Startseite › Foren › Wetterturnierforum › 36-Grad-WB Vol. II zum Wochenende 21.-23.08.2020
Schlagwörter: WB
- Dieses Thema hat 10 Antworten und 5 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahren, 3 Monaten von Bibertaler.
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August 21, 2020 um 2:30 pm Uhr #15459Snab_LEModerator
Hallo zusammen und schon einmal im Voraus liebe Grüße an all diejenigen, die ihre Prognosen heute vom klimatisierten Büro oder Badesee aus abgeben können. Das Thermometer an der Uni Leipzig hat soeben die 35-Grad-Marke passiert und stolziert (es ist ja erst 2) munter in Richtung Zielwert in der Überschrift. Leipzig liegt am „Cossi“ (Cospudener See), einen Tag mehr in diesem bisher außergewöhnlichen August zwischen in der Nordhälfte Deutschlands. Ein paar Zahlen aus Leipzig-Schkeuditz und Berlin-Tegel dazu (Stand: 21.08. 06UTC):
In Anbetracht der dürftigen Niederschlagsausbeute trotz zweiwöchiger Konvektionslage kann sich der ein oder andere sicher vorstellen, wie die Natur hier (und vmtl. auch in Berlin) aussieht. Falls nicht, empfehle ich die Bildberichte von Christoph alias „Wolkenteiler“ im Forum der WZ: http://www.wzforum.de/forum2/read.php?8,3845701
Zurück zum aktuellen Geschehen, welches nicht weniger sommerlich und spannend daher kommt. In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens war die vergangene Nacht eine der wärmsten der letzten 20 Jahre. In Köln-Stammheim und auf dem Petrisberg in Trier ging es nicht unter 24,5°C. Zu verdanken haben wir diese Temperaturen einem Gruß aus der subtropischen Atlantikküche, deren Luftmassen auf der Südseite des umfangreichen Nordatlantiktroges in die Frontalzone eingebunden worden. Die Folge war eine Zyklogenese im Shapiro-Keyser-Stil über Irland in der Nacht zum Donnerstag und die Advektion der Warmluft nach Mittel- und Nordeuropa. Mit der WLA kam es zum Aufbau eines amplitudenstarken Keils, der der WLA folgend uns bereits mit seiner Achse passiert hat. Das Turniergebiet liegt somit aktuell in einer nahezu glatten, südwestlichen Höhenströmung, wobei der Gradient zu den Alpen hin deutlich kleiner ist als über Norddeutschland. Das „nahezu“ heißt, dass die Südwestströmung in den verschiedenen Höhenlagen von mehreren Kurzwellen durchlaufen wird. Diese aktivieren eine schleifende Front, welche aktuell von MV bis zu den Vogesen reicht, immer wieder und bringen diese auch langsam gen Südosten voran.
Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/sat/satellit-hd-5min.htmlVorderseitig der Frontalbewölkung hat das Zusammenspiel von PVA vor einer solchen Kurzwelle, niedertroposphärischer WLA und der differentiellen Erwärmung ein kleines Hitzetief ausgehoben. In diesem läuft der Südostwind mit aus Nordwesten einsickernder Kaltluft zusammen und formiert eine Konvergenz. Gute Voraussetzungen also für einen ausgewachsenen Gewitterabend, wäre die Luftmasse auf der Vorderseite bodennah feuchter bzw. weniger stark gedeckelt. So wird es, wenn überhaupt, bei einzelnen Clustern bleiben, die in der Südwestströmung ablaufen, allerdings dank EML oberhalb der Bodenschicht und guter Scherung wohl recht kräftig ausfallen können. Auch halten sich diese wohl kaum an den Tagesgang, sodass für Berlin und Leipzig das Augenmerk auf potentielle Gewitter oder gewittrigen Regen in der Nacht zum Samstag bzw. Samstagmorgen gelegt werden sollte. Auch in Zürich soll schon gegen 06UTC die Kaltfront mit etwas schauerartigem Niederschlag vorbei schauen. Über Innsbruck dann rund um den 12z-Termin, wobei die Kaltluft bodennah mit einer Druckwelle bereits am Morgen die Stadt erreicht. Ach ja für Leipzig und Berlin dürfte der Zähler der Tropennächte nochmal um 1 nach oben gehen. 😉
Quelle: https://www.ifgeo.uni-bonn.de/abteilungen/meteorologie/messdaten/modellkartenNach dieser mancherorts turbulenten Nacht sieht die Situation gemäß ICON zu den ersten 12z-Terminen dann so aus: Die Rinne liegt bereits in einem Streifen von Danzig bis zur Adria und damit auch über Wien. Sie trennt weiterhin trockenere, aber heiße Luftmassen von einer Schliere sehr feuchter und hochlabiler Luft entlang der Kaltfront. Vor allem im Nordstau der Alpen und auch des Erzgebirges kann sich die Restfeuchte auch noch etwas länger halten. Für den Norden- und Osten Österreichs stehen daher nach ruhigem und erneut heißen Tagesstart kräftige Gewitter (1000-2000J/kg CAPE, 40mm PPW und zum Abend 15m/s DLS sprechen für sich) auf dem Programm. Auch Innsbruck kann möglicherweise nochmal eine Wn=9 erwarten, baut sich die Potentielle Energie im Nordstau nur langsam ab. Cosmo_D2 12z möchte hier entlang einer ersten Trogachse sogar nochmal eine Linie am Nachmittag haben.
