Antwort auf: ELENA-FABIENNE-WB am 21.09.2018

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#12782
Pistotnik
Teilnehmer

So wenig Diskussion an einem so spannenden Wochenende?

Danke an Michael für die spannende WB, an Ralf für die interessanten Ergänzungen und an Heiko für den schönen Satz: „Da saßen Leute in der gefühlt über 30 Grad heißen U-Bahn in Winterklamotten, und als man auf die Straße in den Herbststurm trat, begegnete man Zeitgenossen, die vom „Outfit“ her bloß die Frage aufwarfen, wo sie Strandtuch und Surfbrett gelassen haben.“ – Das ist einer der angenehmen Nebeneffekte unseres Berufs, dass wir unsere Kleidung nach dem tatsächlichen Wetter und nicht nach dem Kalender richten können. 😉

In diesen Augenblicken braut sich ein Herbststurm zusammen, der in die meteorologischen Geschichtsbücher eingehen könnte. Es ist, als wäre ein winterliches Sturmtief in eine sommerliche Luftmasse hineinverpflanzt worden. An der Gewitterlinie, die sich entlang der Kaltfront derzeit zusammenbraut, rechne ich in den nächsten Stunden etwa entlang eines Streifens Mannheim – Nürnberg – Pilsen – Ostrau verbreitet mit orkanartigen Böen oder Orkanböen. Mich würden stellenweise sogar Windspitzen um 150 km/h nicht wundern (bzw. entsprechende Schäden, denn wenn genau diese Spitzen auch tatsächlich gemessen werden, wäre es doch ein recht großer und glücklicher Zufall). Ich denke, das könnte einer der heftigsten, schlimmsten oder perfektesten (je nach Sichtweise) Herbststürme werden, den wir je am Kontinent erlebt haben. Aus meiner Erinnerung fällt mir nur „Quimburga II“ im November 2004 ein, die an das heranreicht, was man auf den heutigen Vorhersagekarten sieht. (Damals gab es natürlich noch keine so feinen, konvektionsauflösenden Modelle, daher waren die Vorhersagen eine noch wesentlich größere Herausforderung als heute.)

Wunderschöne Soundings von 12 UTC:

Vor der Warmfront: Meiningen

Vor der Warmfront: Meiningen

 

Direkt an der Frontlinie: Idar-Oberstein (fast gesättigte Warmluft unter extremer vertikaler Windscherung - wenn sich in diesem Regime Gewitter bilden, dann kann es auch richtig starke Tornados geben!)

Direkt an der Frontlinie: Idar-Oberstein (fast gesättigte Warmluft unter extremer vertikaler Windscherung – wenn sich in diesem Regime Gewitter bilden, dann kann es auch richtig starke Tornados geben!)

 

Tiefer im Warmsektor: Stuttgart (bodennahe Abtrockung und weitere Erwärmung infolge von Durchmischung ->besonders hohe Sturmgefahr an der Kaltfront)

 

Für die Südstädte wird die „Action“ leider erst nach 18 UTC kommen, sodass sich lediglich die Böen (sowohl in Innsbruck und Wien halte ich 60 kt oder mehr für denkbar, auch ohne Gewitter in Form von Westföhn), aber nicht mehr die kurzfristige Temperaturspitze in der Turnierwertung auswirken wird. Sollte der Föhn in Wien genauso gewaltig durchschlagen wie in der legendären „Kyrill“-Nacht, dann werden wir gegen Mitternacht, unmittelbar vor der Kaltfront, 30°C haben. 😉

Leipzig wird von der Warmluftzunge offenbar knapper als erwartet, aber doch verpasst. Das Erzgebirgsvorland dürfte gerade noch hineinkommen und könnte dann auch noch entsprechend schwere Gewitter abbekommen.

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