Mitte-April-WB am Freitag 13.4.

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    • #10107
      Bibertaler
      Moderator

      Servus zusammen,


      Freitag der 13. – wer bei dieser Kombination spontan kalte Füße bekommt, sollte diesen Absatz schnell überfliegen und sich vorstellen, dass noch Donnerstag der 12. ist. Wobei, eigentlich ist dieser Tag doch recht spannend. Paraskavedekatriaphobiker (griechisch paraskevi = Freitag, dekatria dreizehn und fobos die Angst) – so nennt man alle die, die aus Angst diesen Absatz übersprungen haben – sagen ihm ja Unfälle, Pech und sonstige Unglücke nach. Zur Sicherheit wird in vielen Flugzeugen, Hotels und Hochhäusern auf Reihen, Zimmer oder Stockwerke mit der Nummer 13 verzichtet – wörtlich genommen würde letzteres ein recht witziges Stadtbild abgeben. Wissenschaftlich belegen lässt sich jedoch kein direkter Zusammenhang zwischen Unfällen und dem verdammten Freitag; ganz im Gegenteil, da wir quasi diese Unfälle erwarten und daher besser aufpassen, sind wir aufmerksamer und verhindern damit ungewollt eigentlich erwartete Unfälle. Rein rechnerisch soll es (habe es nicht nachgerechnet) sogar eher wahrscheinlich sein, dass der 13. auf einen Freitag fällt als auf einen anderen Wochentag, auch wenn es nur minimal ist. Würde man da den Donnertag oder Samstag hernehmen, wäre die Wahrscheinlichkeit geringer, aber nun gut, finden wir uns damit ab. Maximal sind im Jahr ja nur drei solche Freitage möglich, was frühestens wieder 2026 der Fall ist. Also, kein Grund zur Beunruhigung. Versuchen wir also erstmal unseren Freitag über die Bühne zu bekommen.

      Bevor wir in die WB starten, noch zwei Dinge zur Ankündigung. Bis zum Wochenende kann noch für den Synoptiker 2017 abgestimmt werden. Es haben auch schon einige abgestimmt, dafür nochmals vielen Dank. Es könnten aber durchaus mehr sein, um ein repräsentatives Ergebnis zu erreichen. Nehmt euch die Zeit und stimmt am besten gleich nach eurem Tipp noch ab. Weiteren Informationen erhaltet ihr unter dem Forumsbeitrag “ Synoptiker des Jahres 2017 _ Ende der Abstimmung 16. April“.
      Und das zweite ist, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Freitag eine WB im Forum zu haben. Es ist zwar oft eine Menge Zeit, die man dafür verwendet, aber je mehr potentielle WB-SchreiberInnen vorhanden sind, desto besser verteilt sich diese Arbeit und verbleibt nicht auf einer Handvoll, die eh schon viel um die Ohren hat. Wer also mal wieder eine WB schreiben möchte oder es mal versuchen möchte, ist herzlich willkommen. Es ist eine gute Übung und man lernt sehr viel daraus, man muss sich nur trauen. Einfach zwecks zeitlicher Organisation bei der Turnierleitung melden und schon kann es losgehen.

      Bodendruckvorhersage für Freitag 12 UTC DWD (Quelle: Wetterpate.de, FU-Berlin)

      Kurzer Rückblick

      Nach all den Funfacts und Ankündigungen können wir jetzt aber wirklich loslegen. Die Tiefs über dem Atlantik hatten in den letzten Tagen schwer zu kämpfen an dem Hochdruckgebiet über Skandinavien. Es wollte einfach nicht wirklich weichen. Zwischen dem Hoch und den Tiefs im Westen stellte sich bisher eine recht hartnäckige Südströmung ein, die in Innsbruck zu Südföhn geführt hat. Im Wipptal südlich von Innsbruck weht er quasi ununterbrochen seit letzten Samstag und auch sonst gab es im April dort nur zwei Tage ohne Föhn. In der Stadt hob er in der Regel nachts wieder ab, aber wirklich auskühlen konnte es mit vorföhnig West nicht. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte er es sogar mit dem Abheben schwer und es bliebt mit 11°C recht mild.
      Eine weitere spannende Situation, laut dem dortigen Fire Weather Outlook sogar „historisch“, bahnt sich gerade im Großraum Nordtexas an. Dort herrschen gute Bedingungen für Waldbrände und mit der am Freitag aufkommenden Kaltfront wird es eine richtig heiße Situation geben, dies für Interessierte zur Info. Bin jedenfalls gespannt, was daraus wird.

