Startseite › Foren › Wetterturnierforum › Erste Wetterbesprechung (3.12.2021) im meteorologischen Winter 2021/2022
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- Dieses Thema hat 9 Antworten und 7 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren, 11 Monaten von Heiko.
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Dezember 3, 2021 um 1:18 pm Uhr #17106HeikoModerator
Hallo liebe Freunde des Wetters,
zuerst möchte ich allen, die es in der diesjährigen Herbstwertung auf das Podest geschafft haben, gratulieren, und Euch und allen anderen für etwas ganz wichtiges danken: Eure Teilnahme an unserem Wetterturnier!
Auch wenn die Wintersonnenwende noch eine Weile auf sich warten lässt, hat für die Wetterfrösche wie gewohnt am 1. Dezember der Winter begonnen.
Hier in Berlin gab es heute früh einen schönen Sonnenaufgang, und wenn man sich überlegt, dass es zur Zeit des Wetterturm-Webcam-Screenshots 8.00 Uhr war, finde ich es doch eine ziemlich gute Idee, die Sommerzeit nicht ganzjährig durchlaufen zu lassen.
Auch diesen Absatz kann ich mit „Hier in Berlin“ beginnen und folgendermaßen fortführen: … gab es sogar mal professionellen Wintersport, mit Skilift und Sprungschanze. Hier ein kleines Video: https://footage-berlin.com/skifahren-auf-dem-teufelsberg-berlin-1964/
Zum Dritten: Hier in Berlin hat es zwar in der beginnenden „Winter“-Saison dieses Jahr schon Schneeflocken (zeitweise mit Regen gemischt) gegeben, aber momentan ist alles mehr grün als weiß, wenn man von einigen schattigen Stellen absieht, wo sich auf Laub oder Autos ein Bisschen Reif hält.
Die Nacht zu heute war ja in Mitteleuropa auch ziemlich verbreitet frostig (in Deutschland gab es fast nur in einigen Gebieten an den Küsten und an eher wenigen Orten im Süden keine Minusgrade). Wie immer sind Ergänzungen aus den anderen Turnierstädten und -ländern sehr herzlich willkommen! Ich verzichte übrigens bewusst auf Grafiken von MetMaps, weil ich mich damit noch nicht so eingehend beschäftigt habe.
Genug der Vorrede; kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt zu Beginn einer neuen meteorologischen Jahreszeit: Ich erspare uns einen ausführlicheren Rückblick auf einzelne Wetterereignisse des Herbstes, denn alleine in dieser Woche gab es mit den Sturmtiefs CHRISTIAN und DANIEL Potential für ein abendfüllendes Programm, wenn man die jeweiligen „Lebensgeschichten“ dieser Druckgebilde hier aufschreiben wollte. Aber – gemäß der Daten, die Ihr auf Bernd Hussings Seiten findet (https://www.bernd-hussing.de/Archivdateien/Klima112021.htm) – doch wenigstens kurz in Textform einige Notizen.
November:
Von der Nordsee bis zur Oder lag das Temperaturmittel etwa 1 bis 2 K über dem Klimareferenzwert (alles bezogen auf den Zeitraum 1991 bis 2020). Etwa vom Münsterland bis nach Sachsen und Franken war der Monat pi mal Daumen normal temperiert. Weiter südlich und südwestlich war er mehr oder weniger deutlich zu kalt, wobei Stuttgart bei den betrachteten Wetterstationen mit -1,6 K die größte Abweichung nach unten innehatte.
Der Osten bis Nordosten war mit überdurchschnittlich viel Niederschlag beglückt, wobei Potsdam und Rostock jeweils 56% Überschuss hatten. Und an dieser Stelle sei wieder mal daran erinnert, dass nach wie vor in einigen Gegenden eine außergewöhnliche Dürre, bezogen auf den Gesamtboden bis ca. 1,8 m, herrscht: https://www.ufz.de/index.php?de=37937 Nach Westen bis Südwesten nahm die Niederschlagsausbeute immer mehr ab. In Münster/Osnabrück kamen gerade einmal gut 1/3 (37%) des Solls zusammen, in Frankfurt am Main war es knapp die Hälfte (48%), und in Konstanz wurden 36% ermittelt. Immerhin 71% des zu erwartenden Niederschlages fiel in Saarbrücken.
