Synoptische Übersicht des DWD von JENS HOFFMANN!

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      Kaltlufttropfen
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      Moin Leute,
      zwar gehe ich davon aus, daß für die meisten von uns die Synoptische Übersicht des DWD zur täglichen „Zetungsschau“ gehört, aber
      sicher wird der eine oder andere die Kurzfrist von heute früh nicht gelesen und deshalb möchte ich sie mal hier „verewigen“, da
      sie in 2 Stunden überschrieben wird und ein synoptisch-poetischer Hochgenuß vom Allerfeinsten ist, welcher jeden Synoptik-Freak
      begeistern sollte. An einer Stelle mußte ich beim Lesen laut losbrüllen, an welcher, könnt Ihr Eich sicher vorstellen… 😉

      Also hier die Synoptische Übersicht Kurzfrist von heute früh:

      S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
      ausgegeben am Donnerstag, den 01.11.2018 um 08 UTC

      GWL und markante Wettererscheinungen:
      GWL: Anfangs noch TrW (Trog Westeuropa), zum Samstag hin vorübergehend BM
      (Brücke Mitteleuropa)

      Tendenziell ruhiges Wetter, im Laufe des Tages Zusammenbruch des Föhns. Morgen
      im Norden schwache Trog- bzw. Kaltfrontpassage, danach Aufbau einer
      Hochdruckbrücke.

      Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
      ————————————————————–
      Donnerstag… befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines schier
      unendlichen LW-Troges, der von Grönland bis nach Nordwestafrika reicht. Mit der
      daraus resultierenden südlichen Höhenströmung wird im Laufe des heutigen Tages
      ein flacher Sekundärtrog von den Alpen her nordwärts gesteuert, der aufgrund
      überlagerter KLA und wenig vorhandener Krümmungsvorticity nur über begrenzte
      Mittel verfügt (ein bisschen kann er aber doch was, worauf später noch zu
      schreiben sein wird). Dahinter beginnt der Gradient gesamttroposphärisch
      auseinanderzureißen, so dass die Föhnlage in den Alpen – bisher sowieso hinter
      den Erwartungen zurückgeblieben – zu Ende geht.
      Apropos Föhn, aktuell fällt der Luftdruck noch in Süddeutschland, wo sich im
      Laufe der Nacht ein Leetrog gebildet hat. Daraus ist ein kleines Föhntief
      erwachsen, das bis heute Nachmittag den Bayerischen Wald überquert haben wird.
      Zuvor dürfte der Föhn noch etwas an Stärke zulegen (ob es aber tatsächlich für
      die von einigen Vorhersageverfahren apostrophierten Orkanböen auf exponierten
      Gipfeln und Sturmböen in föhnaffinen Tälern reicht, ist unsicher), bevor der
      nachfolgende Druckanstieg den Saft aus der Angelegenheit nimmt. Neben dem Föhn
      tritt aber noch ein anderer Effekt in Verbindung mit dem kleinen Föhntief
      zutage. Zwischen ihm und dem blockierenden Hoch über Russland (über 1045 hPa)
      verschärft sich der Gradient im Südosten geringfügig, so dass dort der
      Ost-Südostwind etwas auflebt und eine Art „Böhmischer Wind light bis zero“
      erzeugt. Dabei können in den ostbayerischen Mittelgebirgen sind im Erz- und im
      Zittauer Gebirge durchaus ein paar steife Böen 7 Bft in den Tälern nicht
      ausgeschlossen werden, und wenn es richtig dumm läuft sogar stürmische Böen 8
      Bft auf einigen Kuppen oder Kämmen auftreten. Insgesamt ist die
      Wahrscheinlichkeit für dieses Phänomen aber ziemlich gering.
      Ansonsten ist nicht besonders viel los in der Republik, in der heute abermals
      ein Teilfeiertag (Allerheiligen) auf dem Kalender steht. Mit Ausnahme der
      genannten Gebiete fächert der Gradient zwischen dem o.e. Hoch und einer Rinne
      über Westeuropa immer weiter auf, was den Wind verbreitet zur
      Bedeutungslosigkeit degradiert. Nur über der Deutschen Bucht sind anfangs noch
      ein paar 7er-Böen aus Südosten unterwegs (kleine Warnung für Helgoland). Da sich
      die Rinne nebst eingelagerter Kaltfront langsam aber sicher dem Vorhersageraum
      nähern und zudem noch mit dem o.e. Sekundärtrog interagieren (etwas PVA auf
      seiner Vorderseite, also doch ein kleines Lebenszeichen), wird in den westlichen
      Landesteilen etwas Hebung generiert, die nicht nur von Süd nach Nord ziehende
      kompakte Bewölkung produziert, sondern es von Frankreich und der Schweiz her
      zeitweise regnen lässt. Das kleine Regengebiet, das sich dabei bildet, zieht bis
      zum Abend über den Westen nach Nordwestdeutschland, große Mengen sind aber nicht
      zu erwarten (unter 5 mm innert 12 h). Lediglich EURO4 und COSMO-D2 sind etwas
      offensiver aufgestellt, weil in diesen Modellen die konvektiven Einlagerungen
      stärker ausfallen. Nach Durchzug des Regens entwickeln sich in Ostfrankreich und
      der Westschweiz noch einige Schauer und – vielleicht – sogar kurze Gewitter
      (Annäherung des Haupttroges mit etwas Höhenkaltluft bis knapp -25°C in 500 hPa),
      die nach Modelllage zwar außen vor bleiben sollen, aber was heißt schon
      Modelllage.
      Wer auf der Suche nach Sonnenschein ist, sollte sich eher Richtung Osten und
      anfangs auch noch Norden orientieren, wo sich größere Lücken auftun. Ansonsten
      ziehen von Süden her aber eine Menge hoher, aber ziemlich dichter (also jetzt
      nicht im Sinne von besoffen) Wolken nordwärts, die es der Sonne sehr schwer
      machen, Akzente zu setzen. Trotzdem wird es von Alpenrand über Ostbayern bis
      hoch in die Lausitz am wärmsten mit Temperaturen um oder sogar über 15°C, am
      östlichen Alpenrand, wo die aktuellen Startwerte z.T. schon deutlich über 10°C
      liegen, lokal sogar 20°C (wenn es die Sonne doch mal schafft). Im großen Rest
      des Landes liegen die Höchstwerte zwischen 9 und 15°C.

