mal von einem umfangreichen Trog bestimmt, der sich am heutigen Freitag noch nordwestlich von Deutschland befindet.
Besonders interressant wird die Zyklogenese von Tief IREK, wodurch das Wetter vorallem in den östlichen Turnierstädten in der ersten Hälfte
des Wochenendes geprägt wird. Dieses Tief wird heute Abend seinen Weg von Italien nach Norden über die Alpen antreten und bereits in der 2. Nachthälfte über Bayern liegen.
Quelle: kachelmannwetter.deAm Samstag gehen dann aber die Vorhersagen der Zugbahn der Modelle deutlich auseinander. Bei den Modelleläufen von Do 12z sieht ICON eine östlichere und schnellere Zugbahn vorher. Hingegen sind IFS und GFS der Meinung, dass Tief IREK weiter westlicher mit Zentrum an der Deutsch-Polnischen-Grenze am Samstag um 12z zu simulieren.
Da Leipzig und Berlin auf der kalten Seite liegen, sollten etwaige Niederschläge in fester Form vom Himmel fallen.
In der 2. Tageshälfte wird noch eine weitere Störung, welche über Frankreich nach Osten zieht für die südlichen Turnierstädte relevant. Da sich dieses Tief zu diesem Zeitpunkt bereits im Okklusion- bzw. Auflösestadium befindet, wird sich das Wetter an den Ausläufern wohl in Grenze halten.
Am Sonntag verbleibt der Trog über DACH und verstärkt sich dank eines neuen Schwalls an Höhenkaltluft (bis -35°C in 500hPa über dem Südwesten) noch etwas. Dank eingelagerter kurzwelliger Anteil und genug bodennaher Feuchtigkeit muss eigentlich in allen Turnierstädten außer Wien mit Schauern/Schnee gerechnet werden.
Kommen wir nun zu den Details:)
Berlin&Leipzig:
Am Samstag besteht die große Frage wie genau die Zugbahn des Tiefs sein wird, je nachdem ist dann eine 77 oder 70 bei den Wetterzuständen zu erwarten.Am Sonntag könnte tagsüber Niederschlag fallen. Es kann aber auch genauso gut trocken bleiben. Was für eine Aussage … 🙂
Hier noch ein Forecastsounding für Leipzig:
Innsbruck:
In der Nacht zum Samstag stellt sich kräftiger Südföhn ein und zum Morgen sollte dieser mit der nahenden KF wieder zusammenbrechen. Das Timing wird hier wohl über die Tmin richten. Toll wäre natürlich noch ein West- oder Nordföhnevent 😀
Tagsüber klingen Niederschläge und Wind rasch ab und am Sonntag ist dann sogar wieder etwas Schnee möglich.Wien:
Am Samstag Kaltfront passage … Sonntag dann wieder ruhiger und wahrscheinlich trocken.Zürich:
Am Samstag stellt sich post frontal freundliches Wetter ein. In der Nacht zum Sonntag erreichen die Ausläufer einer kleinen Störung die Stadt. Am Sonntag sind in der Höhenkaltluft Schauer möglich.Nun wünsche ich allen viel Erfolg bei den Tipps!
Bleibt gesund!
Mammatus95 -
Januar 22, 2021 um 11:08 am Uhr #15962KaltlufttropfenTeilnehmer
Moin Morten,
vielen Dank für deine klasse WB vom Feinsten!!!
Ich wollte nur noch nachhaken, daß es sich bei IREK um eine doch sehr stark Vb-artige Entwicklung handelt. Und eher im „Unterhaltungssektor“ angesiedelt (kann ich mir aber nicht verkneifen) ist die Tatsache, daß unser kleines Sonntagstief JUSSUF heißt und damit wie der Untermieter von „Frau Suhrbier“ aus der 70er Kultserie „Ein Herz und eine Seele“ von Wolfgang Menge mit Diether Krebs als Schwiegersohn von Alfred Tetzlaff… 😉
Schönen Gruß in die Turniergemeinde und viel Spaß beim Tippen
Michael
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Januar 22, 2021 um 12:08 pm Uhr #15963GeorgAdministrator
Hallo Morten,
vielen Dank für die großartige WB mit dem interessanten Blick auf die Meereisausdehnung und die Stratosphäre!