Auch über Leipzig und Berlin kann die Einstrahlung nach Abzug der morgendlichen Niederschläge nochmal einige hundert J/kg CAPE (Cloudtops bei 250hPa) generieren, sodass eine kleine Druckrinne vor besagter Trogachse auch hier nochmal ein paar Schauer und Gewitter zünden kann. Zürich erwartet dagegen ein ruhiger und nur teils bewölkter Nachmittag. Rückseitig der Kaltfront wird es hier wie auch in den deutschen Turnierstädten „nur noch“ 25-27°C warm.
Quelle: https://www.ifgeo.uni-bonn.de/abteilungen/meteorologie/messdaten/modellkartenBleibt nach soviel Samstagsgeschehen noch ein Blick auf den Sonntag. Der nordatlantische Trog greift nach und nach auf Mitteleuropa über. In mehreren Schüben wird dabei entlang kleinerer Tröge maritime Polarluft nach Deutschland transportiert. Ein solcher Trog läuft auch im Laufe des Sonntages über uns hinweg. Allerdings mindert allzu rasche KLA in der unteren Troposphäre die Wetteraktivität, sodass nur etwas mittelhohes Gewölk den Durchlauf markiert. Eventuell könnte an den Nordalpen die Feuchte nochmal etwas stärker gehoben und einzelne Schauer über Innsbruck ausgelöst werden. Mangels Höhenkaltluft sind bis zum Abend Schauer in Berlin und Leipzig nicht zu erwarten, es dürfte bei lockerer Quellbewölkung bleiben. Bei ruppigem Südwestwind (25+kn in den Böen) und niedrigen Taupunkten unter 10°C werden in der durchmischten Polarluft knapp 25°C in Berlin und Leipzig, 22°C in Zürich und Innsbruck und nochmal bis zu 27°C in Wien erreicht.
Quelle: https://www.wetterzentrale.de/de/show_diagrams.php?geoid=152929&model=gfs&var=201&run=6&lid=ENS&bw=1Immerhin scheint der anstehende Trogübergriff der Auftakt zu einer maritimer geprägten Wetterlage mit höchstens kurzen Warmlufteinschüben nach Deutschland zu sein. Temperaturen jenseits der 30°C scheinen nach dem aktuellen GFS-Ensemble trotz gröberem Rauschens erst einmal nicht mehr anzustehen. So bleibt die Hoffnung auf etwas mehr Regen ab heute Nacht und die Chance, dass der August vielleicht doch nicht Rekordwarm wird. Ich bin gespannt.
Allen Spielern ein erfolgreiches Prognosewochenende,
Oscar
- Dieses Thema wurde geändert vor 4 Jahren, 3 Monaten von Snab_LE.
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August 21, 2020 um 2:39 pm Uhr #15461BibertalerModerator
Servus zusammen,
Danke Oscar schonmal fürs WB schreiben, habs noch nicht durchgelesen, weil ich noch meine Tipps reinhauen muss. Aber bei der Gelegenheit möchte ich auch anmerken, dass auch an der Uni Innsbruck die 35 schon gefallen ist – die 36 ist zumindest gerundet sicher noch drin. Obs auch ganz auf 36,0 geht ist auch noch theoretisch möglich, mal schauen. In einer Stunde wissen wir mehr.
Viele Grüße aus dem österreichischen Hitzepol
Bibertaler- Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahren, 3 Monaten von Bibertaler.
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August 21, 2020 um 7:26 pm Uhr #15463KaltlufttropfenTeilnehmer
Moin Oscar,
vielen Dank für die herausragende WB, mal sehen, was da so geht…
Bin auch schon mal auf`s kommende WE gespannt: Die Amis und nunmehr auch die Kanadier rechnen da eine ziemlich knallharte Vb-Lage, noch lange hin, sollte man aber im Auge behalten…
Gruß in die Runde
Michael
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August 22, 2020 um 1:56 pm Uhr #15464Snab_LEModerator
In den Bergländern südwestlich und nordwestlich von Wien sind schon eine ganze Reihe kräftiger Gewitter unterwegs. Der Blick auf den 12UTC-Aufstieg aus der Stadt offenbart: Hochreichende Labilität ist jede Menge vorhanden (SB CAPE bei 1400J/kg). Ursächlich dafür ist maßgeblich eine fast trockenadiabtisch durchmischte Schicht (EML) zwischen 850hPa und 650hPa. Allerdings haben die Absinkbewegungen, die zur Ausbildung des EML geführt haben, auch eine deutliche Absinkinversion im Niveau 850hPa hinterlassen. Deren Deckelwirkung wird vorerst wohl nur mit orographischer Unterstützung durchbrochen. Ob es trotzdem für Gewitter in Wien reicht?
