Home › Forums › Wetterturnierforum › Mitherbstliche, regnerische WB vom 16. Oktober 2020
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October 16, 2020 at 12:36 pm #15696RumoParticipant
Hallo und herzlich willkommen hier zur mittherbstlichen Wetterbesprechung am 16. Oktober 2020.
Nachdem sich Tief GISELA nach längeren ausgiebigen Regenfällen vor allem in Ostdeutschland und ordentlichem Sturm an der Ostseeküste nach Russland verdünnisiert hat, gewinnt nach und nach das Hoch OTTMAR, welches von einem Keil in 500 hPa gestützt wird, mit seinen Zentren über Island und den Färöer-Inseln immer mehr an Einfluss. Gemeinsam mit den Kernen von Tief FOELKE über dem Tyrrhenischen Meer und der Adria sorgt OTTMAR für eine Zufuhr polarer Luftmassen, was zumindest für dieses Wochenende weiterhin keine großen Aussichten für ein kurzes Aufleben des „Goldenen“ Oktobers lässt.
In der Nacht zu Samstag sind weiterhin Regengebiete im Osten Deutschlands unterwegs, im Alpenraum hingegen kommt es ebenfalls bei einer Schneefallgrenze von 1200 bis 1500 Meter zu weiteren Schneefällen. Durch das Absinken auf der Vorderseite des Keils kann sich vor allem im Nordwesten Deutschlands zum Tagesbeginn Nebel und Hochnebel bilden, einige sehr motivierte Modelle (hauptsächlich die auf ICON basierenden) setzen diesen Trend mit der Nordostbewegung des Troges über Polen und dem daraus folgenden größeren Einfluss des Keils fort und zeigen großflächigen Nebel und Sprühregen über ganz Berlin und Brandenburg verteilt. Auch im Forecast Sounding für Samstag früh in Berlin zeigt sich eine vollkommen gesättigte Schicht bis hoch zu 700 hPa mit passendem sehr schwachen Wind bis hin zu einer Windstille am Boden.
Im Verlauf des Vormittags werden die Hochnebelfelder weiter vom Wind nach Südwesten verlagert, wo sie langsam aufsteigen und der Sprühregen, sofern es welchen gibt, nach und nach in leichten Regen übergeht, der auch Leipzig treffen sollte. Tief FOELKE hat sich in der Zwischenzeit weiter nach Osten verlagert, ein schwaches Randtief, was mit einem Kerndruck von über 1010 hPa eigentlich nicht mal mehr dieser Beschreibung würdig ist, liegt dabei allerdings immer noch über dem südlichen Alpenraum. OTMAR hingegen hat sich bis zum Mittag auf stolze 1040 hPa verstärkt und liegt mit seinem Zentrum südöstlich von Grönland, was ihn allerdings nicht davon abhält, seine langen Finger über Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Polen, das Baltikum bis hin nach Russland auszustrecken. Mit Tief FOELKE sorgt er für eine leichte Nordanströmung der Alpen, sodass sich vor allem am Alpenrand die restlichen Regengebiete stauen. Auch in Wien gibt es somit Regen, in Innsbruck ist dies tendenziell auch möglich, das zu beurteilen überlasse ich allerdings lieber den Experten vor Ort. Zürich hingegen ist fernab von dem Regen ganz unbeeindruckt und erlebt bei etwas dichterer Bewölkung doch einen trockenen Vormittag. Der Wind in 10m weht anfangs aus Nordost, abgesehen von Wien, wo sich durch FOELKE bereits eine nordwestliche Strömung eingestellt hat, und dreht sich um die Mittagszeit in allen Städten nach und nach auf Nordwest. Berlin ist dabei zum Mittag sehr gradientfrei und es darf mal wieder Windlotto gespielt werden.