      In der Nacht zum Freitag rückt der Nordteil des LW-Troges weiter nach Osten vor,
      so dass vor allem der Nordwesten zusehends unter seine Fittiche gerät. Auch
      Rinne und Kaltfront setzen ihren zwar langsamen, aber stetigen Kurs nach Osten
      fort, wobei sich innerhalb der Rinne ein kleines Teiltief bildet, das via
      Nordsee gen Skagerrak steuert. Auf seiner Südseite wird ein recht markanter
      Bodentrog generiert, der bis Freitagfrüh Niedersachsen und NRW erreicht. Dabei
      fällt hier und da etwas schauerartiger Regen, außerdem frischt der vorübergehend
      auf Süd-Südwest rückdrehende Wind etwas auf. An der Nordsee bringt das die eine
      oder andere 7er-Bö, mit Drehung auf W-NW im Laufe der Morgenstunden ganz
      vereinzelt auch mal „die 8 Bft“. Auf dem Festland dürfte es hingegen kaum für
      warnwürdige Böen reichen, wenn man mal den Brocken als krassen Ausnahmeathleten
      (8-9 Bft) sowie einige exponierte Kamm- und Gipfellagen der zentralen
      Mittelgebirge (7-8 Bft) ausklammert.
      Darüber hinaus gibt es nicht viel zu erzählen. Die Nebelneigung bleibt gering
      (was lokale Felder nicht ausschließt) und Luftfrost tritt – wenn überhaupt – nur
      sehr sporadisch im Süden und Südosten auf.

      Freitag… tropft der Südteil des LW-Troges über dem westlichen Mittelmeer
      respektive Algerien irgendwann im Laufe des Tages ab. Gleichzeitig schwenkt der
      Nordteil langsam über den Norden und die Mitte Deutschlands gen Osten, wobei auf
      der Vorderseite KLA und rückseitig WLA auftritt, was seine Wetterwirksamkeit
      erheblich dämpft. Seine Achse erreicht zum Tagesende Ostdeutschland bzw. die
      Mitte. Das korrespondierende Teiltief wiederum steuert den Oslofjord an, wo es
      pünktlich zum norwegischen Mittagslachs anlandet (12 UTC), um danach über den
      unendlichen Wäldern Schwedens zu verschwinden. Die Kaltfront überquert den
      Vorhersageraum ebenfalls ostwärts, wobei sie nach Süden zurückhängt und dort
      große Schwierigkeiten hat, sich gegen den von Westen vorstoßenden Druckanstieg
      zu behaupten.
      Wie auch immer, mit KF-Passage fallen hier und da ein paar Tropfen Regen, zudem
      lebt der Wind aus SW bis W kommend im Norden vorübergehend auf. An der Küste
      sind ein paar 7er-Böen am Start, im Binnenland wird es kaum dafür reichen (außer
      höheres Bergland), auch wenn es ein paar Andeutungen von der Numerik gibt (vor
      allem von IFS). Postfrontal gelangt ein Schluck subpolarer Meeresluft in den
      Westen und Norden (T850 0 bis -4°C), in der die Wolkendecke zusehends
      auflockert. Aufgelockerte Verhältnisse trifft man präfrontal auch im Nordosten
      an, wo es zunächst noch ein paar sonnige Abschnitte zu feiern gibt. Richtung
      Süddeutschland hingegen sollte man sich eher auf einen stark bewölkten Himmel
      mit weniger Lücken einstellen. Abgekoppelt vom Trog weiter nördlich sorgt
      leichte WLA für mehrschichtige Bewölkung, belässt es dabei aber weitgehend
      trocken. Einzig EURO4 lässt am Nachmittag ein Regengebiet von den Alpen her
      übergreifen, was aber Alleinstellungsmerkmal besitzt.
      Die Temperatur erreicht Maxima zwischen etwa 8°C in den westlichen
      Mittelgebirgen und bis zu 15°C im Osten.