In der Nähe, nämlich in Trier, lachen einen 123% der Sonnenscheindauer der Referenzperiode an. Die Zugspitze kam auf 106%. An allen anderen betrachteten Stationen gab es teils deutlich zu wenig Sonnenschein. In Greifswald (49%) reichte es nicht einmal für die Hälfte. Absolut sind das 24,7 Stunden; d.h. bei drei sonnigen Tagen mit jeweils 8 Stunden Sonne wäre dieser Wert schon so gut wie erreicht worden. (Nachtrag: In der Praxis war der 10.11.2021 der sonnenscheinreichste Tag in Greifswald mit 6,9 Stunden.)
Herbst:
Auch in der gesamten Jahreszeit zeigt sich der Norden überdurchschnittlich temperiert. Entlang und nördlich einer Linie Emden – Greifswald lag das Temperaturmittel gut 1 K (in letztgenannter Stadt 1,5 K) über dem langjährigen Vergleichswert. Bis nach Hessen und ins nördliche Bayern reicht die Zone mit leicht zu warmen oder normal temperierten Stationen. Im Süden und Südwesten war es zumindest mancherorts etwas kälter als normal, wobei es auch Ausreißer nach oben (zu mild) gab, von denen die Zugspitze mit 0,9 K im wahrsten Sinne des Wortes heraussticht.
Wer den meteorologischen Herbst an der mecklenburg-vorpommerschen Ostseeküste verbracht hat (und dies auch sonst zu dieser Jahreszeit tut), wird in seinem Eindruck nicht getäuscht worden sein, dass es „heuer“ besonders nass war, denn mit 129% des Niederschlagssolls in Rostock und 126% in Greifswald kam noch eine ganze Menge mehr herunter, als im Durchschnitt zu erwarten gewesen wäre. Etwa von Emden bis nach Potsdam reicht die gedachte Linie, entlang derer es (nahezu) so viel Niederschlag gab, wie für gewöhnlich fällt (mir sei der Hinweis erlaubt, dass „normal“ und „gewöhnlich“ selbstverständlich Begriffe sind, die wir mehr aus der Statistik als aus der Realität kennen). In vielen Regionen in der Mitte und im Süden des Landes gab es ein krasses Niederschlagsdefizit. Ausgerechnet in Gießen goss es nur selten bzw. wenig und so kam die mittelhessische Stadt auf gerade einmal 45% des Solls. Noch heftiger war es in Konstanz mit lediglich 37%. Immerhin gab es relative „Inseln“ mit weniger großem Abstand zum langjährigen Mittel wie Trier (83%) und Rheinstetten (93%, bei Karlsruhe).
Beim Sonnenschein hatte der Süden die Nase vorn, wobei Stuttgart mit 132% relativ zum langjährigen Mittel am markantesten herausragte. Grob gesagt im Norddeutschen Tiefland schien die Sonne weniger als normal; dort stellte Schwerin mit 75% den Wert mit der größten negativen Abweichung dar.
Springen wir ins aktuelle Wettergeschehen und werfen einen Blick auf die Bodenanalyse, powered by BWK und DWD, aus der Nacht zu heute: Das angesprochene Sturmtief DANIEL ist zum Baltikum abgezogen, über Nordwestrussland tummelt sich das Tief BENEDIKT, zwischen Island und Grönland befindet sich das Tief EDI, und (noch) weit draußen auf dem Atlantik wellt das Tief FRANK vor sich hin. Das Azorenhoch oder weitere antizyklonale Gebilde sind nicht benannt.
Auf dem Satellitenbild von heute, 11.30 Uhr, seht Ihr unter anderem die Wolkenschleppe der verwellten Front des Tiefs DANIEL von Nordosteuropa bis nach Italien und weiter nach Südwesten, wo über dem Mittelmeer mit weiteren (unbenannten) Tiefs einiges los ist. Außerdem fallen wolkenarme bis -freie Gebiete von Polen über den Osten Deutschlands und Tschechien, natürlich die verschneiten Alpen und recht freundliches Wetter (subjektiv) über der zentralen und südlichen Iberischen Halbinsel dank des Azorenhochkeils auf. „Weiters“ (fast so schön wie „heuer“) „hat es“ (auch eine traumhafte Formulierung) in der westlichen Bildhälfte eindrucksvolle Wolkenstrukturen, die dem Tief FRANK zuzuordnen sind, das auf den Okklusionspunkt von Tief EDI zurast.
