1. Sommer-WB zum Sommerwetter vom 01.06. – 03.06.2018

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    • #12432
      Snab_LE
      Moderator

      Hallo zusammen,

      Es sollte eigentlich keine Tradition werden, dass ich in meinen alle 4-6 Wochen wiederkehrenden WBs einen zurückliegenden rekordwarmen Monat verkünde, aber der Mai wollte es so und verdient natürlich eine kurze Aufmerksamkeit. Nachdem der April schon präsentierte, was er bezüglich Sommerwetter so drauf hat, war das dem Mai bei Weitem nicht genug. Im Gegenteil, er brachte wochenlang völlig gestörte Zirkulation mit hohem Druck über Skandinavien und tiefen Druck zwischen Mittelmeer und Südwesteuropa, auf dessen Vorderseite immer wärmere und feuchtere Luftmassen nach Mitteleuropa strömten, die nicht nur mit Sturzfluten sondern auch mit neuen Temperaturrekorden Schlagzeilen machten. So kam der Mai am LIM Leipzig auf ein stattliches Temperaturmittel von 17,9°C und lag damit wieder stolze +3,6K über dem Klimamittel. Noch beeindruckender ist mit über 1K aber die Abweichung zu Platz 2 der 55-jährigen Klimareihe, dem Mai 1993:

      Und das war bei Weitem kein lokales Ereignis, auch Deutschlandweit lagen wir fast 4K über dem langjährigen Temperaturmittel. Dazu gab es örtlich viel zu viel (siehe zahlreiche Sturzfluten und Unwetter), anderswo verbreitet aber viel zu wenig Niederschlag, so auch in Leipzig (etwa halbe Monatsmenge). Weite Teile des Nordostens saßen die letzten Tage und Wochen in trockener Kontinentalluft und sahen statt Gewittern nichts anderes als die Sonne, mit der Folge, dass vielerorts die Niederschlagsmengen einstellig blieben, während im Süden örtlich die 200mm voll gemacht wurden:

      Aber gut, hoffen wir einfach, dass ich bei meiner nächsten WB nicht selbiges zum Juni oder Juli schreiben muss, der Monatsstart zeigt sich ja schonmal alles andere als unsommerlich. Wo wir beim Thema wären:

       


      Quelle: Kachelmannwetter.com

       

      Das aktuelle Bild unseres METEOSAT verrät uns große Wolkenfreie Bereiche im Norden und Osten Europas, die dem Hoch „Vincinus“ (00z mit Kernen über Skandinavien und Russland) geschuldet sind. Auch der Blick auf den Nordostatlantik zeigt viel stabilen marinen Stratus und Stratocumulus, der sich unter der Absinkinversion eines Hochdruckmitspielers, dem Hoch „Wilfried“ (00z vor Island) ausgebreitet hat. Aber kein Hoch ohne Gegenspieler: Diese präsentieren sich zum Einen in Form eines okkludierten Tiefdrucksystems vor den Küsten Südwesteuopas (dessen Wolkenbänder nur noch zu erahnen sind) und natürlich unserer heißgeliebten und sehr sehr treuen Tiefdruckrinne „Wilma“, die seit Tagen die Warndienste unserer Turnierländer in Atem hält. Auch heute haben sich über dem Norden und Osten Deutschlands, Tschechien, Österreich, sowie Polen bereits zahlreiche Gewitter gebildet, die die hochreichend feuchtwarme und instabile Luft (Cld-Tops teils <-65°C) der Tiefdruckrinne wieder fleißig umlagern.

      Aber alles hat ein Ende und somit auch eine anhaltende Unwetterlage (so viele Cbs in einer Woche durfte ich glaube noch nie beobachten ;)) Unsere „Wilma“ verlagert sich doch langsam aber sicher nach Nordosten und macht auf ihrer Südwestseite den Weg für etwas stabilere und kühlere Luftmassen aus Westeuropa frei. Schon in der Nacht zu Samstag und damit dem Beginn unseres Tippzeitraumes finden wir die Rinne mit der feuchtwärmsten Luftmasse zwischen der Deutschen Bucht, Berlin und dem östlichsten Zipfel Österreichs:

