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Servus. Ich bin der Typ, der aus Leichtfertigkeit einmal sagte "Ach, ich weiss nicht wie ich diesen Bug im (alten) Wetterturnier reparieren kann, aber in einer Woche habe ich das Ding neu gemacht". Was auch nicht gelogen war, weil 80% des Front-Ends nach 7 langen Tagen bereits grossartig als CMS-Plugin funktionierten. Im Rückblick ein doch grösseres Projekt, was auch seine Zeit brauchte. Wir hoffen euch mit dem WT2.0 eine weiterhin spannende und angenehme Umgebung bieten zu können!

Falsche Temperatur bringt Punktabzug

Meteorologen wetteifern seit zehn Jahren im Wetterturnier um die exakte Wochenendprognose

Berlin (ddp). Wenn Thomas Globig das Wochenendwetter falsch vorhergesagt hat, ist das nicht nur ärgerlich. Das bedeutet auch Punkteabzug. Denn er gehört zu den über 100 Meteorologen in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz , die Woche für Woche um die beste Prognose für Samstag und Sonntag wetteifern. Sie vereint ein Freizeit-Hobby – das Wetterturnier.

Seit zehn Jahren gibt es diesen Wettbewerb für Profi- und Hobby-Meteorologen verschiedener Wetterdienste. Bei dem Freizeitspaß gehe es darum, jeweils bis Freitagnachmittag das Wochenendwetter für die Großstädte Berlin, Leipzig, Wien, Innsbruck und Zürich so genau wie möglich vorherzusagen, wie der Organisator des Wettbewerbs, Marcus Beyer, sagt. Wann regnet es, wie lange scheint die Sonne und wie hoch klettert das Thermometer?

«Diese Angaben werden anschließend mit den tatsächlichen Messwerten an den einzelnen Stationen verglichen und nach einem Punktsystem bewertet», erläutert der 27-jährige Beyer, der als Meteorologe seit einem Jahr beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach tätig ist, im ddp-Interview.

Der Prognosewettbewerb wurde im Jahr 2000 von Studenten am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin ins Leben gerufen. Ein Jahr später kamen die Studenten der Universität Wien hinzu, danach auch die der Unis Innsbruck und Leipzig. Beyer zufolge beteiligen sich zeitweilig mehr als 150 Meteorologen an dem entsprechend den Jahreszeiten viermal jährlich ausgetragenen Wettbewerb.

Von Anfang an dabei ist Meteomedia-Mitarbeiter Globig. «Es reizt mich immer wieder, die verschiedenen Faktoren zu bewerten und anschließend die Trefferquote zu sehen – ob nun 20 oder 80 Prozent», sagt Globig, Jahrgang 1956, der vor allem aus Leipzig und von Hiddensee für die dritten Fernsehprogramme über das Wetter berichtet. Und die Bewertungskriterien sind streng: «Liegt man bei der jüngsten Hitzewelle bei der Temperaturangabe mit einem zehntel Grad daneben, gibt es schon Punktabzug», sagt der Berliner, der seine Leidenschaft fürs Wetter von seinem Vater geerbt hat, einem Bäckermeister und Hobby-Meteorologen.

Globig hat den Wettbewerb für die Vorhersagen von Berlin und Leipzig bereits mehrmals gewonnen. Vor zwei Jahren wurde er vom Internetportal Wetterturnier.de mit dem erstmals vergebenen Titel «Synoptiker des Jahres» geehrt. «Dabei wählen alle Mitspieler den nach ihrer Meinung besten Meteorologen, der das ganze Jahr über mit seinen Vorhersagen am besten abgeschnitten ab», erläutert Turnier-Organisator Beyer.

Beyer, der seit 2006 mitspielt, indet beispielsweise eine trockene Wetterlage zwar für die Prognose einfacher. «Jedoch muss dann die Temperatur auf ein Zehntel exakt vorausgesagt werden, damit es die volle Punktzahl 10 gibt.» Ist es hingegen unbeständig, werde es beim Blick nach vorn «extrem schwierig. Wir müssen uns dann entscheiden, ob es am Vormittag oder am Nachmittag regnet».

Dabei seien die Kollegen mit viel Ehrgeiz bei der Sache, denkt Globig. Gespannt werde zu Wochenbeginn wohl immer auf die Auswertungen geblickt. «Und auch wir ärgern uns über das falsche Wetter, aber eine hundertprozentige Vorhersage gibt es nicht.»

Und nun zum Wetter

Rund 100 Studenten, Profis und Laien-Wetterfrösche erliegen jeden Freitag dem Wettfieber: Via Internet tippen sie, ob es am Wochenende heiter oder wolkig wird. Das Projekt starteten Metereologen der FU Berlin.