Was machen Wetterfrösche gerne? Springen, richtig. Also springen wir gleich noch mal, und zwar auf den heutigen Mittagstermin und auf 500 hPa. Hier ist schön zu sehen, wie ein Trog von Nord- über das östliche Mitteleuropa bis nach Nordafrika reicht, wobei sich ein abgeschlossenes Tief in der Höhe (kein Kaltlufttropfen, weil sich auch am Boden ein Tief befindet) zwischen Tunesien und Sardinien aufhält. Ganz grob herrscht östlich des Troges eine südliche bis südwestliche Strömung – schön zu sehen beispielsweise am Unterschied der um 10z gemessenen Temperatur in Moskau (um 2°C) gegenüber Sankt Petersburg (-7°C). Westlich des Troges mäandriert dagegen der Jetstream zwischen dem Azorenhoch und seinem Kumpel in knapp 6 km Höhe einerseits und dem Islandtief und allgemein tiefem Geopotential in gut 5 km Höhe vom Nordmeer bis nach Kanada andererseits.
In der Bodenprognosekarte für morgen Mittag wird das Zentrum des Tiefs FRANK über Nordwestdeutschland erwartet. Südlich davon umrahmen Warm- und Kaltfront fast rechtwinklig den Warmsektor, wobei die Warmfront eher kurz ist und möglicherweise unseren Wiener Tipper(inne)n einige Grübelei bereitet, während sich die Kaltfront bis fast zu den Azoren erstrecken soll, wo der Umkehrpunkt zur Warmfront eines (noch?) nicht getauften Tiefs über der Davisstraße zwischen Grönland und Kanada liegt. Vom Kern des Tiefs FRANK soll eine Okklusion bis zum nordwestlichen Teil der Nordsee vor Schottland reichen, wo das Teiltief EDI I erwartet wird. Sein „Bruder“ EDI II soll über dem südschwedischen Skåne, wo in zehn Tagen das Luciafest gefeiert wird, liegen, von wo eine weitere Okklusion bis ins weißrussisch-ukrainische Grenzgebiet führt. Wenn man das unbenannte Tief vor der mittelnorwegischen Küste dazunimmt, könnte man alle genannten Druckgebilde als „Quadrupol“ oder Tiefdruckkomplex vom Nordmeer bis nach Mitteleuropa bezeichnen.
Auf der 500-hPa-Karte für Mitteleuropa morgen Mittag stellt sich die Lage ähnlich unübersichtlich dar. Gegenüber dem eher tiefen Geopotential im Nordosten und Westen des Kartenausschnittes ließe sich (in der Höhe) eine Art Warmsektor über weiten Teilen Mitteleuropas interpretieren. Über Berlin soll eine westliche bis südwestliche Strömung mit leichtem antizyklonalem Knick herrschen, während am Boden der Blick auf die Isobaren eine nicht allzu ausgeprägte Strömung aus südlichen Richtungen vermuten lässt.
Dies wird, mit leichter Südostkomponente, von GFS bestätigt (wie üblich möge sich jede/r ihr/sein favorisiertes Modell heraussuchen).