Zum Nachmittag beginnt die Bewölkung in Berlin und Leipzig von Osten her aufzulockern und macht Platz für eine kleine Cumulus-Party, die auch im Großteil Deutschlands und Österreichs für kleinere Schauer sorgen soll, die zumindest in Leipzig und Wien das Wettergeschehen voll im Griff haben. Vor allem in Kachelmanns SHD sind die feinen Strukturen gut zu erkennen, wobei das Modell in solchen Wetterlagen mit seinen Streuselkuchenvorhersagen sich nicht immer als vertrauenswürdig erwiesen hat. Inwiefern es in Berlin und Innsbruck für Schauerwetter reicht, muss jeder selbst für sich entscheiden. Zürich hingegen chillt weiter auf seinem Thron in der Schweiz und fragt sich, was das Gerede über Nebel, Sprühregen, Regen und Schauer überhaupt soll, denn es bekommt ja von allem überhaupt nichts mit.
Die Maximaltemperatur schwankt bei um herbstliche 10°C herum, in Berlin, wo es etwas längere Zeit auflockert, klopft auch mal die 11°C ans Fenster.
Am späten Abend und in der Nacht ziehen noch vereinzelte Regenbänder auf der Rückseite von Tief FOELKE über Ostdeutschland und Österreich. Die Dame hat sich weiter nach Norden über Polen verlagert und hat dem armen OTMAR den lang ausgestreckten Finger über Russland abgehackt. Zutiefst verletzt, hatten sich die beiden doch vorher so gut vertragen, zieht er sich langsam zurück, hält seinen Arm allerdings immer noch über Mittel- und Süddeutschland ausgestreckt, und macht Platz für Tief HELGA mit ihrem Kern über Skandinavien, deren Kaltfront am frühen Morgen über den Küsten Deutschlands anzufinden ist. Der Süden, der immer noch unter dem Einfluss des sich zwar langsam abschwächenden, mit 1035 hPa aber immer noch für Islandverhältnisse recht starken Hochs befindet, bekommt die Nebelbildung, die der Osten am Vortag hatte, zu spüren. Allerdings ist davon nur Zürich von unseren Städten betroffen. Bei kühlen 3 bis 4°C kann es auch zur Reifbildung und vereinzelt Glätte kommen.
Im Laufe des Tages arbeitet sich HELGAs Kaltfront immer weiter in die Mitte Deutschlands vor und sorgt dort für Regen und vereinzelte Schauer, bevor sie am Abend über den Mittelgebirgen stehen bleibt und sich vom ostwärts ziehenden Kern mitziehen lässt, unmotiviert, auch noch den Alpenraum kennen zu lernen. Für Berlin bedeutet das für den Vor- und Nachmittag einzelne, aber nicht allzu ergiebige Niederschläge, inwiefern die Kaltfront Leipzig bereits am Vormittag erreicht, soll hier ebenfalls von jedem selbst interpretiert werden. Der Wind weht hierbei parallel zur Kaltfront und kommt aus westlichen Richtungen. An der Front kann es auch mal vereinzelte 25er-Böen geben.Im von HELGA vernachlässigten Alpenraum macht sich das Hoch OTMAR noch für diesen Tag breit und sorgt dort für leicht bewölktes, trockenes, windarmes und zum Teil auch recht sonniges Wetter. Das findet ein über dem Atlantik entstehendes Tief nicht ganz so toll und hackt dem armen, bereits verkrüppelten OTMAR auch noch seinen verletzten Arm ab, der mit einem Druck von etwas über 1025 hPa über den ehemaligen Ostblockstaaten liegen bleibt. Die Temperaturen verändern sich im Vergleich zum Vortag kaum. Dort, wo mal die Sonne heraus kommt, werden 12°C erreicht, im Norden Deutschlands bleibt es wieder bei 10 bis 11°C.
In der kommenden Woche verstärkt sich das noch unbenannte Tiefdruckgebiet über dem Atlantik weiter, schiebt den Arm von OTMAR weiter nach Osten ab und wird am Dienstag voraussichtlich erst einmal Großbritannien entern, die es immer noch nicht auf die Reihe bekommen haben, ihren verkeilten Anker vom großen Dampfer EU zu lösen. Über das sehr angespannte Seil wird dann das Tief voraussichtlich auch in Europa einfallen, doch für DACH wird das erst ab Dienstag Abend einen größeren Einfluss auslösen und wieder einmal für neuen Regen sorgen, der im Sommer wie in den letzten Jahren zu kurz kam.So, damit wären wir am Ende der herbstlichen Wetterbesprechung. Ich hoffe, dass ich hier bei meiner ersten WB keinen allzu großen Mist verzapft habe. Wenn doch, könnt ihr ja gerne korrigieren und auch sonst eure Kommentare dazu hier lassen. Ich wünsche euch jedenfalls ein schönes und erfolgreiches Tippwochenende.
