Hot-Dog-WB, die Zweite, vom 26. bis 28 Juli 2019

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    • #13957
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      wie lautet die Frage aller Fragen in den letzten Tagen? Wie heiß wird es? Nein. Wo ist es am heißesten? Auch falsch. Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ohh nein, sicher nicht. Die Frage aller Fragen in den letzten Tagen: Wie lange braucht eine Rote aufm einem Autodach, bis sie fertig gegrillt ist? Und damit Spaß beiseite und herzlich willkommen bei der dies wöchentlichen Hot-Dog-Wetterbesprechung zum Start der Hundstage 2019. Pünktlich zum Start dieser Singularität am 23. Juli zeigt uns das Wetter in Mitteleuropa mit freundlicher Unterstützung von Hoch Yvonne, zu was es mittlerweile in der Lage ist. Nach dem ersten Brechen der höchsten je in Deutschland gemessenen Temperatur – 40.5°C in Geilenkirchen am 24.Juli 2019 lösen die 40.3°C aus Kitzingen – wurde die Messlatte für künftige Hitzewellen nochmal um eine Stufe hochgesetzt. Der ab jetzt zu erreichende Höchstwert liegt bei 42.6°C im Niedersächsischen Lingen – ob sich daran noch was ändert, wird uns der DWD schon noch mitteilen. Auch in Österreich und der Schweiz war es höchstsommerlich heiß, aber für Rekordbrechende Hitze hat es nicht gereicht – hier die aktuell bestehenden Höchstwerte in den Alpen: Schweiz absolut 11. August 2003 mit 41.5°C in Grono/Graubünden, Alpennordseite der Schweiz am 7. Juli 2015 mit 39.7°C in Genf, Österreich am 8. August 2013 mit 40.5°C in Bad Deutsch-Altenburg/Niederösterreich. Nach so vielen Zahlen zurück zur Frage, wie lang braucht eine Rote auf einem Autodach? Falls es jemand getestet hat, bitte schreiben, umweltschonender kann man heutzutage kaum mehr grillen. Ich selber habe es mangels Roter nicht selber probieren können, aber theoretisch müsste sich das Metall bei 40 Grad auch ausreichen aufgeheizt haben, sodass die Wurst auch schön knusprig ist. Falls es niemand getestet hat, stellt sich die nächste Frage, wann gibt es die nächste Möglichkeit dazu – und damit sind wir schon beim Wetter fürs kommende Wochenende.

      Wetterlage
      Hoch Yvonne hat ihre 42 Sachen schon fast alle zusammengepackt und lässt nun anderen Wetterakteuren die Bühne und ihr neues Wirkungsfeld ist mittlerweile Skandinavien. Dort bleibt sie auch über das Wochenende bestehen und macht sich zu Beginn der neuen Woche retrograd auf nach Westen Richtung Grönland. Südlich davon ist jetzt Platz für Tiefdrucksysteme und etwas turbulenteres Wetter. Dabei gibt es zwei Kandidaten, die unser Wetter beeinflussen möchten. Das eine Tief tropft südlich der Alpen aus dem Trog über Frankreich ab mit weiterer Zugbahn zum Balkan und das andere wird mit der Ostströmung am südlichen Rand von Yvonne von der Ostsee auf die Nordsee verfrachtet, wo es sich zum Beginn der neuen Woche in den Trog eingliedert. Dazwischen passiert nun einiges.


      Bodendruckvorhersage für Freitag 12UTC mit Fronten (Quelle: wetterpate.de, FUBerlin, DWD)