      Wochenendwetter

      Aktuell liegt Hoch Martin ja immer noch über Skandinavien, macht sich aber langsam auf den Weg nach Süden. Ihm entgegen kommt Tief Joi und überquert Mitteleuropa von Süd nach Nord.  Zum Beginn unseres Vorhersagezeitraumes liegt Joi mit ihrer Okklusion über Norddeutschland und sorgt über die Nacht noch für etwas Regen in unseren nördlichen Turnierstädten Leipzig und Berlin. Für letzte Tropfen am Samstagvormittag über MeckPom reicht es allemal; ob es auch in Berlin noch reicht, ist die Frage. In Leipzig ist derweil Niederschlag kein Thema mehr. Das nächste Interessante Thema wird das vor längerem über dem Atlantik abgetropfte Tief über Nordafrika sein. Bis Freitag 18 UTC schleicht es sich an dem Tief vorbei, das bis dahin recht stationär über Frankreich lag und für den gestrigen Dimmerföhn in Innsbruck verantwortlich ist, bis nach Algerien. Auf der Rückseite dieses Tiefs gelangt recht kühle Luft bis in die nördliche Sahara. Auf der Vorderseite gelangt nicht nur warme Luft nach Norden in unsere Richtung, es ist auch noch ein bisschen Staub dabei. Mit Wärme und Material im Gepäck flüchtet es in nordöstlicher Richtung nach Italien, wo ab Sonntagnacht mit Niederschlägen aus der Warmfront zu rechnen ist. Bis es die Alpen erreicht, dauert es aber noch ein bisschen. Springen wir wieder in den Westen, auf dem Atlantik vor den Britischen Inseln positioniert sich derweil ein weiteres kräftiges Tief, das aber nur in Westeuropa direkt wetterwirksam wird. Indirekt sorgt es dafür, dass aus dem restlichen Tiefdrucksystems über Spanien ein Kaltlufttropfen, eingelagert in einen Kurzwellentrog, nach Norden verlagert wird. Dieser sorgt laut ECMWF (Do 0 UTC Lauf) am Samstagnachmittag über Westfrankreich für Schauer und zieht weiter von Nordfrankreich bis Dänemark am Sonntag. Im GFS (Do 12 UTC Lauf) liegt er sogar etwas weiter östlich, sodass am Sonntag auch im Ruhrgebiet bis Rügen etwas Nasses von oben kommen könnte. Für unsere Turnierstädte reicht es aber aller Voraussicht noch nicht. Wichtig ist er aber trotzdem, denn dieser Tropfen öffnet die erste Möglichkeit für den Staub nach Mitteleuropa, den er am Rand von dem vorhin erwähnten Fluchttief aufgreift. Inwieweit sich das in Bewölkung wiederspiegelt, sehen wir dann am Samstag. Jetzt springen wir wieder in den Süden zurück. Das dortige Tief hat Italien unter sich, von den Mengen her ist es aber wenig spektakulär. Die Warmfront zieht weiter nach Norden und erreicht im ECMWF gegen Sonntagmittag die Alpen. Im GFS dauert es etwas länger, dort ist es bereits dunkel, wenn die Warmfront auf den Alpenhauptkamm trifft. In den Südalpen bringt sie etwas Regen, aber wie schon erwähnt, Mengen sind es nicht. Inwieweit sie sich auf die Nordalpen auswirkt, ist von Modell zu Modell unterschiedlich. ECMWF sieht leichte übergreifende Niederschläge auf die Nordalpen ab Sonntagnachmittag. Im GFS dauert es bis in die Nacht, wenn überhaupt etwas ankommt. So zumindest der Stand gestern Abend. Egal ob Niederschlag oder nicht, ein wichtiger Punkt wird der Staubtransport dieses Tiefs sein. Wie viel Material kommt da wirklich mit, in welchen Schichten wird der Staub transportiert und unterstützt er die Bewölkung oder lässt er selber kaum mehr Sonne durch. Einige Fragezeichen, die es zu diskutieren gibt und die das ganze spannend machen.