Viele Grüße
Jonas- This topic was modified 3 years, 12 months ago by Rumo.
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October 16, 2020 at 1:20 pm #15699KaltlufttropfenParticipant
Moin Rumo,
vielen Dank für Dein WB-Debüt, war einsame Spitze! Das meine liegt fast 11 Jahre zurück (war am 04.12.2009). Diesmal wird der WE-Tipp absolute”Korinthenkackerei” (gibt´s denn überhaupt Wasser von oben und wenn ja, stratiform oder konvektiv, Fragen über Fragen…).
Ach ja, das einzig Positive, wenn denn irgendwas schief läuft, wir haben einen SÜNDENBOCK, auf den wir uneingeschränkt meckern dürfen und zwar in allen Bereichen, welche 2020 schief liefen (und dazu gehören selbstverständlich auch fehlgelaufene Pognosen hier bei uns im Wetterturnier) und dieser Sündenbock heißt CORONA! 😉
Gruß in die Runde und die Hoffnung stirbt zuletzt!!!
Michael
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October 16, 2020 at 9:12 pm #15704BibertalerModerator
Servus zusammen,
der arme Otmar, was hat er nur getan um so maltretiert zu werden… was für ein Gemetzel uns da bevorsteht! Nun ja, es geht schon etwas extremer, aber ist lang her, dass ich ich mich über ein Beschreibung der Wetterlage so köstlich amüsiert habe, daher höchste Gratulation zum Erstgemetzel 😉
Zum Thema Regen, ja, Innsbruck meldet Regen, zumindest aktuell (Freitagabend). Wegen der etwa 7 Grad im Tal würde ich die Schneefallgrenze derzeit auf 1400-1500m schätzen, Tendenz sinkend, also bisher bist du damit voll im grünen Bereich – anders als Innsbruck-Stadt gerade, dazu später noch ein Absatz. Für morgen hab ich mir echt den Kopf zerbrochen. Vormittags sollte sich die Wv6 gut ausgehen, sofern der Flughafen nicht doch mal etwas Konvektives zwischendurch sieht. Am Nachmittag wär ich mir da nicht mehr so sicher. Die nördliche Anströmung wird für dichte Wolken in Tirol sorgen und hier und da werden sich auch Schauer ausegehen. Mit der Nordkette als Blocker mit leichtem Absinken nach Süden hin könnte es für die Stadt auch erstaunlich trocken über die Schlachtbank gehen. Da sich im EZ und GFS noch so eine Art Kurzwellentrog dazumischt und zudem Arome ebenfalls streuselkuchenartige Signale über den Bergen hatte, hab ich die 8 am Nachmittag wieder aufgenommen. Zu oft hat sich Georg damit einen Vorsprung verschafft, weil bei Kurzwellenrögen, mögen sie auch noch so kurz, bei eh schon feuchten Grundbedingungen immer mal was raustropfen kann. Jedenfalls würde mich ein untrockenes Wn nicht wundern. Die neueren Berechnungen legen aber leider eher auf der trockenen Seite – man darf also weiter gespannt beobachten.
Und was die Windrichtung angeht, mit zweimal Ost – einmal wegen einsickernder Kaltluft aus Nordosten und einmal dank sonnigem Inntal aufbauendem Gradienten – befindet man sich in bester Gesellschaft; ob entsprechende Abstände dabei sind, müssen die anderen Parameter entscheiden.Was der Wind in Berlin macht, ist eine gute Frage. Ich hab mich für Nordnordost entschieden, aber der wird ziemlich sicher nicht Nordnordost sein. Im Lotto hab ich noch nie gewonnen, warum sollte es beim Windlotto anders sein…gut, wenn man nicht spielt, kann man auch nicht gewinnen. In diesem Sinne, rien ne va plus, die Zahlen stehen fest, jetzt kommt’s nur drauf an, wer auf die richtige Kombination gesetzt hat.