Interessant finde ich die Fragestellung, in wieweit La Niña das Geschehen in der nordhemisphärischen Stratosphäre beeinflusst. Spannend finde ich auch, dass trotz der von Dir beschriebenen Lage in der Stratosphäre viel Bewegung auf dem Atlantik herrscht, gestern mit Orkanböen im Norden Deutschlands durch Tief „Goran“. Die Temperaturunterschiede über dem Nordatlantik sind gerade groß und Motor für dynamisches Wetter, was uns beim Wetterturnier entgegen kommt.
Frohes Tippen und ganz herzliche Grüße,
Georg -
Januar 22, 2021 um 12:27 pm Uhr #15964HeikoModerator
Hallo zusammen,
danke an Morten für Deine Wetterbesprechung mit Schwenk vom Nordpol zu den Details der Wetterzustände am Wochenende (auch) in Berlin. Schön, dass heute auch technisch alles geklappt hat!
Ich bin aufs große W ebenso gespannt wie auf die Bewölkungsverhältnisse (kleine Dosis Sonne Sonntag früh?), und sehe den Wind am Sonntag auch als „Punktekarussell“ im kleinen. Schade, dass wir den vorfrühlingshaften Ausflug der Temperatur in den letzten Tagen „turniermäßig“ nicht erfassen konnten.
Viel Spaß beim Tippen und schönes Wochenende!
Viele Grüße,
Heiko. -
Januar 23, 2021 um 8:14 am Uhr #15967GHOSTofTEMPELHOFTeilnehmer
Hallo in die Runde,
Der wohl bester Rookie ist zu einer unseren Besten geworden! Danke Mammatus für die wiedermals super WB!!! Wie toll, wie bereits vom Heiko angesprochen, die Überführung von der Lage in 10 hPa bis hin zum Boden. Schicht für Schicht sozusagen ein wundersames Gedicht.
Schöne Grüße,
Charles
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Januar 23, 2021 um 11:40 am Uhr #15968BibertalerModerator
Servus zusammen,
Danke dir Morten für deine herausragende WB. Bilderbuchartig, wie du von oben immer weiter ins Detail hineingehst. Zum Thema arktisches Meereis, ich erinnere mich da an eine Wette beim Nikolaustreffen in Innsbruck vor ein paar Jahren … bei dieser Gelegenheit könnte man mal einen Zwischenstand geben 😉Zum Wochenendwetter, nachdem ich dir, Morten, schon nicht frühzeitig genug über Nord/Westföhn Auskunft geben konnte, will ich zumindest eine Art kurze Verifikation versuchen. Nach dem seit der Nacht auf den 20.1. am Patscherkofel mit Orkanböen wehenden, Schnee fressenden Föhnmonster (inklusive Stauschneefälle in den Südalpen, Osttirol wieder teils 40-50 cm Neuschnee über Nacht), hat nun die Kaltfront dem großen Schmelzen endlich ein Ende bereitet. Leider hat der früehn Morgenstunden bedingt kaum jemand mitbekommen, dass dieser Wechsel mit einem Nordföhnevent einhergegangen ist. Schauen wir uns erstmal die Messungen an:
Man sieht in den Temperatursprüngen und an den rosa B0lken beim Wind oben rechts sehr gut, wann es Südföhn in der Stadt mit südlicher Windrichtung gegeben hat. Rotor oder sonstige Richtung mit Föhnluft sieht man damit zwar nicht, aber wenn die Temperatur schon hoch bleibt, ist es naheliegend, dass auch hier noch der Föhn aktiv war. Letzte Nacht konnte der Föhn um 20 Uhr kurz abheben, kam dann um 21 Uhr wieder abgelengt von der Nordkette zurück und brachte zudem Dimmerföhnartigen Niederschlag. Kurz später hob er dann entgültig ab, um auf West zu bleiben. Die Niederschläge blieben noch bis Mitternacht messbar. Um 3 UTC verstärkte sich dann der Westwind deutlich. Mit anspringender Temperatur und verzögert sinkendem Taupunkt war hier Nordföhn in Innsbruck, der bis knapp vor 6 UTC aktiv war. EIne weitere Anmerkung hierbei, bis 5:50 UTC wurden auch noch Schauer im METAR gemeldet. Auch etwas knapper, als ich es gestern vermutet hätte.