      Zwar zieht sie sich -wie angesprochen- langsam nach Nordosten zurück, sollte unsere Berliner Tippspieler aber zumindest den halben Samstag lang noch beschäftigen. An der Konvergenz wird es recht zeitig schon wieder zu neuen Schauern und Gewittern kommen, die dann nicht nur die Frage, ob Wv/Wn = 0, 8 oder 9, sondern auch beim Niederschlag einen nicht irrelevanten Raum zwischen 0mm und >50mm den Stationen offen lassen. Die ganz mutigen Berliner trauen sich auch an einzelne Nebelbänke, die aus der Restfeuchte der Gewitter vom Vorabend resultieren können. Insbesondere im östlichen Alpenraum, hält sich weiter recht instabile Luft ( mit CAPE-Werten teils >1000J/kg), in der sich ebenfalls erneut zahlreiche Schauer und Gewitter mit hohen Niederschlagsmengen entwickeln können. Dazwischen wird über der Mitte Deutschlands zwar etwas gemäßigtere, aber gleichzeitig auch feuchte und höhenkältere Luft advehiert, die durch kurzwellige Anteile auch etwas Hebung erfährt und damit ein geringes Schauer- oder Tropfenrisiko, insbesondere aber jede Menge Wolkenlotterie für Leipzig übrig lässt. Der Blick auf die 850er-Temperaturen verrät auch, dass die Luftmasse über der Mitte und dem Süden Deutschlands keinesfalls so viel kälter ist, wie das Einige jetzt denken mögen: Bei Werten zwischen 11°C und 13°C steigen die Temperaturen, je nach Bedeckung, auf 24°C bis 28°C, mit höchsten Werten in Wien.

       

      +++ Kurze Schreibpause, über Leipzig-Holzhausen hat es einen Schauer ausgelöst. Ein seltenes Ereignis, dass natürlich beobachtet werden muss 😉 +++

       

      Soweit so gut, wieder tot, weiter gehts! Problematisch bei derart schwachgradientigen Lagen ist nicht nur die Windprognose, sondern vielmehr die Verlagerung der Rinnen und Gewittertiefs und damit eine vernünftige Stabilitäts- und Gewitterprognose über Folgetag 1 hinaus. So auch am Sonntag. Im Grunde ist es derzeitige Meinung der meisten Modelle, dass sich von Süden her schon in der Nacht zum Sonntag deutlich höheres Geopotential nach Deutschland ausweiten soll, unter dem es dann auch zu Absinken und Ausbildung eines Zwischenhochs kommt.

      Damit wird auch die Schichtung deutlich stabiler, sodass Schauer und Gewitter in weiten Teilen der Turnierregion theoretisch kein Thema sein sollten. ABER! Zum Einen ist die Luftmasse bodennah weiterhin recht feucht, sodass unterhalb einer sich aufbauenden Absinkinversion nicht nur die Bewölkung, sondern auch das Potential zu einzelnen Tropfen in der Turnierstadt Leipzig erhalten bleibt. Zum Anderen liegt weiter östlich noch unsere heißgeliebte Tiefdruckrinne, die insbesondere den Osten Österreichs weiter mit der feuchtwarmen Luftmasse beherrscht. Folglich sind einzelne Gewitter in Wien, aber auch in Innsbruck nicht ausgeschlossen und bieten Platz zum Zocken. Ebenso spannend wird, wie schnell die feuchtwarme Luft am Morgen aus Berlin wegkommt oder ob es vielleicht noch zu Schauern oder Restregen reicht.

      Lassen wir uns also überraschen, die Situation bietet auf jeden Fall Potential für einen netten Punktespread zum Start der Sommerwertung. In diesem Sinne natürlich auch noch Glückwunsch an die Sieger und übrigen Platzierten der Frühjahrswertung! Bei 850er-Temperaturen zwischen 10°C im Raum Berlin und >15°C im Alpenraum wird es auch wieder etwas wärmer als am Vortag: In Berlin um 25°C, Leipzig immerhin 26°C und im Alpenraum geht es in den Tälern wohl wieder gen 27-30°C. Mal schauen, inwiefern die Absinkinversion und mögliche Bewölkung einen Strich durch diese Rechnung machen. Nicht vergessen sollte man auch die Annäherung eines neuen Troges über der Biskaya und den Pyrenäen mitsamt der Ausbildung eines Alpen-Leetiefs über der Schweiz in der Nacht zu Montag. Hiermit steigt das Gewitterisiko wieder erheblich und könnte einigen die Niederschlagsprognose – im wahrsten Sinne des Wortes – mächtig verhageln.

      Soweit von meiner Seite, wieder ist es um 4 und ich muss ja auch noch selbst tippen. Allen ein erfolgreiches erstes Turnierwochenende in der Sommerwertung, ich hoffe auf ein möglichst trockenes und angenehm temperiertes Wochenende in Johanngeorgenstadt (Erzgebirge).

      Beste Grüße aus Leipzig!
      Oscar

      Edit: Hach, die Bilder….

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    • #12436
      Heiko
      Moderator

      Hallo zusammen,

      vielen Dank an Oscar für die tolle, ausführliche und bestimmt bald mit Hilfe der Admins perfekt bebilderten Wetterbesprechung!