Die 850-hPa-Karte mit der pseudopotentiellen Temperatur zeigt, dass laut GFS der Okklusionspunkt des Tiefs FRANK ein ganzes Stück weiter südlich im Vergleich zur BWK-DWD-Prognose (wobei die BWK „nur“ die Namen einbaut), nämlich über dem Rhein-Main-Gebiet, liegen soll. (Nachtrag: Nicht nur der Okklusionspunkt, sondern das Tief FRANK selbst soll dort liegen – alternativ könnte man aber auch das Tief FRANK weiter nordwestlich und dessen Okklusionspunkt über der Nordsee ansetzen, denn von dort ausgehend, ließe sich ebenfalls ein, im dem Fall deutlich größerer, Warmsektor einschließlich weiter Gebiete Norddeutschlands konstruieren, wenn man die türkis gefärbte Pseudopot von etwa 20 bis 25°C mit einbezieht.) Und darin besteht meiner Ansicht nach ein Knackpunkt, und zwar im Bezug auf den Niederschlag: Vor- und nachmittags trocken zu tippen, halte ich für relativ gewagt. Wieviel kommt aber bis Sonntag früh herunter? Reicht es (bei etwa -2 bis -3°C Temperatur über Berlin in 850 hPa) zumindest für Schneeregen, oder fällt ausschließlich flüssiger Niederschlag? Für signifikante Böen immerhin müsste das Tief FRANK schon deutlich weiter nach Norden rutschen, als es der DWD prognostiziert, wovon ich eher nicht ausgehe. A propos, um noch mal meiner Vorliebe für „südländische“ Formulierungen Ausdruck zu verleihen: Wenn es keinen richtigen Luftmassenwechsel (kein Warmsektor) und bloß die Okklusion über Berlin gibt, die Wolken vermutlich ziemlich dicht und das Wetter nass sind, „geht sich“ wohl auch kein besonders ausgeprägter Tagesgang bei der Temperatur „aus“. Also lässt sich das Ganze mit „grau und nasskalt“ zusammenfassen.
In der Nacht zum Sonntag besteht ehrlich gesagt auch wenig Potential für Wetteränderung. Zwischen einem Tief über Westpolen und einem Tief über der südwestlichen Nordsee dümpelt eine Okklusion, die auch im Berliner Raum aktiv sein dürfte. Nachts müssen wir keine Wetterzustände, Windrichtungen und ähnliches tippen; das ist schon mal gut (oder schade, wie man will).
Am zweiten Advent brennt nicht nur das zweite Lichtlein, sondern die besagte Mischfront rutscht, aus Berliner Perspektive, etwas nach Süden.
Beim Pseudopot in 850 hPa wird zum einen deutlich, dass die Okklusion nicht allzu ausgeprägt zu sein scheint und (dank Isobaren-Beifang) dass außerdem das Tief über Nordrhein-Westfalen mit (laut GFS) 997 hPa klar dominant gegenüber dem vom DWD eingezeichneten, bei GFS schwerlich erkennbaren Tief über Nordostpolen sein soll, wo etwa 1002 bis 1004 hPa erwartet werden. Im Zusammenspiel mit hohem Luftdruck über Nordeuropa dürfte es zum anderen recht frisch an der Ostsee und in Südskandinavien werden, nicht nur der Temperatur wegen, sondern wegen eines kräftigen, vermutlich hier und da als regelrecht eisig empfundenen Ostwindes – erinnert mich an einen Schneesturm vor ein paar Jahren, den ich in Danzig erleben durfte, aber das ist eine andere Geschichte. Reicht es in der Nähe der Okklusion überhaupt vormittags und nachmittags für Niederschlag? Flüssig oder fest oder beides? Was macht die Windrichtung? Gibt es mit südlicher Strömung ein paar größere Auflockerungen?
Die 850-hPa-Temperatur soll am Sonntag abends um -5°C liegen; eher ein Argument für eine 7 als eine 6 als Wetterzustand – Argumente für eine 8 fallen mir kaum ein.
Anfang der neuen Woche stellt sich nach kurzzeitigem Isobarensumpf auf einer sehr wackligen Hochdruckbrücke (letztlich sollte es wohl von Westsibirien über Deutschland bis zu den Azoren einen Weg geben, auf dem der auf Meereshöhe reduzierte Luftdruck nicht unter 1015 hPa liegt)…
…schon zum Dienstag mit Tiefdruckgebieten vom Atlantik wieder (für meinen Geschmack) interessantes Wetter ein (zumal auf der Vorderseite einer Warmfront ja gerne mal Schnee fällt).
Nachdem ich mit dem Schnee im letzten Satz wieder den Bogen zum Winter bekommen habe, möchte ich Euch fürs Lesen danken, Euch beim Tippen (wenn noch nicht erfolgt) viel Spaß wünschen und sage: Schönes Wochenende und einen gemütlichen zweiten Advent!