      Am Freitag, also heute, merkt man deutlich, dass der Hochdruckeinfluss schwindet, zumindest in der Südwesthälfte. Dort wird es zunehmend labiler und es sind erste Schauer und Gewitter zu erwarten. Das Problem dabei ist, dass sich die Zellen aufgrund mangelnder Höhenströmung nur wenig bewegen und daher lokal Unwetterpotenzial besitzen, das heißt Starkregen und Hagel wird wohl unser Begleiter während der Tippabgabe sein. Nördlich der Konvergenzlinie etwa vom Niederrhein bis zum Bayerischen Wald, die Slowakei in der Verlängerung, bleibt es hingegen trocken. Die Temperatur erreicht nochmals die 40°C -Marke vor allem am Niederrhein, aber auch sonst ist es sehr heiß bei Werten weit über den 30°C, nur an der Ostsee bleibt es mit Seewind etwas angenehmer. Über die Nacht fallen die meisten der entstandenen Zellen wieder zusammen, aber an der Ausgangssituation selber ändert sich nichts.
      Am Samstag entstehen rasch wieder neue Gewitter, vor allem direkt an der Konvergenzlinie, was Ober- bis Niederösterreich und das angrenzende Tschechien bereits am Vormittag zu spüren bekommen. Aber auch in den Alpen selbst löst es schon gut aus. Richtig interessant wird es aber erst am Nachmittag. Mit fortschreitender Erwärmung bilden sich auf der Alpennordwestseite einige, teils auch organisierte Gewitter, die im Laufe des Nachmittages bis zum Abend von der Schweiz über den Bodensee ins Alpenvorland ziehen und zumindest dort die langersehnte Abkühlung bringen. Auch Innsbruck und Wien bekommen dabei ihren Teil ab. Leipzig und vor allem Berlin schauen zunächst noch in die Röhre, bei noch leicht eingeschalteter Ober- und Unterhitze.
      In der Nacht auf Sonntag lassen die Gewitter im Vergleich zur letzten Nacht nur bedingt nach. Die Konvergenzlinie verschiebt sich weiter nach Norden. Damit stehen auch in der Mitte und im südlichen Osten Deutschlands Gewitter vor der Türe. Zuerst erreichen die Niederschläge Leipzig kurz später auch Berlin. Ganz im Nordosten schleichen sich derweil Schauer und Gewitter aus Osten nach MeckPom ein, die sich direkt am Tiefzentrum gebildet haben. Für Berlin liegen diese aber etwas zu nördlich.
      Am Sonntag liegt DACH dann genau zwischen den beiden erwähnten Tiefs. Das eine sorgt für eine Nordwestanströmung der Alpennordseite und durch seine Kaltfront für zusätzliche Hebung. Diese Kaltfront schiebt sich ab Sonntagmittag vom Rhein aus weiter nach Osten, kommt aber erstmal nur im Süden gut voran. Währenddessen zwingt das andere Tief von Südosten her Luftmassen über und über Wien um die Alpen herum. Die Folge ist wieder einmal eine ausgeprägte Konvergenz, die mit der Hebung der eben besagten Kaltfront von Vorarlberg und dem Allgäu über Tirol, Oberbayern bis nach Oberösterreich für kräftige Gewitter, zumindest aber für sehr wechselhaftes Wetter verantwortlich ist. Je nach Modell kommen dabei ganz ordentliche Mengen zusammen. Am ehesten wird das in Innsbruck zu spüren sein; wobei Zürich und Wien sicher auch nicht leer ausgehen werden. Der Osten liegt derweil zwischen der Konvergenzlinie, die am Sonntagnachmittag über Polen liegt, und der Kaltfront. Dazwischen bilden sich in der labilen Luftmasse einige Schauern und Gewitter, ein Tropfen auf den heißen Stein bzw. Boden.
      In der Nacht zu Montag verlagert sich diese Situation etwas nach Nordosten. Schauer und Gewitter bleiben in Berlin und Leipzig ein großes Thema. Im Süden lassen die Niederschläge mit einsetzendem Absinken im gerade aufbauenden Kurzwellenkeil langsam nach, am nordöstlichen Alpenrand dauert das allerdings noch bis weit in den Montag hinein an.


      GFS -Wochenendüberblick mit geopotentieller Höhe und Isotachen auf 300 hPa (Quelle:Ertel2.uibk.ac.at, ACINN)


      GFS – MU-CAPE für Samstag und Sonntag mit CIN [blaue Linien] und Bodendruck [schwarze Linien] (Quelle:Ertel2.uibk.ac.at, ACINN)


      GFS – Equivalentpotentielle Temperatur auf 850 hPa mit Niederschlag [graue Schattierung] und geopot. Höhe [weiße Linie] (Quelle:Ertel2.uibk.ac.at, ACINN)


      DWD-Icon-MOS für Innsbruck (Quelle: profiwetter.ch powered by Lukas RtM)

      Ausblick
      Der Hitzehöhepunkt ist mit Donnerstag 25. Juli erreicht, ab da geht es nur noch bergab. Die Kaltfront setzt sich am Montag auch im Osten zunehmend durch und bringt dort wieder für unsere Gefilde normale Temperaturen. Nach postfrontaler, vorrübergehend auch stabiler und meist trockener Erholungsphase, deutet sich ab Dienstag schon wieder wechselhafteres Wetter mit Schauern und Gewittern in Zusammenhang mit durchziehenden Tiefdrucksystemen an. Ein Hoch mit erneuter Hitze bleibt uns fürs erste erspart. Das ist nicht nur für uns und unsere Wohnungen gut, sondern auch für Tiere und Pflanzen, die unter dieser Hitzewelle schwer zu leiden hatten – wer einen Hund mit dickem Fell hat, kann davon ein Lied singen.

      GEFS für Berlin

      und München [rechts] (Quelle: Meteociel.fr, MeteoFrance)

      Zum Abschluss schauen wir dann doch mal in die Glaskugel. Wie könnte es langfristig weitergehen? In den Ensembles sieht es ja anfangs noch eher wechselhaft, aber normal warm aus. Beim Blick in den landwirtschaftlichen Regelkalender liest man Sätze wie: Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut … Ersteres ist ja bereits eingetroffen. Dann drücken wir mal die Daumen, dass die Ensembles in die richtige Richtung zeigen und hoffen besser auf einen gnädigen August…auch wenn ich das Gefühl habe, das letztes Jahr schonmal so geschrieben zu haben.

      So, euch allen viel Spaß und Erfolg beim Tippen, ein schönes Wochenende und auch viel Spaß beim Durchlüften in der etwas angenehmeren Luftmasse.

      Viele Grüße aus dem …tal – je nach Zeitpunkt der Lektüre Donau oder Inn einfügen
      Bibertaler

    • #13958
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Vielen Dank für die köstlich formulierte Weltklasse-WB!
      Mal sehen, was daraus so wird…

      Spannende Tippergrüße in die Runde

      Michael

    • #13961
      nik
      Teilnehmer

      Vielen Dank für die klasse WB!!
      Die erste 9 in Wien ist schon gefallen, und das obwohl es gleichzeitig Hochnebel gab…

      LG,
      Nik

    • #13966
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Dann mal Herzlichen Glückwunsch an den Polarfuchs, der als einziger
      menschlicher Mitspieler davon ausging, daß am Sonntag in Berlin nix
      passiert (ansonsten „wußten“ dies nur Freitag und die liebe gute Persisitenz ;-))!

      Mit nicht erreichten 170 Punkten sollte es auch das schlechtvorhergesagteste WE seit
      langem sein…

      Gruß in die Runde

      Michael

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