WB 05.04: Im Osten nichts Neues und im Westen nichts los

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  • Dieses Thema hat 9 Antworten und 6 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 5 Jahren von Georg.
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    • #13510
      sferics
      Administrator

      Hallo liebe WB-Süchtige,

      die letzten Tage hätten kaum kontrastreicher sein können, vor allem was die Temperaturunterschiede betrifft. Dabei ließ sich in Deutschland eine deutliche Ost-West Teilung beobachten, die jedoch völlig unpolitischer Natur war. Ziemlich mittig durch das Land verlief am Mittwoch eine markante Luftmassengrenze, wodurch im Ostteil die Temperaturen teils schon über 20°C lagen und im Westteil kaum 10°C erreichten, in Saarland wurden sogar nur knapp über 5°C gemessen. Gestern waren die Gegensätze dann noch krasser: Während wir hier in Berlin zum ersten Mal in diesem Jahr die 20°C Marke knackten, gab es im Breisgau nur HÖCHST-Temperaturen von von 3-4°C. In Freiburg wurde sogar mäßiger Schneefall gemeldet, neben leichten Schneefällen im Schwarzwald und in der schwäbischen Alb.
      Die Staulagen in den südlichen Alpen seien hier nur am Rande erwähnt, ein Blick auf die (Neu)-Schneehöhen lohnt sich


      Quelle: https://de.sat24.com/de/eu

      So, beginnen wir mit der aktuellen Lage, top to the bottom:


      Quelle: http://www.wetter3.de

      Ich würde den Jet quasi als unterbrochen über Mitteleuropa bezeichnen. Es gibt einen Split in einen Wirbel, der um das Tief rotiert und einen um das Hoch nördlich davon. Das Hoch über Skandinavien wird von kräftiger Höhenströmung umströmt, das Tief leitet einen Teil der Strömung in den Subtropenjet weiter, der recht weit nördlich leigt. Das Hoch liegt über dem Tief also “High over Low” Lage? Für mich ist fast keine Westwinddrift erkennbar, bei einer vorwiegend südöstlichen Anströmung über Mitteleuropa. Insgesamt finde ich die Wetterlage recht untypisch und ich habe kaum etwas direkt Vergleichbares gefunden. Im ehesten besteht eine Ähnlichkeit zur Großwetterlage “HNFa” nach Andreas Botts Standardwerk “Synoptische Meteorologie”.

      In 500 hPa findet sich wieder der ausgedehnte Tiefdruckkomplex westlich der britischen Inseln
      etwas tieferes Potential über den Alpen und ein kleiner Kaltlufttropfen über der Adria. Relativ hohes Geopotential herrscht über Nordskandinavien und Westrussland, Mittel und Westeuropa sind sozusagen von hohem Potential “umzingelt”. Ein Dreieck mit höherer Schichtdicke bzw relativ wärmerer Luft könnte man sich zwischen Dänemark, Südostspanien und der Türkei konstruieren. Es stellt den Warmsektor des Tiefs westlich der britischen Inseln dar.


      Quelle: http://www.wetterpaten.de

      Dieses Tief im reifen Alter nennt sich Philipp (im Gegensatz zum Englischen Prinzen mit Doppel-P geschrieben). Entlang seiner langgestreckten Warmfront/Okklusion haben sich einige Verwellungen entwickelt und über Ostdeutschland sowie der Adria auch kleinere Bodentiefs. Die Kaltluft, die im Gebiet mit hohen Druck über Westdeutschland lag, hat sich heute morgen zusammen mit etwas Hochnebel auch über Berlin eingeschlichen. Deshalb hängt nun nach anfänglichen Sonnenschein hier wieder mal die allseits bekannte #Suppe. Diese Entwicklung ist allerdings eher vorrübergehend, denn unser nicht-Prinz wird sich in den nächsten Tagen “erhöhen” und seine Fronten werden sich langsam auflösen.

      So viel zum Stand bis dato – aber was passiert denn nun am Wochenende?</p>
      Kurz gesagt: nicht viel

      Samstag:


      Quelle: http://www.wetter3.de


      Quelle: http://www.wetterpaten.de

      Zunächst wird sich Tief Philipp wie gesagt nach Westen verlagern und abschwächen, genauer gesagt siedelt er in die Bretagne über, hat wohl genug vom Brexit-Drama… Politics aside, es findet eine anderer spannender Abkapselungsprozess an diesem Tag statt: Unser Kaltlufttropfen wird nämlich ebenfalls einen Cut-Off wagen. Um 12 UTC ist der Kaltluftropfen dann bereits über Wien hinweg nach Nordosten gezogen, mit entsprechenden Folgen: Am Vormittag ist dank der Höhenkaltenluft etwas CAPE vorhanden womit ein paar Schauer möglich wären.
      Viel mehr gibt es eigentlich auch nicht zum Samstag zu sagen

      Berlin/Leipzig: Eigentlich ganz nett über 60% Sonne, dazu Ostwind und nicht all zu hohe Taupunkte.

