Antwort auf: ROLF-GUDRUN-STEFFEN WB am 22.05.20

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#15259
Bibertaler
Moderator

Ja, das war schonmal was gestern Nachmittag im Inntal. Um das ganze in Erinnerung zu halten hier ein kurzer Nachtrag zu Georgs Kommentar und zum gestrigen Frontdurchgang.

Der Samstag startete sehr freundlich mit einigen Sonnenstunden und auch sehr angenehm. An der Sill fanden sich ein paar Leute um Hollunderblüten zu ernten, bevor das Wetter umschlägt und die Pollen abwäscht. Im Wipptal kam über Mittag langsam Südföhn auf, der im LIDAR oberhalb von 800m über dem Tal zu erahnen ist, während im Oberland dank der Sonneneinstrahlung ein bemerkenswertes Druckabsinken von 1024hPa auf knapp unter 1010hPa in weniger als 6h folgte. Die Konsequenz war deutliches Einfließen. Mit den von uns allen getippten Drücken würde ich aber vermuten, dass es wohl beim Ausfließen geblieben wäre, weil der Druck am Talausgang etwa gleich war und somit kein Gradient da gewesen wäre. Aber egal… das interessantere kam ja später erst. In dem Bereich rund um 13:30UTC, als die Tmax von sage und schreibe 31.4°C erreicht wurde, kam nahezu plötzlich Wind auf und die Bewölkung zog sich rasch zu. Die obersten 400m der Nordkette wurde mit einer Wolkenwalze überströmt. Das Video, das Georg erwähnt hat, findet ihr hier:  https://drive.google.com/file/d/1-btyB9wO6gUg_h0_-uRhaNMqpQFwQ4Vs/view?usp=sharing  (Falls die Bildqualität nicht so gut sein sollte, in den Einstellungen die besseren Auflösung auswählen). Wer sich auf den unteren Bildabschnitt konzentriert, erkennt dort den oberen Teil eines Baukrans, der aktuell meine XXL-Windfieder ist, sofern nicht gearbeitet wird. Jedenfalls erkennt man damit hervorragend, von wo die Böen kommen.

Parallel kam – gut zu erkennen am Druckanstieg – die Kaltfront in Landeck an, 20min später nahm auch in Kufstein schnell wieder der Druck zu. Normalerweise braucht es dann ein bisschen, bis sich die Kaltluft von Osten bzw. Westen nach Innsbruck bewegt, gestern aber ging es schneller, nur knapp 20min nach Kufstein drückte sich die Kaltluft über die Nordkette und ergoss sich über die Stadt. An der Unistation kühlte es darauf zügig ab und mit 104km/h wurde sogar eine orkanartige Böe erfasst. Der Flughafen, im Schutz der Martinswand gelegen, erreichte trotz freier Fläche und wenig Bremshindernissen nur 91km/h. Im LIDAR erkannt man zudem, dass nur die unteren 300m der Talatmosphäre betroffen waren. Mit den anschließenden Schauern wurde alles, was Signal fürs LIDAR reflektieren könnte, ausgewaschen und erst mit dem Einfließen der restlichen Kaltluft zum Beginn der Nacht zeigen sich wieder Signale, eben aus östlichen Richtungen.

Dieser Fall ist nicht gerade häufig. Dass es zum Überströmen der bis zu 2600m hohen Nordkette kommen kann, muss die Kaltluft entsprechend hochreichend sein und vor allem darf die Kaltluft nicht bodennah übers Unterinntal/Achensee oder aus mittlerer Höhe übers Oberinntal/Seefelderplateau schneller sein. Solche Wolkenkaskaden kann es auch bei Schauern oder Gewittern im Karwendel geben und sind nicht minder beeindruckend.

Viele Grüße aus einem Land mit neuen Dimensionen – Salzburg hat Coronatechnisch „Negativkranke“  😀  (Quelle: https://coronavirus.datenfakten.at/) – ein Hoch auf die Statistik
Bibertaler



Quelle: ertel2.uibk.ac.at ACINN Messungen der Unistation und LIDAR

 

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