Antwort auf: UTA-VAIA-WB 26.10.2018

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#12946
Pistotnik
Teilnehmer

Hallo Oscar,

 

Danke für die schöne Aufbereitung des weiteren Werdegangs dieses außergewöhnlichen Tiefdruckgebietes! Der Vormarsch der Warmluft ist in der Tat beeindruckend, vor allem wenn man die dafür eigentlich denkbar ungünstige Jahres- und Tageszeit berücksichtigt. Vor kurzem, um 22 UTC, ist sie in Prag durchgebrochen, wo die Temperatur quer über die Stadt von 7 auf 17°C stieg:

Temperaturen Tschechien 22 UTC

 

Auch in Lichtenhain am Erzgebirge ist schon eine Insel mit 16°C erkennbar. In den nächsten Stunden wird die Warmluft das ganze Erzgebirgsvorland erfassen. Wie du schon geschrieben hast, halte auch ich dabei dort Windspitzen zwischen 100 und 110 km/h für wahrscheinlich, da das Windmaximum aus 850 hPa als Böen bis zum  Boden durchschlagen dürfte. In Leipzig würde ich den Durchbruch der Warmluft (in etwas abgeschwächter Form) um etwa 04 UTC annehmen, viel Spaß mit diesem Ereignis! 🙂

 

In Österreich ist der Wärmeschub nun abgeschlossen. Bis zum späten Abend sind die Temperaturen im nördlichen Alpenvorland verbreitet auf 20 bis knapp 24°C gestiegen. Bis etwa 2006 hätte ich solche Temperaturen in einer Oktobernacht für schier unmöglich gehalten, aber seither hat der beschleunigte Klimawandel ja schon einige neue Maßstäbe gesetzt.

 

An der Vorderkante des Niederschlagsbandes, das nun die Alpen überquert – es handelt sich dabei um die (Höhen-)Kaltfront aus Südwesten – treten quer über Österreich derzeit heftige Fallwinde auf und sorgen neben einem beginnenden Temperaturrückgang auch für umgestürzte Bäume, Straßensperren und Stromausfälle. So wie gestern bei dem beschriebenen extremen lokalen Sturm in Ferlach handelt es sich wieder um „Dimmerföhn“, also einer Vermischung von Föhn und Fallwinden durch Verdunstungskälte fallenden Niederschlages. Heute tritt dieses Phänomen geradezu flächenhaft auf.

 

Interessant ist dabei auch die Transformation der Kaltfront. Die ursprüngliche Kaltfront aus Südwesten, die etwa für die schweren Gewitterstürme in Italien verantwortlich war (leider auch mit bislang mnindestens 7 Todesopfern), übersteigt den Alpenbogen nur noch in der Höhe, verstärkt dabei mittels „Dimmerföhn“ die vertikale Durchmischung und erleichtert morgen (Dienstag) tagsüber das Vordringen sehr warmer 2m-Temperaturen bis tief nach Ostdeutschland und Polen. Sie zieht gewissermaßen also in maskierte Form durch, lediglich der Taupunkt wird dabei deutlich sinken. Erst morgen tagsüber wird sich durch die starken Temperaturgegensätze eine neue Kaltfront ausbilden, indem sich die über dem Rest Deutschlands liegengebliebene Kaltluftmasse in Form eines flachen Keils ostwärts in Bewegung setzt.

 

viele Grüße und gute Nacht,

Georg

  • Diese Antwort wurde geändert vor 5 Jahren, 6 Monaten von Pistotnik.