Antwort auf: Erste Wetterbesprechung (3.12.2021) im meteorologischen Winter 2021/2022

Startseite Foren Wetterturnierforum Erste Wetterbesprechung (3.12.2021) im meteorologischen Winter 2021/2022 Antwort auf: Erste Wetterbesprechung (3.12.2021) im meteorologischen Winter 2021/2022

#17117
Bibertaler
Moderator

Servus zusammen,

danke vielmals, Heiko, für diese hervorragende rück- und vorwärtsblickende WB. Ich find‘s gut, dass Ralf sie in der WZ verlinkt hat, schließlich lohnt sich das Lesen diese wunderbaren Lektüre. Ich fand es gestern nicht einfach zum Tippen, erstmal weil die Wetterlage an sich schon viel Abwechslung bot, andererseits war ich selber nicht voll bei Kräften, was das Ganze etwas mühsam werden ließ. Zum Glück ist es ja der Beginn der neuen Jahreszeit, da kann man (noch) nicht viel kaputt machen…da zitiere ich dich gern mit “ da geht sich sicher noch eine Aufholjagd zur Not aus“ 😉

Zum bald vergangenen Samstag, in der Inntalatmosphäre über Innsbruck gab es heute eine nette Dreiteilung. Am Boden bis Höhe Wipptalausgang auf 1100m über der Adria huschte vorföhnig West durch die Gassen des nicht wegen des Windes verbarrikardierten Weihnachtsmarktes, darüber wehte Südföhn aus dem Wipptal nach Norden, ehe etwa auf Höhe Seegrube der Höhen-West spürbar wurde. All das kann man mal wieder wunderbar im LIDAR der Uni IBK betrachten. Darin sind auch der Schneefall am Morgen um 8 UTC sowie das regnerische Getröpfel nach 16 UTC in der Reflektivität erkennbar. Böen wurden übrigens knapp verpasst, auch wenn es sich zeitweise stark danach anfühlte. Auch der Regen blieb föhnbedingt hinter den Erwartungen bisher zurück und wird wohl auch nicht viel nachliefern, wenn es nach Arome oder anderen Modellen im Vergleich zum aktuellen Radar geht. Interessant wird es dann morgen, wie die Kaltluft in die Alpen einflutet. Wird es West, wie einige MOSe am Freitag vorschlugen oder wird es mit steigendem Druck im Alpenvorland und etwaigen sonnigen Augenblicken im Oberland doch für Ost reichen? Mittlerweile hält das Arome die Hoffnung darauf hoch (Nachtrag vom Sonntag – es wurde dann doch Ost 🙂 ). Wo wir gerade bei Wind sind, auch was den Wind in Berlin angeht, hatten wir am Freitag längere Diskussionen, die man abschließen kann mit: „je nachdem, wo das Tief liegen bleiben möchte, haben wir das, das, das oder das… Mal schauen, was sich da noch ausgeht. In Kürze wissen wir’s eh.


Hier das LIDAR vom Samstag mit dem Sandwich-Föhn, mit Start am Freitag mit Föhn am Talboden, anschließend vorföhnig West mit Föhn in der mittleren Höhe und darüber Westwind von der Großwetterlage. Auch der Schnee bzw. der regen untertags in der Reflektivität sind erwähnenswert. [Quelle: http://ertel2.uibk.ac.at:8080/ertel/data/pngs/lidar_current.png, ACINN UIBK]

Was wir aber jetzt schon wissen, ist, wie der November und der Herbst ausgefallen sind. Für Deutschland hast du ja schon vortrefflich alles beschrieben. Wobei es mich langsam wundert, wie lange es braucht, bis das ganze Wasser auf 1.8m Tiefe sickert, damit sich die Dürre dort mal schleicht. Auf absehbare Zeit wird da wohl aber nichts groß verändern, wenn man sich die aktuell prognostizierten Niederschlagssummen von ECMWF oder GFS ansieht.
Zurück zum November, in Österreich lag die Bandbeite bei -1.1 bis +2.3K und im Mittel bei +0.7 relativ zur Referenzperiode 1981-2010. Auffallend kalt war es dabei vor allem im Alpenrheintal in Vorarlberg sowie im Raum Salzburg, etwa im Schnitt fielen die Becken rund um Klagenfurt und Graz, sowie der östliche Donauabschnitt aus. Deutlich zu warm war es dagegen im Wiener Becken, sowie in den mittleren, aber vor allem den höheren Berglagen, auch wenn man am Sonnblick noch immer frostige -6.3°C statt der üblichen -7.6°C errechnet hat. Beim Niederschlag gibt es ebenso deutliche Unterschiede wie in Deutschland. Entlang der Donau gibt es Regionen, die gerade mal die Hälfte des Normalniederschlages abbekommen haben, aber auch sonst ist der Donauraum ziemlich auf der trocken Seite, auch das Außerfern hätte gern etwas mehr Niederschlag abbekommen. Anders die Regionen in den Alpen und im Süden. In den Zillertaler Alpen und der Venedigergruppe sind es sogar bis zu 213% geworden. Auf die Fläche gerechnet kommt man so auf recht akzeptable 108%.
Auf den gesamten Herbst bezogen liegt Österreich auf der zu warmen Seite mit +0.7K mit zu warmen Mittelwerten in den mittleren Lagen in den Ländern Salzburg und Tirol und leicht zu kalten Regionen vor allem in der Steiermark. Beim Niederschlag konnte der November zumindest im östlichen Tirol noch etwas ausbügeln, sonst steht ein zu trockener Herbst 2021 in den Büchern mit im Schnitt zwei Drittel an Niederschlag; am trockensten mit lediglich ein Drittel war es Waldviertel.

Abschließend möchte ich mich noch Georg anschließen, dass auch ich mich riesig über die vielen WAVler aus Innsbruck freue. Es ist jedes Mal spannend, wenn soviele neue Namen auftauchen. Wenn ihr Fragen habt, zögert nicht sie hier zu stellen, wir haben alle mal so angefangen wie ihr und ihr werdet sehen, dass man mit der Zeit mehr Routine bekommt. Und auch wenn ihr für die LV nur den Winter mittippen sollt, ihr seid herzlich eingeladen, auch über den Winter hinaus mitzutippen, wenn ihr Spaß daran habt. Von daher schon einmal viel Spaß euch bei den kommende Wochen und uns allen eine schöne Winterjahreszeit mit vielen Schneewochenenden zum Tippen, frostigen Temperarturwerten im Jänner und Feber sowie manchen Hochnebellagen zum Knobeln 😉

Viele Grüße in die Runde
Bibertaler

  • Diese Antwort wurde geändert vor 2 Jahren, 4 Monaten von Bibertaler. Grund: LIDAR-Grafik eingefügt