Meteorologen wetteifern seit zehn Jahren im Wetterturnier um die exakte Wochenendprognose
Berlin (ddp). Wenn Thomas Globig das Wochenendwetter falsch vorhergesagt hat, ist das nicht nur ärgerlich. Das bedeutet auch Punkteabzug. Denn er gehört zu den über 100 Meteorologen in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz , die Woche für Woche um die beste Prognose für Samstag und Sonntag wetteifern. Sie vereint ein Freizeit-Hobby – das Wetterturnier.
Seit zehn Jahren gibt es diesen Wettbewerb für Profi- und Hobby-Meteorologen verschiedener Wetterdienste. Bei dem Freizeitspaß gehe es darum, jeweils bis Freitagnachmittag das Wochenendwetter für die Großstädte Berlin, Leipzig, Wien, Innsbruck und Zürich so genau wie möglich vorherzusagen, wie der Organisator des Wettbewerbs, Marcus Beyer, sagt. Wann regnet es, wie lange scheint die Sonne und wie hoch klettert das Thermometer?
«Diese Angaben werden anschließend mit den tatsächlichen Messwerten an den einzelnen Stationen verglichen und nach einem Punktsystem bewertet», erläutert der 27-jährige Beyer, der als Meteorologe seit einem Jahr beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach tätig ist, im ddp-Interview.
Der Prognosewettbewerb wurde im Jahr 2000 von Studenten am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin ins Leben gerufen. Ein Jahr später kamen die Studenten der Universität Wien hinzu, danach auch die der Unis Innsbruck und Leipzig. Beyer zufolge beteiligen sich zeitweilig mehr als 150 Meteorologen an dem entsprechend den Jahreszeiten viermal jährlich ausgetragenen Wettbewerb.
Von Anfang an dabei ist Meteomedia-Mitarbeiter Globig. «Es reizt mich immer wieder, die verschiedenen Faktoren zu bewerten und anschließend die Trefferquote zu sehen – ob nun 20 oder 80 Prozent», sagt Globig, Jahrgang 1956, der vor allem aus Leipzig und von Hiddensee für die dritten Fernsehprogramme über das Wetter berichtet. Und die Bewertungskriterien sind streng: «Liegt man bei der jüngsten Hitzewelle bei der Temperaturangabe mit einem zehntel Grad daneben, gibt es schon Punktabzug», sagt der Berliner, der seine Leidenschaft fürs Wetter von seinem Vater geerbt hat, einem Bäckermeister und Hobby-Meteorologen.
Globig hat den Wettbewerb für die Vorhersagen von Berlin und Leipzig bereits mehrmals gewonnen. Vor zwei Jahren wurde er vom Internetportal Wetterturnier.de mit dem erstmals vergebenen Titel «Synoptiker des Jahres» geehrt. «Dabei wählen alle Mitspieler den nach ihrer Meinung besten Meteorologen, der das ganze Jahr über mit seinen Vorhersagen am besten abgeschnitten ab», erläutert Turnier-Organisator Beyer.
Beyer, der seit 2006 mitspielt, indet beispielsweise eine trockene Wetterlage zwar für die Prognose einfacher. «Jedoch muss dann die Temperatur auf ein Zehntel exakt vorausgesagt werden, damit es die volle Punktzahl 10 gibt.» Ist es hingegen unbeständig, werde es beim Blick nach vorn «extrem schwierig. Wir müssen uns dann entscheiden, ob es am Vormittag oder am Nachmittag regnet».
Dabei seien die Kollegen mit viel Ehrgeiz bei der Sache, denkt Globig. Gespannt werde zu Wochenbeginn wohl immer auf die Auswertungen geblickt. «Und auch wir ärgern uns über das falsche Wetter, aber eine hundertprozentige Vorhersage gibt es nicht.»