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Sven/Titisee-Neustadt aktualisiert.
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September 26, 2025 um 12:09 pm Uhr #19455
Bibertaler
ModeratorServus zusammen,
was für ein Herbstanfang, und das so pünktlich, dass die Deutsche Bahn vor Scham in der Remise bleibt, um ähnliche Werte zu erreichen. Hatten wir zum letzten Wochenende noch hochsommerliche Bedingungen zu Tippen sind es nun eher herbstliche Werte. Letzten Samstag 29°C in Berlin, sogar 27°C am Sonntag mit deutlich mehr Sonnenschein und damit rund 2 Kelvin höheren Tx als von den meisten vorhergesagt. In Wien hat es nur für eine gerundete 30 gereicht. In Leipzig hatten wir aber wirklich einen Hitzetag am Samstag mit bis zu 31,2°C – ehe, der Temperatursturz eintraf. Fast schon schade, dass der Montag nicht aufs Wochenende fiel, weil einen Sturz um 18 Kelvin auf 12°C ist mehr als bemerkenswert. Ebenso die Zweiteilung dieser Woche in Deutschland mit wolkenlosem Himmel im Norden und ergiebigem Dauerregen von Südbelgien bis an die Tauber mit Tief Calvin; einfach beeindruckend. Noch beeindruckender die Regenmengen in Norditalien, Taifun Ragasa zwischen den Philippinen, Taiwan und Hongkong, mit fast schon apokalyptischen Bildern von Sturm, Wassermassen und Sinkholes … also, wenn jetzt noch sonniges Wetter in Hamburg ist, dann ist wohl für den Extremwetterkongress alles Extreme angerichtet 😉
Temperaturverlauf für Leipzig im September mit Hinweis auf Temperatursturz zum astronomischen Herbstbeginn [Quelle: mtwetter.de]
7 Tage Radarsumme mit dem Dauerregen durch Tief Calvin von Südbelgien bis zur Tauber und dem Niederschlag zum Wetterwechsel zum Herbstanfang von Oberschwaben bis Brandenburg [Quelle: kachelmannwetter.com]Wer wie ich arbeitsbedingt nicht in die Hansestadt konnte und auch nicht die Zeit hatte, vom Extremwetterkongress (EWK15) live zu verfolgen, hat auf Youtube noch immer die Möglichkeit, sich die Vorträge anzuschauen. Und dabei ist als krönender Abschluss des zweiten Tages die Verleihung zum Synoptiker des Jahres 2024 an unseren Achentaler Peter Ramsauer nachschaubar. Damit man sich nicht in die 10 Stunden Bildmaterial klicken muss, hier ist der Shortcut zur Preisverleihung: https://youtu.be/sLEYWkUuQp4?t=36792
Herzlichen Glückwunsch an Peter erneut an dieser Stelle.
Bodendruck und Fronten für Samstagmittag [Quelle: wetterpate.de FUBerlin/DWD]
Wochenendausblick
Während der EWK/KMT 2025 endet, startet für uns schon die nächste Runde mit ordentlichem, wenn auch wenig extremen Herbstwetter. Was die Großwetterlage angeht, das Tief Calvin, das für die ergiebigen Niederschläge im Südwesten verantwortlich zu machen ist, ist in der Bodenkarte nicht mehr ersichtlich. Stattdessen breitet sich am Boden hoher Luftdruck über Mitteleuropa aus, wobei das eigentliche Hoch Petralilly – und nicht wie hier erstaunlicherweise mal fälschlich eingetragen Petrealilly – über Skandinavien liegt. Auch über den Azoren legt sich morgen wieder das Azorenhoch fest, nachdem über die Inselgruppe der Ex-Hurrikan Gabrielle hinweg Richtung Portugal gezogen ist. Also frontentechnisch sieht es am Boden demnach in ganz DACH mau aus – das soll aber nicht heißen, dass nichts los ist.