Jeden Freitag Punkt 17 Uhr ist Schluss ­ bis dahin können Internet-Tipper auf das Wetter wetten. Beim größten deutschen Wetterturnier geben sie Prognosen für das Wochenende in Berlin, Wien oder Zürich ab. In die Wertung kommen Temperatur, Niederschlag, Wind, Luftdruck und Wolken. Unbestechlich urteilt ein automatisches Computerprogramm. Dabei geht es auch um die Stellen hinter dem Komma.

Meteorologie-Studenten der FU Berlin starteten das Projekt vor zwei Jahren, inzwischen nehmen neben Studenten und Wissenschaftlern auch Mitarbeiter von Wetterdiensten sowie Hobby-Metereologen teil – mit großem Ehrgeiz. Jede Woche geht es um 200 Punkte. „Das ist wie Fußballtoto, nur dass hier wissenschaftlicher Ernst dahinter steckt“, sagt Werner Wehry vom Metereologischen Institut der Berliner Uni.

Das Ranking-System ist ausgefeilt: Wertungen gibt es für Tag, Jahreszeit und Gesamtturnier, für Einzelteilnehmer und für Tipper von Institutionen. Auch professionelle Metereologen messen gern sich beim Wettstreit, etwa vom Deutschen Wetterdienst oder vom privaten Dienst Meteomedia Jörg Kachelmanns.

Und nicht immer liegen die hauptamtlichen Wetterfrösche deutlich vorn, Laien haben ebenfalls Chancen. „Respekt, die sind richtig gut“, lobt Markus Boljahn, 23, vom Berliner Studententeam die Enthusiasten, die oft die richtigen Wetterlagen „einfach im Bauch“ hätten.

Ein Hoch auf das Wetter

Meteorologen haben mit viel Häme und Spott zu kämpfen. Ihre gute Laune erhalten sie sich in einem wöchentlichen Wettstreit unter Kollegen

Der Meteorologe ist – im Prinzip – ein armes Schwein. Da studiert er jahrelang Synoptik, verbringt Stunden mit theoretischer Klimatologie und betreibt troposphärische Grundlagenforschung, bis er das Satellitenbild besser kennt als sein eigenes im Spiegel. Und dann erntet er nichts als Undank und Hohn. Die Vorhersagen seien so schwammig wie Zeitungshoroskope, heißt es. Der Wettermensch kündige noch Sonnenschein an, während es vor seinem eigenen Fenster schon wie aus Eimern schütte. Und überhaupt hätten Lottospieler eine höhere Trefferquote.

Der Meteorologe ist also ein armes Schwein und will es allen zeigen. Erstens, dass er gut ist. Zweitens, dass er besser ist. Besser als all die anderen armen Schweine. Dem Menschen eigen ist sein Drang nach Wettbewerb. Also stellt er sich neben die anderen und schaut, wer genauer trifft.

Die Zielscheiben werden jede Woche von drei Universitäten gehalten: Studenten der beiden Hauptstadt-Unis veranstalten das Wetterturnier Berlin/Wien, für das je zehn Wetterparameter wie Temperatur, Niederschlag oder Windrichtung vorausgesagt werden müssen. Der European Weather Forecasting Challenge (EWC) an der Uni München verlangt jede Woche nur drei Werte, diese allerdings für je acht europäische Städte zwischen Korsika und Schweden. Städte, die geografisch zum Teil ich sag mal: bescheiden liegen, findet der Berliner Meteorologe Thomas Globig.

Freitags um 16 Uhr ist Globig regelmäßig im Stress: Er muss den Zuschauern vom SFB das Wetter erklären und gleichzeitig seine Wertungen für das Berliner und das Münchner Turnier errechnet haben. Globig ist sozusagen ein meteorologischer Turniertänzer. Jeden Freitag mailt er – Punkt 16 Uhr – seine Turnierprognosen an die Organisatoren: Da ist das Knowhow des Meteorologen gefragt.

Der professionelle Synoptiker, wie der Vorhersageexperte offiziell heißt, arbeitet mit Computermodellen, Langzeitwerten und zehn Prozent Bauch. Der Bauch von Thomas Globig nimmt derzeit beim Berliner Turnier unter 130 Teilnehmern Rang neun ein, bei dem EWC ist er 7. von 16 Mitspielern. Wenn der Berliner vom kleinen Wahnsinn spricht, der uns alle umtreibt, meint er sich und seine vier Kollegen bei Meteomedia Deutschland, die alle unter Pseudonymen wie Daisy oder Dummschwätzer am Berliner Turnier teilnehmen.