Nachtrag kurz vor „Redaktionsschluss“: Gerade habe ich noch einen interessanten Bericht vom Fichtelberg mit schönen Eisnebelhalo-Fotos gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Hier ist er: https://forum.meteoros.de/viewtopic.php?f=2&t=60522
Viele Grüße,
Heiko. -
Dezember 3, 2021 um 2:12 pm Uhr #17108Sven/Titisee-NeustadtModerator
Hallo Heiko,
danke für Deine launige sehr informative Wetterbesprechnung.
Herzliche Grüße
Sven
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Dezember 3, 2021 um 2:14 pm Uhr #17109HeikoModerator
Danke Sven,
kleiner Hinweis (an alle), falls sich jemand gerade beim Lesen evtl. über merkwürdige Darstellungen oder Fehler gewundert hat: Ich musste einiges korrigieren, bis beispielsweise nicht mehr ganze Absätze als Links zu darüberstehenen Bildern angezeigt wurden. Ich habe manche Links neu erstellt und jetzt sollte es passen.
Viele Grüße,
Heiko. -
Dezember 3, 2021 um 4:33 pm Uhr #17111PfingstochseTeilnehmer
Lieber Heiko,
vielen Dank für deine spitzenmäßige WB! Vom Rückblick, über die Betrachtung der aktuellen GWL bis hin zum Ausblick in die kommende Woche hinein ist alles erschöpfend behandelt , stilistisch hervorragend verpackt und toll bebildert!!!
Beste Grüße und allen ein schönes WE!
Ralf aus Teltow
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Dezember 3, 2021 um 4:42 pm Uhr #17112PfingstochseTeilnehmer
Hallo Heiko,
noch etwas: Habe mir erlaubt, deine spitzenmäßige WB in der WZ zu verlinken. Vielleicht interessieren sich dann mehr Hobbymets aus der WZ für unser tolles Wetterturnier…Werbung ist alles 🙂
Gruß Ralf
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Dezember 3, 2021 um 11:02 pm Uhr #17114MrPiekutTeilnehmer
Guten Abend Heiko, vielen Dank für diesen überaus informativen und lesenswerten Text zum ersten Winterwochende…
Freue mich über den ersten echten Schnee und die bereits winterlichen Temperaturen… hoffen wir dass der Winter nicht zu schnell sein Pulver verschießt und uns noch etwas für die kommenden Wochenende übrig lässt.
Schönes Wochenende, Gregor.
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Dezember 4, 2021 um 2:17 pm Uhr #17116AchentalerTeilnehmer
Hallo Heiko,
herzlichen Dank für den informativen, hochwertigen Rückblick und die tolle WB zum meteorologischen Winterstart.
viele liebe Grüße Peter
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Dezember 4, 2021 um 11:19 pm Uhr #17117BibertalerModerator
Servus zusammen,
danke vielmals, Heiko, für diese hervorragende rück- und vorwärtsblickende WB. Ich find‘s gut, dass Ralf sie in der WZ verlinkt hat, schließlich lohnt sich das Lesen diese wunderbaren Lektüre. Ich fand es gestern nicht einfach zum Tippen, erstmal weil die Wetterlage an sich schon viel Abwechslung bot, andererseits war ich selber nicht voll bei Kräften, was das Ganze etwas mühsam werden ließ. Zum Glück ist es ja der Beginn der neuen Jahreszeit, da kann man (noch) nicht viel kaputt machen…da zitiere ich dich gern mit “ da geht sich sicher noch eine Aufholjagd zur Not aus“ 😉
Zum bald vergangenen Samstag, in der Inntalatmosphäre über Innsbruck gab es heute eine nette Dreiteilung. Am Boden bis Höhe Wipptalausgang auf 1100m über der Adria huschte vorföhnig West durch die Gassen des nicht wegen des Windes verbarrikardierten Weihnachtsmarktes, darüber wehte Südföhn aus dem Wipptal nach Norden, ehe etwa auf Höhe Seegrube der Höhen-West spürbar wurde. All das kann man mal wieder wunderbar im LIDAR der Uni IBK betrachten. Darin sind auch der Schneefall am Morgen um 8 UTC sowie das regnerische Getröpfel nach 16 UTC in der Reflektivität erkennbar. Böen wurden übrigens knapp verpasst, auch wenn es sich zeitweise stark danach anfühlte. Auch der Regen blieb föhnbedingt hinter den Erwartungen bisher zurück und wird wohl auch nicht viel nachliefern, wenn es nach Arome oder anderen Modellen im Vergleich zum aktuellen Radar geht. Interessant wird es dann morgen, wie die Kaltluft in die Alpen einflutet. Wird es West, wie einige MOSe am Freitag vorschlugen oder wird es mit steigendem Druck im Alpenvorland und etwaigen sonnigen Augenblicken im Oberland doch für Ost reichen? Mittlerweile hält das Arome die Hoffnung darauf hoch (Nachtrag vom Sonntag – es wurde dann doch Ost 🙂 ). Wo wir gerade bei Wind sind, auch was den Wind in Berlin angeht, hatten wir am Freitag längere Diskussionen, die man abschließen kann mit: „je nachdem, wo das Tief liegen bleiben möchte, haben wir das, das, das oder das… Mal schauen, was sich da noch ausgeht. In Kürze wissen wir’s eh.