Rund um den Startzeitpunkt um 3 UTC gab es das normale Sounding am Flughafen, das den Südföhn noch bei 1500m und darüber drin hat. Der West darunter ist auch schon recht kräftig, die Front ist aber meiner Meinung nach hier noch nicht durchgezogen. Ein zweites Sounding kurz später wäre vielleicht zeimlich interessant zum Vergleichen geworden.Seit dem Nordföhnende gegen 6 UTC beruhigte sich die Lage wieder und seit 9 UTC fließt nun die Luft aus dem Unterinntal ein.
Auch im Lidar der Uni Innsbruck ist dieser Ablauf schön erkennbar. Erst gegen 20 UTC wird die Südströmung in der Talatmosphäre dank aufkommendem Niederschlag aus Süden sichtbar. Zuvor waren einfach zu wenig Partikel in der Luft. Anhand der roten gepunkteten Linie seht ihr die ungefähre Föhnausdehnung. Oberhalb dieser Linie war überwiegend Südföhn, darunter Westwind. Überwiegend deshalb, weil es zwischen 22 und 1 UTC sind auch mal Nordkomponenten dabei. Gegen 3 UTC geht dann auch in der Höhe die Windrichtung auf West, siehe den blauen Balken. Das ist der Zeitpunkt, an dem der Nordföhn startete. Die Luft die hier einfloss, kam sehr wahrscheinlich übers Seefelder Plateau. Für Westföhn müssten auch die Stationen im Oberinntal wie Landeck, Haiming oder Imst stärkeren Westwind haben. Nun hat es durchaus Böen aus West gegeben wie oberhalb von Imst oder auch in Landeck und Haiming, bei letzteren beiden sinddiei Maxima aber nur kurze Zeit und maximal 50 kmh respektive 30 kmh. Die stärksten Böen im Umfeld sind am LOWI mit knapp unter 90 kmh gemessen worden. Das Oberinntal fällt damit als Quellverlängerung aus und unterstützt somit das Seefelder Plateau als Ursprung. Zusätzlich brach auch im Wipptal der Föhn ein und ging gegen 3 UTC in Nord über inklusive vorübergehendem Windanstieg. Wäre es ein Westföhn gewesen, hätte ich nach Georgs Erfahrungswerten eher weiterhin Südföhn oder zumindest Südföhn ähnlichen Wind erwartet. Daher war das heute morgen ein netter Nordföhn. Hier kommen noch ausgewählte Stationen aus dem Außerfern und Oberland sowie Innsbruck und Ellbögen:
Reutte Hahnenkamm 1670m/Landeck 798m/Hütte westlich+oberhalb von Imst 1935-2580/Haiming 658m/Ellbögen im Wipptal 1080m/LOWI 576m
Genug des Rückblickes, euch allen noch ein schönes Restwochenende
Viele Grüße aus dem Restschnee
Bibertaler -
Januar 24, 2021 um 3:53 pm Uhr #15976GeorgAdministrator
Hallo in die Runde,
das ist mal ein respektabler Nordföhndurchbruch in Innsbruck:
+ 5 Grad Temperatur
-17 Grad Taupunkthttp://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lightningmaps/entrance.png
Ganz herzliche Grüße,
Georg
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