      Wien: MOS glaubt nicht an Schauer, dazu leichter Südostwind bei 16°C Tmax.

      IBK: Morgen ist durch aus leichter seichter Südföhn denkbar.

      Zürich: 2 mal Null, wechselnd bewölkt.

      Sonntag:


      Quelle: http://www.wetter3.de


      Quelle: http://www.wetter3.de

      Sieht schon etwas spannender aus, allerdings nicht lange nicht zu spektakulär, wie uns früher in der Woche vom GFS versprochen wurde. Da bog nämlich der bereits erwähnte Kaltlufttropfen nach Norden ab und traf auf einen weiteren von Nordosten kommenden… stattdessen soll er nun nach Osten wandern und im Laufe des Sonntags in der kalten russischen Luft aufgehen. Dabei wird sich angeblich ein neuer Hochdruckkeil über Mitteleuropa aufbauen, mit nach Nordwesten geneigter Achse. Dieser sollte zu einer weiteren Stabilisierung der Lage führen, zumindest in den östlichen Turnierstädten. Im Westen nix los? Mitnichten, denn für Zürich sieht der Sonntag wirklich spannend aus. Es liegt dann auf der Trogvorderseite und gleichseitig im Süden eines neuen Bodentiefs über Süddeutschland und Südosteuropa. Das heißt also: am Boden Wind aus Westen versus südöstliche Höhenströmung, womit Scherung und Baroklinität vorhanden sind.

      Berlin: Recht trocken in 700 hPa somit sollte es, wenn nicht so tiefes Zeugs noch unterwegs ist, sehr sonnig werden. \o/

      Leipzig: Nicht ganz so schön wie Berlin, aber auch trocken.

      Zürich: Viel Feuchtigkeit in 700 hPa und eigentlich auch im ganzen Forecast Sounding von ICON. Somit nicht mehr so schön wie am Samstag, einige ICON und GFS Mos mit etwas Regen.

      Innsbruck: Druckgradient verläuft entlang der Alpen, wobei tiefer Druck über dem östlichen Alpenraum und vergleichsweise hoher Druck über der Schweiz zu finden ist. Dem gegenüber steht der Tagesgang.
      Somit ist für mich völlig unklar von wo der Wind nun kommen wird. In der Nacht dann auch etwas Regen aus West.

      Wien: Trocken,sonnig,schön.

      Nun wünschen wir allen Tippern viel Erfolg

      Ergänzungen gern gesehen!

      Mammatus95/sferics

      • Dieses Thema wurde geändert vor 5 Jahren von Mammatuscloud. Grund: Bilder
    • #13512
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Hallo Juri,
      danke für Deine schöne WB!
      Ich bin mal morgen für Leipzig auf Wv=4-Kurs. Mal sehen, ob`s was bringt…

      Spannender Gruß in die Runde

      Michael

    • #13513
      Mammatuscloud
      Moderator

      Definitiv möglich bei so einem Forecast Sounding, auch für Schönefeld sehe ich Nebelpotential.

    • #13514

      Hallo Juri,

      danke für Deine ausführliche WB mit Rückblick auf die gestrige schneereiche Gegenstromlage in Süddeutschland u. dem Alpenraum.

      In Zürich ist bei Aufklaren die Nebelgefahr recht groß, bleibt’s bei Hochnebel sind die Minima zu tief u. die 4 geht „kaputt“!

      Hinter dem relativ vielen Niederschlag bis Montagmorgen mache ich ein kleines Fragezeichen.

      Viele Grüße

      Sven

       

       

       

    • #13515
      Georg
      Administrator

      Hallo Juri und Morten,

      vielen Dank für die klasse WB!

      In Innsbruck könnte der seichte Föhn am Samstag durchaus ruppig werden, sofern Südtirol mit tiefen Wolken zugestaut sein sollte. Dann würde sich der Druckgradient über die Alpen auf das Wipptal konzentrieren.

      In der Nacht auf Samstag wird es in Innsbruck vermutlich relativ kalt: Noch ist der Luftdruck nördlich der Alpen höher als südlich des Hochgebirges. Das wird sich aber im Laufe der Nacht ändern und das wiederum sorgt für das Absinken der Inversionshöhe im Inntal und zu sanftem Ausfließen der Luft (Westwind) aus dem Inntal ins Alpenvorland. Das Hinunterfließen der Luft ist ein hartes Argument gegen Hochnebel. Der „Vorföhnige Westwind“ wird zu spät kommen, um ein tiefes Minimum zu verhindern. Nun darf man gespannt sein, ob aus der Theorie auch Praxis wird:

      http://acinn.uibk.ac.at/current-weather/innsbruck-university
      http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lightningmaps/entrance.png

      lidar

      Herzliche Grüße,
      Georg

    • #13516
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Und es hat geklappt mit dem Nebel in Schkeuditz! 😉

      Gruß in die Runde

      Michael

    • #13517
      Georg
      Administrator

      …herzliche Gratulation, bester Michael, als einziger mit Wv=4 im Leipzigrennen!

