Antwort auf: WB 22.01.-24.01.2021

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#15968
Bibertaler
Moderator

Servus zusammen,
Danke dir Morten für deine herausragende WB. Bilderbuchartig, wie du von oben immer weiter ins Detail hineingehst. Zum Thema arktisches Meereis, ich erinnere mich da an eine Wette beim Nikolaustreffen in Innsbruck vor ein paar Jahren … bei dieser Gelegenheit könnte man mal einen Zwischenstand geben 😉

Zum Wochenendwetter, nachdem ich dir, Morten, schon nicht frühzeitig genug über Nord/Westföhn Auskunft geben konnte, will ich zumindest eine Art kurze Verifikation versuchen. Nach dem seit der Nacht auf den 20.1. am Patscherkofel mit Orkanböen wehenden, Schnee fressenden Föhnmonster  (inklusive Stauschneefälle in den Südalpen, Osttirol wieder teils 40-50 cm Neuschnee über Nacht), hat nun die Kaltfront dem großen Schmelzen endlich ein Ende bereitet. Leider hat der früehn Morgenstunden bedingt kaum jemand mitbekommen, dass dieser Wechsel mit einem Nordföhnevent einhergegangen ist. Schauen wir uns erstmal die Messungen an:


Man sieht in den Temperatursprüngen und an den rosa B0lken beim Wind oben rechts sehr gut, wann es Südföhn in der Stadt mit südlicher Windrichtung gegeben hat. Rotor oder sonstige Richtung mit Föhnluft sieht man damit zwar nicht, aber wenn die Temperatur schon hoch bleibt, ist es naheliegend, dass auch hier noch der Föhn aktiv war. Letzte Nacht konnte der Föhn um 20 Uhr kurz abheben, kam dann um 21 Uhr wieder abgelengt von der Nordkette zurück und brachte zudem Dimmerföhnartigen Niederschlag. Kurz später hob er dann entgültig ab, um auf West zu bleiben. Die Niederschläge blieben noch bis Mitternacht messbar. Um 3 UTC verstärkte sich dann der Westwind deutlich. Mit anspringender Temperatur und verzögert sinkendem Taupunkt war hier Nordföhn in Innsbruck, der bis knapp vor 6 UTC aktiv war. EIne weitere Anmerkung hierbei, bis 5:50 UTC wurden auch noch Schauer im METAR gemeldet. Auch etwas knapper, als ich es gestern vermutet hätte.

Rund um den Startzeitpunkt um 3 UTC gab es das normale Sounding am Flughafen, das den Südföhn noch bei 1500m und darüber drin hat. Der West darunter ist auch schon recht kräftig, die Front ist aber meiner Meinung nach hier noch nicht durchgezogen. Ein zweites Sounding kurz später wäre vielleicht zeimlich interessant zum Vergleichen geworden.

Seit dem Nordföhnende gegen 6 UTC beruhigte sich die Lage wieder und seit 9 UTC fließt nun die Luft aus dem Unterinntal ein.

Auch im Lidar der Uni Innsbruck ist dieser Ablauf schön erkennbar. Erst gegen 20 UTC wird die Südströmung in der Talatmosphäre dank aufkommendem Niederschlag aus Süden sichtbar. Zuvor waren einfach zu wenig Partikel in der Luft. Anhand der roten gepunkteten Linie seht ihr die ungefähre Föhnausdehnung. Oberhalb dieser Linie war überwiegend Südföhn, darunter Westwind. Überwiegend deshalb, weil es zwischen 22 und 1 UTC sind auch mal Nordkomponenten dabei. Gegen 3 UTC geht dann auch in der Höhe die Windrichtung auf West, siehe den blauen Balken. Das ist der Zeitpunkt, an dem der Nordföhn startete. Die Luft die hier einfloss, kam sehr wahrscheinlich übers Seefelder Plateau. Für Westföhn müssten auch die Stationen im Oberinntal wie Landeck, Haiming oder Imst stärkeren Westwind haben. Nun hat es durchaus Böen aus West gegeben wie oberhalb von Imst oder auch in Landeck und Haiming, bei letzteren beiden sinddiei Maxima aber nur kurze Zeit und maximal 50 kmh respektive 30 kmh. Die stärksten Böen im Umfeld sind am LOWI mit knapp unter 90 kmh gemessen worden. Das Oberinntal fällt damit als Quellverlängerung aus und unterstützt somit das Seefelder Plateau als Ursprung. Zusätzlich brach auch im Wipptal der Föhn ein und ging gegen 3 UTC in Nord über inklusive vorübergehendem Windanstieg. Wäre es ein Westföhn gewesen, hätte ich nach Georgs Erfahrungswerten eher weiterhin Südföhn oder zumindest Südföhn ähnlichen Wind erwartet. Daher war das heute morgen ein netter Nordföhn. Hier kommen noch ausgewählte Stationen aus dem Außerfern und Oberland sowie Innsbruck und Ellbögen:
Reutte Hahnenkamm 1670m/Landeck 798m/Hütte westlich+oberhalb von Imst 1935-2580/Haiming 658m/Ellbögen im Wipptal 1080m/LOWI 576m

Genug des Rückblickes, euch allen noch ein schönes Restwochenende
Viele Grüße aus dem Restschnee
Bibertaler