Hier das LIDAR vom Samstag mit dem Sandwich-Föhn, mit Start am Freitag mit Föhn am Talboden, anschließend vorföhnig West mit Föhn in der mittleren Höhe und darüber Westwind von der Großwetterlage. Auch der Schnee bzw. der regen untertags in der Reflektivität sind erwähnenswert. [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png, ACINN UIBK]Was wir aber jetzt schon wissen, ist, wie der November und der Herbst ausgefallen sind. Für Deutschland hast du ja schon vortrefflich alles beschrieben. Wobei es mich langsam wundert, wie lange es braucht, bis das ganze Wasser auf 1.8m Tiefe sickert, damit sich die Dürre dort mal schleicht. Auf absehbare Zeit wird da wohl aber nichts groß verändern, wenn man sich die aktuell prognostizierten Niederschlagssummen von ECMWF oder GFS ansieht.
Zurück zum November, in Österreich lag die Bandbeite bei -1.1 bis +2.3K und im Mittel bei +0.7 relativ zur Referenzperiode 1981-2010. Auffallend kalt war es dabei vor allem im Alpenrheintal in Vorarlberg sowie im Raum Salzburg, etwa im Schnitt fielen die Becken rund um Klagenfurt und Graz, sowie der östliche Donauabschnitt aus. Deutlich zu warm war es dagegen im Wiener Becken, sowie in den mittleren, aber vor allem den höheren Berglagen, auch wenn man am Sonnblick noch immer frostige -6.3°C statt der üblichen -7.6°C errechnet hat. Beim Niederschlag gibt es ebenso deutliche Unterschiede wie in Deutschland. Entlang der Donau gibt es Regionen, die gerade mal die Hälfte des Normalniederschlages abbekommen haben, aber auch sonst ist der Donauraum ziemlich auf der trocken Seite, auch das Außerfern hätte gern etwas mehr Niederschlag abbekommen. Anders die Regionen in den Alpen und im Süden. In den Zillertaler Alpen und der Venedigergruppe sind es sogar bis zu 213% geworden. Auf die Fläche gerechnet kommt man so auf recht akzeptable 108%.
Auf den gesamten Herbst bezogen liegt Österreich auf der zu warmen Seite mit +0.7K mit zu warmen Mittelwerten in den mittleren Lagen in den Ländern Salzburg und Tirol und leicht zu kalten Regionen vor allem in der Steiermark. Beim Niederschlag konnte der November zumindest im östlichen Tirol noch etwas ausbügeln, sonst steht ein zu trockener Herbst 2021 in den Büchern mit im Schnitt zwei Drittel an Niederschlag; am trockensten mit lediglich ein Drittel war es Waldviertel.Abschließend möchte ich mich noch Georg anschließen, dass auch ich mich riesig über die vielen WAVler aus Innsbruck freue. Es ist jedes Mal spannend, wenn soviele neue Namen auftauchen. Wenn ihr Fragen habt, zögert nicht sie hier zu stellen, wir haben alle mal so angefangen wie ihr und ihr werdet sehen, dass man mit der Zeit mehr Routine bekommt. Und auch wenn ihr für die LV nur den Winter mittippen sollt, ihr seid herzlich eingeladen, auch über den Winter hinaus mitzutippen, wenn ihr Spaß daran habt. Von daher schon einmal viel Spaß euch bei den kommende Wochen und uns allen eine schöne Winterjahreszeit mit vielen Schneewochenenden zum Tippen, frostigen Temperarturwerten im Jänner und Feber sowie manchen Hochnebellagen zum Knobeln 😉
Viele Grüße in die Runde
Bibertaler- Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 11 Monaten von Bibertaler. Grund: LIDAR-Grafik eingefügt
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Dezember 5, 2021 um 12:36 am Uhr #17120NikosikModerator
Moin Heiko, hallo zusammen,
danke für die schöne und ausführliche Wetterbesprechung und auch danke an Alex für die alpinen Ergänzungen.