      In der Nacht zum Samstag schwenken Höhentrog und Kaltfront (im Nordteil)
      endgültig nach Osten durch. Dahinter steigen Potenzial und Luftdruck an, was zum
      Aufbau einer Brücke zwischen dem Azorenhoch und dem Russlandhoch führt. Über
      Deutschland taucht sogar eine eigenständige Hochparzelle mit über 1030 hPa auf.
      Trotzdem klart es nicht überall auf, insbesondere im Süden und Osten halten sich
      dichte Wolken, aus denen nach EURO4 sogar länger andauernder Regen fallen soll.
      Es bleibt aber dabei, dass die anderen Modelle dieses Spielchen gar nicht oder
      nur sehr lustlos (vereinzelt ein paar Tropfen, IFS immerhin am Alpenrand etwas
      Regen) mitspielen.
      Dort, wo es aufklart, nimmt die Nebelwahrscheinlichkeit gegenüber den Vornächten
      zu, darüber hinaus muss gebietsweise mit leichtem Frost gerechnet werden.

      Samstag… legt sich ein Höhenrücken über den Vorhersageraum, während das
      Cut-Off-Tief vom nordwestafrikanischen Festland auf das westliche Mittelmeer
      zieht, wodurch das Wetter dort einfach nicht zur Ruhe kommt. Ganz anders die
      Situation bei uns, die vom genannten Rücken und der korrespondierenden
      Hochparzelle bestimmt wird, welche nur langsam ihren Schwerpunkt zum östlichen
      Mitteleuropa verlagert. Für die gesamte Nordhälfte und große Teile des Westens
      bedeutet das nach Nebelauflösung einen sonnigen oder nur locker bewölkten
      Samstag. Ob der äußerste Norden und Nordwesten mal etwas dichtere
      Warmfrontbewölkung eines Sturmtiefs südlich Islands (es handelt sich um den
      ehemaligen Tropensturm OSCAR, der durch vorderseitige WLA freilich auch in hohem
      Maße am Aufbau des o.e. Höhenrückens mitverantwortlich zeichnet) abbekommen,
      bleibt abzuwarten.
      Dichtere, teils hochnebelartige Bewölkung dürfte hingegen in weiten Teilen
      Bayerns und BWs die Sonnenscheinbilanz erheblich dämpfen, wenn nicht sogar ganz
      auf null halten. Das Temperaturniveau pendelt sich bei 8 bis 14°C ein, bei zähem
      Hochnebel eher noch etwas darunter.

      In der Nacht zum Sonntag gelangen wir zunehmend auf die West- und damit auf die
      „warme“ Flanke des sich weiter nach Osten verlagernden Hochs. Diese „Wärme“
      spiegelt sich aber vornehmlich in der unteren Troposphäre wider, wo die
      850-hPa-Temperatur im Süden auf bis zu 15/16°C steigt. Weiter unten koppelt sich
      die Grenzschicht davon ab, dort kühlt es ab, in der Mitte und im Norden
      stellenweise bis in den Frostbereich. Zudem bildet sich in der alternden
      Luftmasse bei zunehmender Deckelung gebietsweise Nebel.
      Auf der Nordsee frischt der auf südliche Richtungen rückdrehende Wind am äußeren
      Rand des ins Seegebiet zwischen Island und Schottland ziehenden Ex-OSCARs auf,
      wenn überhaupt trifft es aber nur Helgoland mit einer steifen Bö 7 Bft.

      Modellvergleich und -einschätzung
      ————————————————————–
      Die Basisfelder stimmen weitgehend überein, die Unschärfen liegen größtenteils
      im Toleranzbereich. Dass EURO4 beim Niederschlag ab Freitag deutlich ausschert,
      wurde bereits erwähnt und zur Außenseiterlösung gestempelt.

      Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
      Dipl. Met. Jens Hoffmann

      (Copyright by DWD)

      Novemberanfangsgruß in die Runde

      Michael

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