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August 22, 2020 um 3:23 pm Uhr #15465KaltlufttropfenTeilnehmer
Da war dann wohl nix mit Wv=9 in Berlin, die Front war zu früh dran, dafür in Leipzig und auch hier in Beeskow hat`s gegen 9 Uhr anständig „gescheppert“…
Gruß in die Runde
Michael
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August 22, 2020 um 6:35 pm Uhr #15466KaltlufttropfenTeilnehmer
Beide Berliner Flughäfen mit Wn=9, wer hätte das gedacht?
Glückwünsche an snowthom!
Gruß vom Tabellenende
Michael
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August 22, 2020 um 7:02 pm Uhr #15467PfingstochseTeilnehmer
Ja, wer hätte das gedacht…. In Teltow hat es ordentlich runter gehauen, in diesem Gewitterschauer zeitweise Sicht unter 1000 m ( 18-18:30 MESZ). Die Polen hatten im MOS (EZ-basiert) das Ereignis nach 15 UTC im Kalkül, ich hab’s leider für „aus der Reihe“ gehalten (am letzten WE hatte das Polen-MOS daneben gelegen…). Schade, dass am Vormittag die Gewitter aus Erfurt und Leipzig nicht durchhielten bis Berlin… eine lausige 6 hat das Rennen gemacht 🙁
Gruß aus Teltow und einen schönen, hoffentlich RR-freien Sonntag in Berlin….
Ralf
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August 22, 2020 um 7:12 pm Uhr #15468PfingstochseTeilnehmer
Apropos „RR-freien Sonntag“: Das Beste wäre Tegel mit einer Wn=8 und Schönefeld mit Wn=0….das wäre gerecht für alle 8 bzw. 0-Tipper….ist ein bissl wackelig, ob diese Stationen getroffen werden oder nicht 🙂
Nochmals Gruß aus Teltow….Ralf
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August 22, 2020 um 8:06 pm Uhr #15469BibertalerModerator
Servus zusammen,
vielen Dank dir für die super WB (im Vergleich zu meinem ersten Kommentar hab ich sie jetzt gelesen), die Schwierigkeiten hast du alle soweit angesprochen. Nur die Druckwelle am Morgen ist ausgeblieben. Das Einfließen aus dem Unterinntal hat bis zum Gewitter durchgehalten und war dabei nicht unstark. Allerdings war das nachfolgende Gewitter nur – sagen wir mal diplomatisch – nett. Von Fritzens aus gesehen hätte man sich mit Phantasie auch etwas Rotation erahnen können. Dabei sah es am Anfang nicht schlecht aus (siehe Bild unten mit Blick nach Westen, am rechten Bildrand sähe man bei gutem Wetter noch Teile der Nordkette). Andernorts kam etwas mehr herunter, Murenabgänge im Kaunertal, Stubai, im Zillertal waren sogar hunderte Wanderer laut Tiroler Tageszeitung zeitweise von der Außenwelt abgeschlossen. Während im Osten Deutschlands die Bäume Blätter wie im Hochherbst fallen lassen, ist hier im Süden dank der Niederschläge der letzten Wochen noch immer alles grün – für die Schwammerlsaison reicht es aber immer noch nicht; Im Wald selber trocknet der Boden einfach zu schnell ab. Zurück zum Gewitter in IBK, dieses stand um 12 UTC erst vor der Haustüre. Niederschläge waren zum Synopzeitpunkt 5km entfernt, aber bei Gewittern gibt es ja auch das Gewitter in Sichtweite und genau dieses ist für Wv9 verantwortlich – zum Leidwesen aller 0-Tipper wie mich. Im Grunde hatten wir alle insofern Recht, wenn auch die 0 einen Punktabzug bedeutet. Tja, morgen wird ja auch nochmal spannend. Laut Arome bleibt der Vormittag in IBK trocken, erste Schauer treten erst am Nachmittag wieder mit Durchgang der Trogachse auf. Inwieweit es dann untertags noch für etwas Sonne reicht, sie mal dahingestellt. Es könnte auch eine recht trübe Runde werden. Morgen wissen wir mehr. Schönen Sonntag euch allen noch.
Viele Grüße
Bibertaler- Diese Antwort wurde geändert vor 4 Jahren, 3 Monaten von Bibertaler.
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August 24, 2020 um 10:42 am Uhr #15471SandstormSeppModerator
Hallo,
Puh das war ja sehr knapp mit dem Gewitter am Samstag Vormittag in IBK. Aber gut dass es eine 9 geworden ist. 🙂
Liebe Grüße
Sebastian-
August 24, 2020 um 1:25 pm Uhr #15472BibertalerModerator
Von mir aus hätte da gern noch die 0 stehen bleiben können 😉 aber sind wir mal froh, dass der Beobachter das noch ordnungsgemäß beobachtet hat
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