      Es war ganz schön frisch in den deutschen Turnierstädten. Waren wir da alle vielleicht etwas zu modellgläubig?

      Viele Grüße,
      Georg

    • #13518
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      naja, Sucht,  das würde ja bedeuten, dass man nicht mehr davon abkommen kö… ich ziehe mein Argument zurück 😉

      Vielen Dank euch beiden für eure super WB, für jeden war etwas dabei. Da mir bisher die Zeit zum Diskutieren gefehlt hat, beschränke ich mich mal aufs Nowcasten in Innsbruck. Ihr habt ja für Samstag seichten Südföhn angesprochen, der hat auch soweit stattgefunden. Davor war ja nach Georg schon die Frage nach der Minimumtemperatur. Vorföhnigwest hatte ich mir auch erst gedacht, aber zeitlich war das zu ungünstig/spät. Nun hatten wir ja noch genug Feuchte im tal, die zu tiefer Bewölkung im Stande war, die sich mit dem Ausfließen (Georg hatte es ja schon beschrieben) aufgelöst hat. Dementsprechend ist der Flughafen auf 1.8 Grad herunter; die Uni blieb der Lage entsprechend etwas wärmer (auf das hab ich gesetzt).
      Püntklich um 12 UTC kam dann der Südföhn an der Uni auf, was man an den Parametern nur bedingt ablesen kann – es war jedenfalls knapp. Für seichten Südföhn war aber die Durchmischung zu hoch. Innsbruck hatte gute Durchmischung mit Sattelberg (Alpenhauptkamm 2107 m) und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ab etwa 11UTC auf auf 3200m Höhe ein ordentlicher Südwind stürmte – ich hätte mir da gern einen warmen Fallwind gewünscht, aber von Fallen konnte da keine Rede sein. Jedenfalls war dort mit Blick nach Süden und Richtung Wipptal eindeutige Wolkenwellen über den Hauptkamm zu erkennen, die auf der Nordseite absinken. zum Abend hob der Südföhn langsam ab und in der Stadt setzte „Vor“föhniger West ein. Im Wipptal hielt er noch bis Mitternacht durch, dann erst wurde er wirklich seicht (nur noch Durchmischung mit Brennerpass, nicht mehr mit Sattelberg oder höher).
      Am heutigen Sonntag bleibt der föhnige Gesamteindruck erhalten, nach dem vorföhnig West mit höherer Tmin kam gegen 10 UTC Südföhn in die Stadt. Damit ist die grobe Richtung für den Mittag so gut wie gesetzt und auch die Tmax ist an der Uni für einige überschritten, die jetzt noch auf den Flughafen setzen können/müssen. Mal schauen was da noch geht. Für Schauer bis 18 UTC wird es aber sehr eng. Arome hat zwar in der Nähe ein paar Signale drin, aber mit dem auftrocknenden Föhn wird sich das bis 18 UTC nicht ausgehen. Hier noch das Lidar vom ACINN, etwas bearbeitet mit einem längerem Zeitraum und ein paar Markierungen (über den roten Linien Föhnströmung aus Süd)

      Viele Grüße aus dem Maisröster 😉
      Bibertaler

      PS: Gratulation an Michael zum 4er in Leipzig, aber @Georg, ich gehe mal davon aus, dass du bei deiner Gratulation auch Oscar mit gratuliert hast, denn auch er hat den 4er im Wv drinnen und damti sind die beiden zurecht in Leipzig deutlich führend – daher schon jetzt euch beiden Gratulation zum Wochenende

      • Diese Antwort wurde geändert vor 5 Jahren von Bibertaler.
    • #13520
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Genau, Oscar hat auch die Wv=4 drin und zudem einige Feinheiten deutlich besser getippt,
      deshalb gebührt ihm der wohlverdiente „Goldplatz“!

      Gruß in die Runde

      Michael

    • #13521
      Georg
      Administrator

      …stimmt, Gratulation natürlich auch Oscar, da habt ihr ja beide den Braten gerochen.

      Der Föhn in Innsbruck war am Samstag hochreichender, als von mir angenommen. Der Wind in 700hPa war nicht besonders stark, aber das Argument von Alex mit der Durchmischung ist schlagend.

      Die Wetterlage der nächsten Tage ist einerseits meteorologisch interessant, andererseits für viele Bauern ein Horror mit dem Frost zur Obstblüte und die Trockenheit könnte sich bei dem Skandihoch auch bald wieder thematisch in den Vordergrund drängen.

      Herzliche Grüße,
      Georg

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