      GFS Isotachen und Geopotential auf 300 hPa für Fr18, Sa18, So18 und Mo06UTC (Quelle: Ertel2, ACINN)

      GFS Niederschlag und Geopotential auf 300 hPa für Sa06, So06 und Mo06UTC (Quelle: Ertel2, ACINN)

      Berlin
      Die erste zu knackende Nuss ist, ob aus dem abziehenden Tief am Samstagvormittag noch etwas ankommt und wieweit der Kurzwellentrog nach Osten reicht; sonst bleibt es trocken. Die Temperaturen liegen am Samstag zwischen 9-10°C und knapp über 20°C, der Sonntag bleibt nachts etwas ähnlich mild, legt aber untertags noch eine Schippe drauf auf bis zu 23°C, sofern die Sonne keine Probleme bekommt. Der Wind weht am Samstag noch schwach aus Südwest, dreht dann am Sonntag mehr auf Ost.

      Leipzig
      An sich bleibt es trocken. Als letztes Restrisiko bleibt noch ein bisschen Getröpfel aus dem Kurzwellentrog als Zockervariante erhalten, sofern er weiter östlich durchzieht. Die Temperaturen liegen nachts zwischen 8 und 10°C, tagsüber werden Werte über 20 erreicht. Der Sonntag ist von der Luftmasse her der wärmere Tag und kann gut bis 22°C zuwege bringen. Wind weht schwach aus Südwesten am Samstag und Osten am Sonntag.

      Wien
      Wetterzustände sollten kein Thema sein, es bleibt trocken. Für Montag ist die Frage, ob es erste Niederschläge bis b UTC bis nach Wien schaffen. Aber da und zu müssten die sich schon etwas mehr beeilen. Die Temperaturen liegen am Samstag zwischen 8 und 22°C, Sonntag wird noch etwas wärmer bei 10 bis 24°C, sofern nicht allzu viel Staub in der Luft ist. Der Wind dreht von Nord von Samstagfrüh an über Ost am Mittag auf Südost bis am Abend und verstärkt sich am Sonntag noch weiter. Einzelne knapp turnierrelevante Böen sind nicht ausgeschlossen.

      Zürich
      Auch hier sind die Wetterzustände klar und es bleibt trocken. Die 20°C-Marke steht aber auf unsicheren Füßen. Samstag könnte es knapp nicht reichen, Sonntag sieht es dagegen besser aus, auch wenn dann wieder die Frage ist, was der Staub macht. Nachts bleibt es bei 4-5°C am Samstag und 6-7°C am Sonntag noch recht frisch. Schwacher Nordostwind am Samstag und nur mehr leichter Nordwind am Sonntag.

      Innsbruck
      Der Südföhn schwächelt langsam und zieht sich Richtung Brenner zurück. In Innsbruck selber kann sich vielleicht mal wieder das Talwindsystem durchsetzen. Die Wetterzustände soweit eindeutig; Sonntagnachmittag ist aber noch zu diskutieren, je nachdem, wieweit die Warmfront schon gekommen ist. Die Temperaturen springen wieder deutlich über 20°C. Wie weit hängt von der Bewölkung ab. 21 bis 22°C sind aber schon möglich. Nachts sinken die Temperaturen mit Ausfließen auf Werte um 5°C am Samstag und 6°C am Sonntag.

      Ausblick

      „So wie Sankt Martin es will, zeigt sich der ganze April“ – danach sieht es ehrlich gesagt in der kommenden Woche nicht aus. Wie man schön im GFS-Ensembles erkennen kann, formiert sich über dem Atlantik ein mächtiges Tiefdrucksystem, während sich über dem Europäischen Festland ein Hoch aufbaut. Diese beiden Kontrahenten kommen sich ab Mitte der kommenden Woche kaum näher und da wir direkt unter dem Hoch liegen, sieht es nach einer recht freundlichen Aprilphase aus. Die Ensembles-Diagramme für Berlin und München (Respektive für den Alpenraum) lassen da ebenfalls keine größeren Unsicherheiten zu. Nach der kleinen Störung heute und morgen wird es in der Höhe sukzessive immer etwas wärmer. Auch am Boden bekommt man davon etwas mit. Unsicherer wird es dann zum Ende des kommenden Wochenendes, wobei das auch noch sehr lang hin ist. Genießen wir die schönen Tage, wenn alles so schön blüht und gedeiht (zum Leidwesen aller Pollenallergiker), denn es könnte gut und gerne auch anders aussehen um diese Zeit.

