Antwort auf: Oha, Schauer in Dahlem erst nach 18 geobst…

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Heiko
Moderator

Hallo Charles und danke für Deine Rückmeldung!

Tatsächlich beobachten wir in Dahlem das Wetter im Idealfall zur Minute 50, fangen aber – auch im Idealfall – schon ein paar Minuten eher an, uns ein Bild zu machen, und die Beobachtung kann auch danach noch ein paar weitere Minuten dauern. I.d.R. können wir um 55 oder 56 alles in Form des SYNOP-Codes abschicken (also auch sämtliche Messwerte wie Temperatur, Feuchte, Luftdruck, Wind…). Gelegentlich tippt man ja auch noch Sondergruppen ein, muss mitunter korrigieren (Niederschlag nicht erkannt, Niederschlag nachgetropft etc.), weil erst mit den neuesten 10-Minuten-Werten mögliche Fehler sichtbar werden. Außerdem kommt es vor, dass die Luftdrucktendenz nicht automatisch eingetragen ist und man die Ziffer selbst ermitteln muss. Wenn um 59 oder 00 das Obs „per FTP“ an den DWD geschickt wird, ist das auch OK. Und manchmal wird es auch später; dann trödelt das Obs nach (ja, auch CCA und Co., ehemals COR, kommen vor). Zur Minute 50 soll (im Idealfall) man sich aber auf Sichtweite, die Bewölkung, den Wetterzustand sowieso und weitere Dinge wie optische Erscheinungen festlegen. Einen Sonderfall nimmt der Erdbodenzustand ein, wo man – im Idealfall – ein paar Minuten eher runter vom 6. Stock – im Idealfall – zur Messwiese geht; ähnlich bei der Schneehöhe, Glätte und morgens bei der Niederschlags-Kontrollmessung (Hellmann), wo es natürlich Quatsch wäre, schon eine knappe Stunde vorher aus Bequemlichkeitsgründen oder warum auch immer zu messen, bevor vielleicht noch Landregen oder ein Schauer folgt.

All die nicht idealen Fälle sind schade, aber insgesamt ist eine – gründliche – Wetterbeobachtung per Auge und manchmal auch Ohr, Händen und Füßen allemal besser als ein Automaten-„Obs“. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht selbst zum Automaten macht, unter anderem nicht mit der Prämisse „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ oder mit einer mehr oder weniger erfolglosen Anpassung dessen, was man beobachtet hat, an vermeintlich „qualitativ hochwertige“ Messwerte. Die Interpretation ist noch mal ein anderes Kapitel: Simples Beispiel wäre, dass ein Schauer um 48 von den Sensoren im Botanischen Garten erfasst wird, wogegen auf dem einen guten halben Kilometer entfernten Wetterturm-Balkon die ersten Tropfen um 51 auftreten. Ist doch schön, dass es neben der räumlichen Distanz auch im zeitlichen Verlauf sichtbar ist, dass das Wetter „in Dahlem“ (das seit Jahrzehnten „eigentlich“ aus Lichterfelde kommt) an mehreren Standorten ermittelt wird.

Was das Geld angeht, würde ich mal das Stichwort „Technokratie“ in den Raum werfen. Es gibt so tolle Maschinen und Programme und Menschen, die dafür zuständig sind – super. Aber manchen scheint es regelrecht darum zu gehen, dass simples Beobachten, Nachdenken, Erfahrung und Analysieren von Situationen ohne Computer, Formeln und Modelle einfach „pfui“ sind.

Ob es beim DWD die unsägliche Einstellung von Wetterstationen ist, mit „Dienstanweisungen“, die völlig stumpfsinnig sind (es wurden ja einige Beispiele hier über die Jahre skizziert), oder ob es auch bestimmte Universitäten sind, die sich zwar mit dem allgegenwärtigen „Klima“ schmücken, bei denen es aber gleichzeitig Vertreter schon vor etlichen Jahren begrüßt hätten, wenn die blöden Wetterbeobachter endlich verschwinden und nicht mehr „aus dem Fenster gucken“ würden.

Viele Grüße,
Heiko.