Apropos rien ne va plus, rien ist jetzt vielleicht etwas zu scharf, aber wenn die jetzt aktuell in Tirol getroffenen Maßnahmen keine Wirkung zeigen, muss man sich ernstere Gedanken machen. Die kalte Jahreszeit hat noch nicht mal richtig angefangen und wir sind quasi auf einem guten Weg in Richtung “rien”. Die österreichische Coronaampel hat den Großraum Innsbruck heute auf rot gesetzt und die Zahlen schnellen weiter in die Höhe. Das mag viele Gründe haben, unter anderem angefangen mit den im Vergleich zahlreicheren Tests, aber auch mit Unvorsichtigkeit im privaten Bereich. Das Risiko lässt sich da ja eh nicht ganz vermeiden (sonst wär’s ja schon ein Lockdown), aber wenn es nichts bringt, sind wir einer zweiten Auszeit zum Nationalfeiertag am 26.Oktober näher, als uns allen lieb ist. Bis zum Nikolaustreffen ist zum Glück noch einiges an Zeit, in der noch viel Spannendes passieren kann und sicher auch wird. Sollte es stattfinden können, wird es mit Sicherheit das außergewöhnliche Treffen werden, soweit kann man das jetzt schon vorhersagen. Aber wie Michael schon erwähnt hat, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Viele Grüße aus der 228er-Inzidenz Stadt Innsbruck
Bibertaler -
October 17, 2020 at 7:12 pm #15706BibertalerModerator
Fazit des Tages: Die Wetterzustände waren an sich zwar soweit in Ordnung, aber Punkte gab’s trotzdem keine. In Innsbruck gab es heute morgen um 7UTC noch ein paar Tropfen, wenn auch nicht ausreichend für eine stratiforme 6. Zumindest sind Spuren im SYNOP vorhanden, wenn schon kein Wetter dabei ist – dieses gabs dafür aber in Zürich. Heute Abend gabs dann nochmal etwas Getröpfel, aber auch hier ohne Wetter und dieses Mal auch ohne Spuren. Tja, wir kennen die Regeln. Glückwunsch an alle, die sich getraut haben und die trockenen Punkte eingefahren haben, und Kopf hoch an alle anderen. Dafür sollte ich’s doch vielleicht mal mit Lotto versuchen, wenn der Nordnordost in Berlin schonmal funktioniert hat. Spaß beseite, des koscht z’viel 😉 Schönen Sonntag euch allen.
Bibertaler
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October 18, 2020 at 12:42 pm #15707MammatuscloudModerator
Moin zusammen,
Danke @Rumo für die Wetterbesprechung!
In Leipzig haben bei meinem Tipp drei Werte gefehlt. Beim Tippen vom Handy muss ich irgendwie übersehen haben, dass diese Werte gefehlt haben.
Da ich eh nicht mehr Zeite als Mos abzuschreiben, habe ich die Werte von Mos Mean genommen. Falls jmd. das nich gut findet, kann sich bei mir melden. Dann lösche ich den Tipp wieder.Gruß Mamamtus95
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October 19, 2020 at 6:46 pm #15710PfingstochseParticipant
@Kaltlufttropfen, herzlichen Glückwunsch zum Sieg in Deiner “alten” Heimatstadt Leipzig! Es hat endlich mal wieder geklappt für Dich :-)) Ausschlag gebend war das Setzen der “richtigen” W’s! Nun geht es auch für Dich wieder aufwärts 🙂
Beste Grüße…Ralf aus Teltow
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October 20, 2020 at 7:54 am #15716BibertalerModerator
Guten Morgen in die Runde,
Nachdem wir abseits der WB nun ein Windproblem in Berlin versuchen zu klären, gibt es für Innsbruck ein weiteres. Die Uni hat am Sonntag wie auch der Flughafen ff 0 gemeldet. Genau genommen war die Windgeschwindigkeit 0.2m/s, was gerundet 0 ist, egal ob m/s oder kn. Daher wurde jetzt nachträglich mit Rücksprache durch Georg auch die Windrichtung auf 0 gesetzt.
Viele Grüße
Bibertaler
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