      GFS Geopotential-Ensembles-Mean auf 500 hPa (schwarze Contourlinie) mit Standardabweichung (Farbe) für Di06, Mi06, Do06 und Fr06UTC (Quelle: Ertel2, ACINN)

      GEFS-Ensembles-Diagramm Berlin (links; für den Norden) und München (rechts, für den Süden)

      So, zum Abschluss sei allen Paraskavedekatriaphobikern gesagt, dass sie nicht alleine sind. Bekannte Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte, Arnold Schoenberg und Franklin D. Roosevelt sollen auch eher skeptisch diesem Tag gegenübergestanden haben. Und wer an Freitagen den 13ten bisher eher Glück hatte, der kann sich schon bald wieder freuen, denn im Juli dieses Jahres ist es wieder soweit.

      Damit sei die Diskussion eröffnet, viel Glück bei euren Tipps und euch allen ein schönes Wochenende

      Viele Grüße aus der Hauptstadt des Föhns 😉
      Bibertaler

      • Dieses Thema wurde geändert vor 6 Jahren, 7 Monaten von Bibertaler.
    • #10244
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Vielen Dank für die klasse WB!
      Sonst habe ich Deinen Ausführungen nichts hinzuzufügen…

      Gruß in die Runde

      Michael

    • #10420
      Georg
      Administrator

      Weltbester Alex,

      vielen Dank für die Spitzen-WB mit dem unterhaltsamen Erklärstück zur Paraskavedekatriaphobie.

      Die Wettermodelle hatten mit der Prognose von Tief „Joi“ größere Schwierigkeiten und „Joi“ will nun doch nicht so schnell weg, entsprechend bleibt es in Berlin heute kühl. Die SKIRON-Staubkarten sehen durch die Unsicherheiten bei Südlagen jeden Tag ein wenig anders aus. Ab Sonntagnachmittag sind die prognostizierten Staubmengen beachtlich:

      http://forecast.uoa.gr/dustindx.php?domain=med

      Saharastaub ist ja bekanntlich Doping für die Wolke.

      Herzliche Grüße,
      Georg

    • #10434
      Mammatuscloud
      Moderator

      Hi Bibertaler,

      Danke für die Weltklasse WB!!!

      Die Waldbrände haben vor allem den Westen von Oklahoma getroffen.

      Neben Cb’s und Rauchfahnen ist auch der aufgewirbelte Staub gut zu erkennen.

      Gruß

      Mammatus95

      • Diese Antwort wurde geändert vor 6 Jahren, 7 Monaten von Mammatuscloud.
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    • #10440
      Heiko
      Moderator

      Hallo zusammen,

      auch von mir noch vielen Dank für diese tolle, ausführliche und unterhaltsame Wetterbesprechung!

      Viele Grüße aus Berlin, wo heute früh eher wenig Himmelsblau zu sehen ist,
      Heiko.

    • #10456
      Kaltlufttropfen
      Teilnehmer

      Schöne Überraschung noch zum Ende des Turnierzeitraums, sprich Montagmorgen: Das Regengebiet des recht unscheinbaren,
      aber immerhin im Ansatz Vb-artigen Randtiefs war doch stärker als erwartet und griff vor allem deutlich weiter nach
      NW aus, als es die Modelle gestern abend noch wollten.
      Weder in Berlin noch in Leipzig wollte auch nur EIN Mitspieler EINEN Tropfen Regen und nun ist Leipzig mit 3,9/2,7 mm
      dabei und Berlin hat die Gnade der nördlichen Lage und daher nur 2 mal 0,0. Wäre das noch 2 Stunden eher losgegangen,
      hätten auch die Berliner eine veritable Tagessumme…

      Gruß in den Wahlmontag, den 16.April 😉

      Michael

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