GFS geopotentielle Höhe in 300 hPa mit Isotachen am übers Wochenende im 12h-Rhythmus [Quelle: Ertel2.uibk.ac.at ACINN]Wenn man in die Höhe schaut, sieht man schnell, dass da noch genug von Calvin als Höhentief vorhanden ist. An der geopotentiellen Höhe auf 300 hPa zieht dieses Ei vom östlichen Frankreich einmal quer über die Alpen, um sich dann am Sonntag über dem Balkan in den dortigen Trog einzubauen. Für Zürich ist damit vor allem der Samstagvormittag eher noch nass einzuplanen. Auch in Innsbruck wird der Samstag, da besonders der Nachmittag, eher wechselhaft mit etwas Regen werden, nachdem der Freitag mit Südföhn in der Höhe und einer schönen Föhnmauer am Alpenhauptkamm sehr angenehme Verhältnisse brachte. Der Sonntag wird mit negativer Vorticityadvektion in beiden Städten dann durchaus freundlich werden. Wien liegt nie so recht unter dem Höhentief, daher ist die Lage hier am ganzen Wochenende stabiler. Das heißt im Herbst aber auch nebelanfällig. Ein Vorteil, der den Nebel eher aus dem Wiener Becken hält, könnte der frische Südostwind am Samstag in der Höhe so ab 925 hPa sein. Ab Oberösterreich, wo der Wind deutlich schwächer ist, deuten die Modelle schon flächiger Nebelfelder an, allen voran die Donauebene natürlich. Ein Restrisiko bleibt aber auch in Wien bestehen. Berlin und Leipzig profitieren am besten vom hohen Luftdruck. Zwar ziehen im Osten generell noch ein paar Restwolken ab, Niederschlag braucht man zumindest in unseren Städten nicht mehr einkalkulieren und man kann sich auf die anderen Parameter konzentrieren.
Am Sonntag schiebt sich ein Keil von Petralilly Richtung Deutschland und das Höhentief Richtung Balkan. Damit dreht die Höhenströmung auf Nordost zurück. In Berlin und Leipzig ändert sich dadurch nichts wesentlich, außer dass die Sonnenanteile mehr werden. In Wien dreht die Höhenströmung von Südost auf Nord. Damit hätte eine Weinlieferung aus dem Weinviertel sogar Rückenwind. In Innsbruck werden die noch vorhandenen Wolken mit Nordost eher ins Inntal getrieben. Zusätzlich kann dies das Einfließen ins Tal erleichtern, was dann Hochnebel zur Folge haben kann. Währenddessen sorgen noch wenige Schauer im Tiroler Unterland für weiteren Feuchteinput über den Sonntagmorgen hinaus. In Zürich ist die Bise kaum spürbar. Für einige Nebelfelder am Züricher See und anderen senken im Schweizer Mittelland sind die Modelle aber gerne zu haben.
GFS-Ensmbles für München mit Temperatur auf 850 hPa oben und Niederschlagssignalen unten [Quelle: meteociel.fr]
Kleiner Ausblick
Mit der Nordostströmung arbeitet sich mittelfristig kühle Luft vom Ural zu uns vor. Diese wird heute noch von Petralilly am Ural festgehalten, aber sobald das Hoch entsprechend zur Seite kippt, fließt diese Kaltluft wie nach einem Dammbruch zu uns. Ob sie sich weiter bis nach Frankreich ausbreitet, bleibt noch dahingestellt. Da möchte dann Gabrielle über der Iberischen Halbinsel noch ein Wörtchen mitreden. Sie versorgt Frankreich noch mit Warmluft und je nach Stärke hält das die Kaltluft eher zwischen Berlin und Wien oder eben auch nicht zurück. Nichtsdestotrotz gehen die Temperaturen damit zur Wochenmitte auf für Ende September leicht zu kühle Werte zurück, wie man schön dem Ensembles für München entnehmen kann. Und auch die Niederschlagssignale deuten nicht wirklich stabiles Oktoberwetter an. Die WiesenbesucherInnen in München werden sich wohl warm anziehen müssen… wobei im Zelt gangerts dann eh scho wieder. Und zur Not trinkt ma hoid no a Maß mehra und sauft sich des Wettr schea. Bevor die Promillegrenze fürs Tippen zu hoch wird, euch allen noch viel Erfolg beim Tippen, neue Erkenntnisse beim Nachschauen des EWK und bis demnächst.
Viele Grüße leider nicht von der Elbe … nächste Jahr vielleicht wieder
Bibertaler -
September 26, 2025 um 9:02 pm Uhr #19456
Sven/Titisee-Neustadt
ModeratorHallo Alexander,
vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast für den fundierten Rück- u. Ausblick.
Der Wechsel war krass – an meiner Wetterstation am Sa. noch 26°C u. am Dienstag dann 8°C.
Da war ich schon in das sonnige Hamburg zum EWK geflüchtet. Fazit: Wir haben so viele klüge motivierte Köpfe in Deutschland, die Verantwortlichen müssen endlich auf deren Aussagen hören.
Und wir müssen die anstehenden notwendigen Veränderungen positiv kommunizieren. Veränderungen bringen neue Chancen.
Jedes 1/10 Grad zählt, dass die Erderwärmung vermindert.
Nicht den Kopf in den Sand stecken.
Herzlich grüßt Dich Sven
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