Antwort auf: Wetterbesprechung für das erste Wochenende im Februar 2022 (5./6.2.2022)

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#17342
Bibertaler
Moderator

Servus nochmal,

ich kanns einfach nicht bei mir lassen. Wenn es so interessant ist, dann muss das irgendwo schriftlich festgehalten werden. In der vergangenen Nacht gab es in der Innsbrucker Innenstadt für einen kurzen Moment um 3 UTC orkanartige Böen von 62 kn, wodurch sich Georg seinen dritten Wochenendsieg dieses Jahres verdient hat – und dabei hatten wir nur 4 Wochenenden bisher. Hintergrund war der Frontdurchgang in die Alpen hinein.

Zuvor am Nachmittag war es schon schön anzusehen, wie es am Talboden Ostwind hatte, sich auf Wipptalhöhe seichter Föhn einschub und sich in der freien Talatmosphäre der normale und durchaus kräftige Westwind durchsetzte. Gegen 17 Uhr arbeitete sich der Niederschlag langsam aber kontinuierlich nach unten und mit Gegenstrahlung erwärmte es sich noch auf über 7 Grad, was sogar über der gewerteten Tmax lag  Gegen Mitternacht ging der Regen auf der Hungerburg auf rund 1000m über der Adria langsam in Schnee über und auch am Talboden sank die Temperatur weiter gen 0 Grad. Doch dann kam die Front; im Lidar fast übersehbar mit drei Pixeln aus Nord zwischen schwächerem West zuvor und stärkerem West hernach, aber dafür sieht man in den Unidaten mehr. Wie der Burj Khalifa in Dubai scheint eine Luftlawine von der Nordkette herab durch die Stadt gerauscht zu sein, was wegen der Sperrstunde zu Mitternacht wohl nicht mal Feiernde mitbekommen haben werden. Trotz kurzer Erwärmung auf 3 Grad fiel mit diesem Zeitpunkt Schnee bis zum Inn herunter, ebenso noch in den Stunden danach, wobei die Mengen keinen nennenswerten Schneehöhenzuwachs brachten. Interessant ist auch der Druckverlauf. In Kufstein war die Front etwa 30min eher eingetroffen, die Kaltluft hätte dann mit 150 Sachen Innaufwärts stürmen müssen, um die 75km in der Zeit zu schaffen. Auch in Seefeld rauschten die Böen durch, allerdings zeitlich nur knapp vor der Stadt. Das verhärtet die Idee, dass die Böen durch einen Downflow von der Nordkette herab gekommen ist, als die potentiell kältere Luft mit der Front als Schauerlinie (die man im Alpenvorland schon gut mit einzelnen Blitzen verfolgen konnte) über den Kamm kam und dann in den Talboden stürzte. Zwischen 3 und 5 UTC herrschte dann volle Orkanstärke auf der Seegrube – beste Bedingungen für ein lawinengefährliche Situation. Die Sprengungen heute morgen bestätigen das. So, jetzt ist’s raus 😉 Unten kommen noch drei Grafiken dazu, die das ganze auch bildlich festhalten sollen.

Guten Woche euch allen und viele Grüße
Bibertaler


LIDAR Uni Innsbruck mit abskindener Schneefallgrenze und Böe gegen 3 UTC, anschließend Schnee bis Talboden und ziemlich windig [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png%5D


Datenblatt der Uni Station mit orkanartiger Böe um 3UTC und sehr variabler Nachttemperatur [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png%5D


Messungen auf der Seegrube und am Hafelekar, Frontdurchgang hier in den Daten kurz nach 4 MEZ mit Orkan und Temperaturstürzchen … ganz abgesehen von den 295 cm Schneehöhe laut Lasermessung [Quelle: lawis.at, Lawinenwarndienst]