Jedes Wochenende ist das Zittern ausgerufen, sagt Globig. Schließlich könne man das, was der Computer als Grundlage ausspuckt, in unzähligen Varianten korrigieren, da seien die Spielräume riesig. Riesig! Man drückt mit zitterndem Finger auf die Taste Abschicken. Das kostet mich immer Monate meines Lebens.

Am anderen Ende Deutschlands und der Professionalitätsskala sitzt Sven Piwon.

Während der Berliner Globig die Herbstwertung des Wetterturniers gewonnen hat, gibt sich der Freiburger Piwon mit Wochensiegen zufrieden. Immerhin vier sind ihm bereits gelungen, trotz starken Wettbewerbsnachteils in den Bereichen Technik und Ausbildung. Piwon war Wetterbeobachter, seit zehn Jahren ist er Verwaltungsbeamter. Ein bissle wetterverrückt muss man schon sein, sagt er. Im Hochsommer bei 30 Grad im Schatten zwei Stunden vor der Kiste zu sitzen und irgendwo in Berlin ein Gewitter zu suchen, hält er für eine ausreichende Bestätigung.

Piwon findet Hochdruckphasen langweilig und ist froh, wenn mit einem Tiefdruckgebiet wieder Action in die Atmosphäre kommt. Seine Ausgangsdaten holt er sich von der Homepage des Wetterturniers. Dort werden Amateuren nicht nur die Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes zur Verfügung gestellt.

Ich bin mit dem Taupunkt nicht zurechtgekommen, erzählt Piwon, da hat mir Jan Hoffmann die Formel geschickt. Hoffmann ist einer von drei Organisatoren des Berliner Turniers, das vor zwei Jahren mit rund 30 Teilnehmern pro Woche gestartet wurde.

Die Meteorologen sind besser als ihr Ruf, behauptet Michael Sachweh, was wenig überrascht, weil er selbst einer ist. Mit seinem Kollegen Paul James veranstaltet der Professor an der Universität München bereits seit über vier Jahren der EWC, eine Art Champions League der Meteorologen. Für acht Städte müssen freitags Mindest- und Maximaltemperaturen sowie die Niederschlagsmenge des bevorstehenden Wochenendes prognostiziert werden. Montag früh um sieben Uhr liefern die Messstationen dann immer die Wirklichkeit nach.

Eine absolut transparente Vergleichsmöglichkeit, sagt Paul James.

Manipulation ist ausgeschlossen. Zu Beginn, im November 1997, seien die großen Meteorologenbüros entsprechend zaghaft, sich der Konkurrenz zu stellen. Bei uns macht nur mit, wer es wirklich kann, sagt Sachweh.

Absolute Vergleichsmöglichkeiten bergen eben auch absolute Niederlagemöglichkeiten. Doch die Trefferquote liegt bei 90 bis 95 Prozent.

Die Prognoseturniere bringen nicht nur Spiel, Spaß, Spannung, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse. Meteomedia, die Firma des Schweizer Vorhersage-Entstaubers Jörg Kachelmann, nützt die EWC, um die Vorhersagetechniken in allen Kombinationen abzutesten: Computer allein, Computer plus statistische Langzeitwerte, Computer plus Statistik plus aktuelle Messwerte – und dann noch das Ganze mit einem Menschen dahinter. Es ist zwar eine Binsenweisheit, sagt Kachelmann, aber je mehr man mixt, desto bessere Ergebnisse erhält man. Jedes Computermodell hat Fehler, die ein anderes wieder aufhebt.

Der Computer hat einen entscheidenden Nachteil: Ihm fehlt die Wetterverrücktheit. Der Computer wird nie ins Internet-Forum des Berliner Turniers Sätze schreiben wie Wow, was für ’ne Subsidenz! oder Christoph, gib nicht auf! Du kannst doch gar nicht ohne Synoptik leben! Und der Computer wird nie wie Thomas Globig beten, dass das Gewitter, das Sie vorhergesagt haben, auch wirklich eine der beiden Messstationen trifft.

Der Computer wird auch nie pokern: Im Winter 2000 näherte sich an einem Samstagabend ein Schneefallgebiet aus dem Westen, erzählt Jan Hoffmann. Die Hälfte der Teilnehmer hatte auf Niederschlag getippt, die andere nicht. Bis 18 Uhr musste der Schnee Berlin erreichen.

Innerhalb von zwei Stunden liefen 200 Diskussionsbeiträge im Forum ein, darunter Meldungen wie Hier in Zehlendorf schneit es schon! oder Wenn das eine Null beim Niederschlag wird, steige ich aus dem Turnier aus! Und Petrus war salomonisch gerecht: Es schneite an einer der beiden Messstationen – alle Teilnehmer bekamen ihre Punkte.

Und da sage noch einer, das Wetter sei langweilig.