      Der (meteorologische) Frühling geht, der (meteorologische) Sommer kommt – aber ist der Sommer nicht schon längst da? Wieder mal ein gutes Beispiel, dass sich das Wetter weder an meteorologische, noch astronomische Jahreszeiten halten muss. Für die Höchsttemperatur (Angaben noch vorläufig) hier mal zur Info: Die Goldmedaille (hoffentlich nicht aus Schokolade; die würde wahrscheinlich schmelzen) geht heute wohl nach Brandenburg – Mattendorf im äußersten Süden hatte vor einer Stunde (14z) ein Maximum von 34,1°C (um 15z „nur noch 34,0°C). In Berlin der EISkeller (welche Sorte – Zitrone, Himbeer, Malaga?) mit 32,9°C ganz vorn und deutschlandweit zusammen mit dem brandenburgischen Guben auf Bronze. Silber geht wohl an Rietz-Neuendorf (ebenfalls Brandenburg) mit 33,9°C.

      Bin sehr gespannt, ob, wann, wo, wieviel und in welcher Form uns (in Berlin) signifikantes Wetter (Wolken, Böen, Temperatur, Taupunkt, der Unsicherheiten gibt es viele) beglückt. Ich freue mich jedenfalls schon sehr, wenn es nicht mehr so heiß und schwül ist.

      Viele Grüße,
      Heiko.

    • #12437
      Hurricane
      Teilnehmer

      Hallo zusammen

      Bei der Tippabgabe ist mir ein Fehler passiert, und zwar habe ich an Sa und So jeweils Tx und Tn vertauscht, sowie FF für Samstag falsch eingegeben (280 anstelle von 3), warum auch immer… ich habe die Werte korrigiert, darum sind sie nun fett markiert.

      Gruess Urs

       

    • #12438
      Hurricane
      Teilnehmer

      Tippfehler auch für juera korrigiert (Tn vom Samstag von 16.6 auf 13.6 Grad).

      Gruess Urs

    • #12441
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,

      vielen Dank für deine bestens gelungene WB (das mit den Bildern bekommst du auch noch hin). Diese Gewitterei hat auch mir heute entscheidende Minuten gekostet, von daher ist es durchaus nachvollziehbar. Wenn da so eine Zelle quasi vor einem am Fenster vorbeizieht, vergeht die Zeit so schnell … und dann kommt der Stress.

      In Innsbruck kann man recht zuversichtlich sein, dass da morgen nochmal was ankommt. Feuchte kam eben beim Gewitter nochmal dank der über 5 l dazu, das geht nicht so schnell weg. Allerdings ist jetzt die Frage, ob in der Nacht aus dieser Feuchte etwas Hochnebelartiges an den Bergen hängenbleibt. Im Winter wäre bei dem jetzigen Feuchtezustand  der Talatmosphäre mit weiterer Auskühlung auch Bodennebel eine Diskussion wert.

      Für Sonntag bin ich eher auf der trockenen Seite geblieben, wobei manche Modelle Schauer hinter der Nordkette im Karwendel sehen wollen. dort werden diese bzw. wird dieser – wenns nur einer ist – vermutlich auch bleiben. Das Potential ist am Samstag auf alle Fälle besser als am Sonntag, aber wie du schon geschrieben hast, bei gradientschwachen Lagen ist’s schwierig nach dem ersten Folgetag. Lassen wir uns überraschen.

      Viele Grüße in die Runde

      Bibertaler

       

      PS: Eine Bitte habe ich an dich. Wenn du an deinen beiden WBs am Monatsende bisher immer einen zu warmen Monatsrückblick verkünden durftest, dann schreibe von November bis März bitte keine WB mehr am Monatsende – in der Zeit brauchen wir alles andere als zu warme Monate 😉

    • #12443
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Vielen Dank für die klasse WB, Oscar!

      Mal sehen, was heute konvektiv noch so geht…

      Gruß in die Sommerrunde

      Michael

    • #12444
      Heiko
      Moderator

      Hallo,

      erst einmal noch vielen Dank an Oscar und Bibertaler für die Bilder!

      Heute kein offizieller meteorologischer Sommertag in Tegel und Schönefeld (dafür hatte sich der „Hitzepol“ ins mecklenburg-vorpommersche Demmin verlagert), aber „dank“ der unangenehm hohen Taupunkte wahrlich keine frische Luft! Dazu deutlich weniger (registrierter) Sonnenschein als von den meisten prognostiziert. Schönefeld zwar mit zwei Neunen (aber mit fast schon lächerlich wenig Niederschlag bislang), Tegel mit zwei Nullen – in Dahme/Mark südlich von Berlin dafür mal eben 52 l/m² in drei Stunden heute zwischen 15z und 18z (davon alleine einstündig bis 16z 47 l/m²).

      Viele Grüße,
      Heiko.

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