Da steckte ja ganz schön viel drin. Auch eine Diskussion zur Zeitumstellung hätte ja gleich zu Beginn eingeläutet werden können. 😉 Das mache ich jetzt aber nicht, da ich eher Anhänger einer Minderheitenmeinung bin. Aber auch ich bin froh, dass wir jetzt die MEZ haben.
Und auch wenn sich zur Not bei einem Fehlstart in die Saison eine Aufholjagd „noch ausgeht“, habe ich doch immer den Eindruck, dass es psychologisch etwas schwieriger ist aufzuholen als sich „einfach“ oben zu halten. Das liegt vielleicht auch daran, dass bei der Aufholjagd doch gerne mal etwas mehr als notwendig und gesund gezockt wird. In dem Zusammenhang fand ich ja mal eine Analyse von Klaus Truppe spannend warum Moses in Innsbruck nicht einfach nur so wie Georg tippt. Dann wäre er ja schon mal nicht schlechter Georg. Das wurde mal vor ein paar Jahren beim Nikolaustreffen präsentiert. Aber eben Menschen verhalten sich nicht immer exakt gleich – so auch Georg…
Jetzt hoffe ich einfach nur, dass ich in Berlin nicht einen kompletten Fehlstart hinlege. Gut ist der Einstieg auf jeden Fall schon mal nicht und meine Windrichtungsidee für den Sonntag scheint jetzt von den Modellen doch wieder eher verworfen zu werden. 😉
Viele Grüße und allen einen schönen 2. Advent
Niko -
Dezember 6, 2021 um 11:11 pm Uhr #17135HeikoModerator
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure Rückmeldungen und Ergänzungen!
Toll, dass das Forum wieder so aktiv ist – das war mal anders, und unser Kaltlufttropfen Michael würde sich bestimmt sehr über die rege Diskussion freuen!
Beim Wetter gab es ja – ich spreche für den Berliner Raum, und an den anderen Standorten dürfte es mindestens ähnlich gewesen sein – einiges interessantes und manches hat besser geklappt als anderes (wie eigentlich immer). Den von Gregor angesprochenen „echten Schnee“ habe ich in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag genossen; es war schöner Pulverschnee, mit dem man – für die Bewohner des Inntales (danke Bibertaler für Deine Wetterbesprechung, 2. Teil, und ich hoffe, Du bist wieder voll bei Kräften!) eventuell zum Schmunzeln – unsereinen Flachlandtiroler schon in niedriger Dosis von gerade so messbarer Höhe in Verzückung bringen kann!
Tolle Idee unseres Pfingstochsen mit der Verknüpfung der beiden Foren, und ich fände das für die Zukunft in regelmäßiger Form nur logisch und sinnvoll!
Niko (standesgemäß, wer sonst?) hat es erwähnt, das Nikolaustreffen. Ich habe leider noch keins in Innsbruck mitmachen können (hatte gegen Sommer / Herbst mal darüber nachgedacht); schade, aber verständlich, dass Ihr es absagen musstet. Nichtsdestotrotz wünsche ich Euch, da ich nun das akademische Viertelstündchen nach Mitternacht schon zu mehr als der Hälfte ausgereizt habe, nachträglich einen schönen Nikolaus!
Und überübermorgen ist schon wieder Tippabgabe (außer, man wagt einen Donnerstagstipp).
Viele Grüße,
Heiko.- Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 11 Monaten von Heiko.
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